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Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Titel: Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.
Autoren: John Ronald Reuel Tolkien
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Vater, der in Gondolin geboren war, bevor es fiel; und meine Mutter war Elwing, Tochter Diors, welcher der Sohn Lúthiens von Doriath war. Drei Zeitalter habe ich im Westen der Welt erlebt, mit vielen Niederlagen und vielen fruchtlosen Siegen.«
    Etwa sechseinhalbtausend Jahre bevor Elronds Rat in Bruchtal abgehalten wurde, wurde Túrin in Dor-lómin geboren, »im Winter des Jahres«, wie in den Annalen von Beleriand festgehalten ist, und »mit unheilvollen Vorzeichen«.
    Doch die Tragödie seines Lebens besteht keineswegs allein in der Ausprägung seines Charakters, denn es war ihm bestimmt, im Bann einer mächtigen und geheimnisvollen Macht zu leben, unter dem Fluch des Hasses, mit dem Morgoth Húrin, Morwen und deren Kinder belegte, weil Húrin sich seinem Willen widersetzte. Und Morgoth, der SchwarzeFeind, wie er damals genannt wurde, war in seinem Ursprung, so erklärte er Húrin gegenüber, als dieser gefangen vor ihn geschleift wurde, »Melkor, der erste und mächtigste aller Valar, der bereits vor der Welt da war«. Nun, nachdem er als ein riesiger und majestätischer König des Schreckens dauerhaft Gestalt angenommen hatte, war er körperlich zugegen in seiner gewaltigen Festung Angband, der Eisenhölle, im Nordwesten von Mittelerde; der schwarze Rauch, der von den Gipfeln der Thangorodrim – der Berge, die er über Angband aufgetürmt hatte – emporquoll, verdunkelte weithin den nördlichen Himmel. Es heißt in den Annalen von Beleriand , »die Tore von Morgoth waren nur einhundertundfünfzig Wegstunden entfernt von der Brücke von Menegroth; fern und doch allzu nah«. Diese Worte beziehen sich auf die Brücke, die zu den Hallen des Elbenkönigs Thingol führten, der Túrin als Ziehsohn annahm; sie wurden Menegroth, die Tausend Grotten, genannt und lagen weit im Südosten von Dor-lómin.
    Doch da Morgoth in seiner irdischen Gestalt gefangen war, kannte er auch Furcht. Mein Vater schrieb dazu: »Indem er an Tücke wuchs, und das Unheil, das er ersann, seinen üblen Kreaturen eingab und in seine Lügen verstrickte, ging seine Kraft in diese über und verteilte sich, während er selbst immer erdgebundener wurde und nur noch ungern aus den dunklen Tiefen seiner Festung hervorkam.« Als somit Fingolfin, der Hohe König der Noldor-Elben, allein nach Angband ritt, um Morgoth zum Zweikampf zu fordern, rief er am Tor: »Komm heraus, du feiger König, und kämpfe mit deiner eigenen Hand! Höhlenhocker, Herr von Sklaven, Lügner und Lauerer, Feind der Götter und Elben, zeig dich!Denn ich will dein feiges Gesicht sehen.« Und, so heißt es: »Morgoth kam. Denn er konnte sich einer solchen Herausforderung vor den Augen seiner Hauptleute nicht entziehen.« Er kämpfte mit dem großen Hammer Grond, der bei jedem Schlag ein großes Loch in die Erde trieb, und schlug Fingolfin zu Boden. Doch im Sterben heftete dieser den großen Fuß Morgoths an die Erde, »und das schwarze Blut schoss hervor und füllte die Löcher, die Grond gehauen hatte. Morgoth hinkte allzeit hernach.« Desgleichen, als Beren und Lúthien in der Gestalt eines Wolfs und einer Fledermaus in die tiefste Halle Angbands vordrangen, wo Morgoth saß, wirkte Lúthien einen Zauber, und »plötzlich, donnernd wie eine Lawine, fiel er vom Thron und lag lang hingestreckt auf dem Boden der Hölle. Die Eisenkrone rollte ihm schallend vom Haupte.«
    Der Fluch eines solchen Wesens, das von sich sagen kann: »Der Schatten meines Trachtens liegt auf Arda [der Erde], und alles, was in ihr ist, beugt sich langsam und unabwendbar meinem Willen«, ist anders als die Flüche oder Verwünschungen von Geschöpfen geringerer Macht. Morgoth »beschwört« nicht das Böse oder Unheil auf Húrin und seine Kinder herab, er ruft keine höhere Gewalt an, deren Vollstrecker er wäre; denn er, »Herr über Ardas Geschicke«, wie er sich selbst gegenüber Húrin bezeichnet, vermag das Verderben seines Feindes durch die Kraft seines eigenen gewaltigen Willens zu bewirken. So »entwirft« er die Zukunft derer, die er hasst, und so sagt er zu Húrin: »Über allen, denen deine Liebe gilt, wird mein Gedanke liegen wie eine Wolke des Unheils , die sie in Finsternis und Verzweiflung stürzen wird.«
    Die Folter, die er für Húrin ersann, bestand darin, »mit Morgoths Augen zu sehen«. Wer gezwungen war, in Morgoths Auge zu blicken, »sah« (oder empfing in seinem Geist aus Morgoths Geist) ein zwingend glaubhaftes Bild der Ereignisse, verzerrt durch Morgoths abgrundtiefe Bosheit; und
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