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Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Titel: Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.
Autoren: John Ronald Reuel Tolkien
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standen und nicht mehr vor noch zurück wussten. So erspähte sie Thorondor, und er sandte ihnen zwei seiner Adler zu Hilfe; und die Adler trugen sie empor über die Umzingelnden Berge in das versteckte Tal von Tumladen und dieverborgene Stadt Gondolin, die kein Mensch zuvor je gesehen hatte.
    Dort empfing sie König Turgon mit Wohlwollen, als er ihre Abstammung erfuhr; denn Hador war ein Elbenfreund, und darüber hinaus hatte Ulmo Turgon geraten, freundlich zu den Söhnen jenes Hauses zu sein, von denen ihm Hilfe in der Not zuteil werden sollte. Húrin und Huor wohnten fast ein ganzes Jahr lang als Gäste im Hause des Königs; und es heißt, in dieser Zeit habe Húrin, der lernbegierig war und eine rasche Auffassungsgabe hatte, viel Wissen von den Elben erlangt und auch manches von den Gedanken und Plänen des Königs erfahren. Denn Turgon fasste große Zuneigung zu Galdors Söhnen und sprach oft mit ihnen; und eher aus Liebe wünschte er sie in Gondolin zu halten als um seines Gesetzes willen, dass kein Fremder, ob Elb oder Mensch, der den Weg zum versteckten Königreich gefunden oder die Stadt erblickt habe, je wieder fort dürfe, solange der König nicht selbst die Tore öffnete und das versteckte Volk herausführte.
    Húrin und Huor aber sehnten sich danach, zu ihrem eigenen Volk zurückzukehren und an den Kriegen und Nöten teilzuhaben, die es nun bedrängten. Und Húrin sagte zu Turgon: »Herr, wir sind nur sterbliche Menschen und nicht wie die Eldar. Sie mögen es ertragen, lange Jahre hindurch auf den Kampf mit ihren Feinden an einem fernen Tage zu warten; unsere Zeit aber ist kurz, und unsere Kraft und Hoffnung gehen schnell dahin. Außerdem kennen wir den Weg nach Gondolin nicht, und wir wissen auch nicht genau, wo diese Stadt liegt; denn in Furcht und Erstaunen wurden wir durch die Lüfte hierher getragen, und eine gnädige Ohnmacht verschleierte uns die Augen.« Da gab Turgon derBitte nach und sagte: »Auf dem Weg, den ihr gekommen seid, sei euch erlaubt, uns wieder zu verlassen, wenn Thorondor einwilligt. Euer Abschied bekümmert mich; doch binnen Kurzem, nach der Rechnung der Eldar, werden wir uns vielleicht wiedersehen.«
    Maeglin aber, des Königs Schwestersohn, der ein Großer in Gondolin war, bedauerte den Abschied der beiden nicht im Geringsten. Vielmehr neidete er ihnen die Gunst des Königs, denn er liebte die Menschen im Allgemeinen nicht. Und er sagte zu Húrin: »Des Königs Gnade ist größer, als ihr wisst, und man könnte sich fragen, warum das strenge Gesetz für zwei niedere Menschenkinder aufgehoben wird. Es wäre sicherer, wenn sie keine Wahl hätten, als hier zu bleiben und uns bis an ihr Lebensende zu dienen.«
    »Des Königs Gnade ist in der Tat groß«, antwortete Húrin, »doch wenn unser Wort nicht genügt, so wollen wir dir einen Eid schwören.« Und die Brüder schworen, niemals Turgons Pläne zu verraten und über alles zu schweigen, was sie in seinem Reich gesehen hatten. Dann nahmen sie Abschied, und die Adler kamen und trugen sie bei Nacht fort und setzten sie vor Morgengrauen in Dor-lómin ab.
    Ihre Sippe war froh, sie wiederzusehen; Boten aus Brethil hatten nämlich berichtet, dass sie verschwunden seien. Aber nicht einmal ihrem Vater wollten sie erklären, wo sie gewesen waren; nur dass die Adler sie aus der Wildnis gerettet und heimgebracht hätten. Doch Galdor sagte: »Habt ihr etwa ein Jahr in der Wildnis gehaust? Oder haben euch die Adler in ihren Horsten beherbergt? Aber ihr habt Nahrung und feine Kleider gefunden und kehrt heim wie junge Prinzen, nicht wie Waldläufer.« Und Húrin antwortete: »Sei zufrieden, Vater, dass wir heimgekehrt sind; denn nur untereinem Eid des Schweigens wurde es uns gestattet. Dieser Eid gilt noch immer.« Da fragte Galdor nicht weiter, doch er und viele andere errieten die Wahrheit. Denn sowohl der Eid des Schweigens als auch die Adler deuteten auf Turgon und Gondolin hin.
    So vergingen die Tage, und Morgoths Schatten der Furcht, der auf dem Land lag, wurde länger. Aber im vierhundertneunundsechzigsten Jahr nach der Rückkehr der Noldor nach Mittelerde regte sich Hoffnung unter den Elben und Menschen; denn es gab Gerüchte über die Taten Berens und Lúthiens und wie sie Morgoth sogar auf seinem Thron in Angband Schande bereitet hätten, und einige sagten, dass Beren und Lúthien noch lebten oder von den Toten zurückgekehrt seien. In diesem Jahr waren auch Maedhros’ große Pläne beinahe ausgereift, und die wieder erstarkende Kraft
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