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Die Geschichte von Liebe und Sex

Titel: Die Geschichte von Liebe und Sex
Autoren: Lutz van Dijk
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ohne Luft zum Atmen. Kein Leben. Nichts.
    Dann, vor rund 4,5 Milliarden Jahren, irgendwo im Universum: Materie strebt nicht mehr auseinander in die Unendlichkeit, sondern verdichtet sich. Sternenstaub, Wasserstoff und Helium bilden eine gigantische Wolke. Als diese Wolke größer und dichter wird, entlädt sie sich wie in einem gigantischen Unwetter und bricht in sich zusammen.
    Der größte Teil der Materie ballt sich im Mittelpunkt der ehemaligen Wolke. Sie verdichtet sich weiter und verwandelt sich in einen glühenden Körper, der sich durch nukleare Explosionen immer weiter aufheizt: Unsere Sonne ist geboren.
    Im Sog des Zusammenbruchs der Wolke drehen sich die verbleibenden Teilchen auf kreisförmigen Bahnen um die junge Sonne. Dabei wirken Zentrifugalkräfte, wie man sie beobachten kann, wenn man sich mit einem gefüllten Wassereimer in der Hand immer schneller um sich selbst dreht und der Eimer dabei in Schräglage kommt. So wie das Wasser nicht aus dem schräg gehaltenen Eimer läuft, so werden jene unzähligen Teilchen aneinandergedrückt und gleichzeitig durch die Anziehungskraft der Sonne auf ihrer Umlaufbahn gehalten. Wie die Sonne ziehen die immer größer werdenden Brocken kontinuierlich kleinere Teile an und ballen sich zu Planeten, die in unterschiedlichen Bahnen um den Mittelpunkt rasen. So entsteht unsere Erde, von der Sonne aus gesehen der dritte in der Reihe der neun großen Planeten.
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    |24| Diese Urerde hatte damals schon einige Merkmale unseres heutigen Planeten: Noch immer rasen wir im unvorstellbaren Tempo von gut 30 000 Kilometern pro Stunde um die Sonne, wobei sich die Erde innerhalb von 24 Stunden einmal um sich selbst dreht. Ein vollständiger Umlauf dauert heute gut 365 Tage, ein Erdenjahr. Auch die Position in der Reihe der anderen großen Planeten hat sich nicht verändert. Und immer noch fliegen Tausende anderer kleiner Planeten – sogenannte Planetoiden und Asteroiden – ebenfalls auf eigenen Bahnen um die Sonne. Je dichter an der Sonne, desto wärmer – je weiter weg, desto kälter. So hat der Planet Venus, der nach der römischen Liebesgöttin benannt wurde und von der Sonne aus gesehen an zweiter Stelle steht, eine Oberflächentemperatur von durchschnittlich 480 Grad. Der Planet Mars dagegen, der seinen Namen vom römischen Kriegsgott erhielt und sich nach uns an vierter Stelle um die Sonne dreht, ist bereits extrem kalt.
    Allerdings sah es auf der Erde damals völlig anders aus als heute: Vor vier Milliarden Jahren war sie noch eine glühende Lavakugel mit brodelnder Oberfläche, die von den massenhaft umherfliegenden Meteoriten bombardiert wurde. Diese schmolzen in den Lavamassen, wodurch der Umfang der Erde weiter zunahm. Erst über einen Zeitraum von etwa einer Milliarde Jahren kühlte die Erde außen allmählich ab, wodurch erste Gesteinsmassen und die Weltmeere entstanden – damals noch ätzende, säurehaltige und dampfende Fluten. In diesen brodelnden Ozeanen entwickelten sich vor rund 3,5 Milliarden Jahren erste algenartige Zellen. Diese Zellen verfügten allerdings noch nicht über einen Zellkern, und streng genommen pflanzten sie sich auch nicht fort. Sie vermehrten sich, indem sie sich teilten, wodurch immer neue, aber identische Zellen entstanden.
    Wirkliches Leben beginnt erst vor etwa zwei Milliarden Jahren. So lange, fast 1,5 Milliarden Jahre, dauerte es, bis die einfachen, einzelligen Organismen einen Zellkern gebildet hatten. Dieser Zellkern ist wesentliche Voraussetzung für das, was wir unter geschlechtlicher Vermehrung verstehen. Der Zellkern enthält das Erbgut einer Zelle, und bei der Fortpflanzung vermischen zwei Zellen ihr Erbgut miteinander. Durch diese Vereinigung wird eine völlig neue und einmalige Zelle geboren. Diese Vereinigung zweier Zellen ist der erste Sex in der Geschichte des Lebens auf unserem Planeten.
    |25| Leben. Die gängige Definition der Biologie benennt drei wichtigste Merkmale für lebendige Organismen: Stoffwechsel (Ernährung, Ausscheidung, Atmung), Wachstum und Fortpflanzung. Alles, was atmet, wächst und sich vermehren kann, lebt und stirbt früher oder später im Kreislauf von Leben und Tod. Mit dem ersten Sex vor gut zwei Milliarden Jahren beginnt eine Geschichte auf Leben und Tod.
    Mercedes Barraca, 17 Jahre, vom Volk der Kuna in Panama berichtet, was ihre Großmutter ihr über die Entstehung von Leben und Liebe erzählt hat: *
    »La vida y el amor – das Leben und die Liebe: Es gibt kein Leben ohne Liebe. Es gibt Leben
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