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Die Geschichte der Deutschen

Die Geschichte der Deutschen

Titel: Die Geschichte der Deutschen
Autoren: Wilhelm von Sternburg
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Weltgeschichte. Die Wanderungen der germanischen und slawischen Stämme, die Ende des 2. Jahrhunderts verstärkt einsetzten, um dann immer wieder dramatische Völkerverschiebungen in Europa auszulösen, hingen eng miteinander zusammen. Sie wirkten auf das Leben im untergehenden Rom ebenso ein wie auf das der Menschen in Gallien, Germanien, Skandinavien, Britannien oder östlich der Elbe. Das Reich Karls des Großen umfasste das heutige Frankreich, Belgien, Holland, Deutschland und große Teile Italiens. Nationalstaaten, wie wir sie heute kennen, gab es damals noch nicht. Die Reformation war trotz des Wittenberger Mönches Martin Luther kein isoliert deutsches, sondern ein die gesamte christliche Welt aufrührendes Ereignis. Als Friedrich der Große im 18. Jahrhundert Preußens Truppen in Schlesien einmarschieren ließ, löste er einen langen Krieg aus, dessen Beben bis in die nordamerikanischen Kolonien zu spüren war, weil sich dort Franzosen (Friedrichs Feinde) und Engländer (Friedrichs Verbündete) verlustreiche Schlachten lieferten, die über das Schicksal Preußens mitentschieden. Die Französische Revolution von 1789 hat die deutschen Länder, England oder das zersplitterte Italien kaum weniger tief verändert als Frankreich selbst. Die Wurzeln der industriellen Revolution liegen zwar in England, aber sie verbreitete sich im Laufe des 19. Jahrhunderts über ganz Westeuropa und den aufstrebenden nordamerikanischen Kontinent. Die zwei Weltkriege des |13| 20. Jahrhunderts – an deren Ausbruch Deutschland einen unheilvollen Anteil hatte – veränderten nicht nur unser Land, sondern die Welt.
    Aber jedes Volk, jeder Staat hat zugleich seine ganz eigene Entwicklung durchgemacht. Das gilt auch für Deutschland. Die geografische Lage, das Klima, die natürlichen Rohstoffreichtümer, die Kultur und die gesellschaftlichen Strukturen bestimmen Leben, Denken und Handeln einer Nation. So haben sich beispielsweise in England schon sehr früh mit der Magna Charta von 1215 und in Frankreich nach der Revolution von 1789 erste demokratische Strukturen herausgebildet. Und das hatte entscheidenden Einfluss auf die politischen und gesellschaftlichen Verhaltensweisen dieser Völker. Die Deutschen dagegen hielten bis 1945 mehrheitlich am obrigkeitsstaatlichen Denken fest, das seit den Tagen des frühen Mittelalters die Herrschaft einer kleinen Oberschicht sicherte. Nicht zuletzt an dieser antidemokratischen Mentalität scheiterten die Revolution von 1848 und Anfang der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts die Weimarer Republik. Schließlich wurde sogar ein Diktator und Massenmörder wie Adolf Hitler möglich.
    Erzählt wird in diesem Buch ausführlich von den Persönlichkeiten, die die Geschichte der Deutschen auf besondere Weise bestimmt haben. Dies, obwohl die Historiker schon lange darüber streiten, ob es denn tatsächlich die Männer (von Frauen sprachen sie in diesem Zusammenhang eigentlich nie) sind, die Geschichte machen, oder ob nicht umgekehrt die wirtschaftlichen, kulturellen und mentalen Entwicklungen das Leben der Menschen verändern. Beides gilt wohl. Die geschichtsmächtigen Persönlichkeiten bleiben immer auch abhängig von den Ereignissen und Abläufen, die ihr Handeln motivieren und begrenzen. Aber Cäsar oder Napoleon haben mit ihren politisch-militärischen Entscheidungen zweifellos die Epoche, in der sie lebten, geprägt. Die Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1871 ohne Bismarck ist kaum weniger vorstellbar als das Dritte Reich ohne den Verbrecher Adolf Hitler.
    Entscheidend für die biografischen Abschnitte in diesem Buch war für mich aber vor allem der Wunsch, die Geschichte der Deutschen für den Leser spannend zu erzählen. Spiegelt sich doch im Leben des Einzelnen jenseits aller abstrakten Erklärungen und Deutungen besonders eindrucksvoll und verständlich wider, dass der Mensch im Zentrum des Geschehens steht – heute ebenso wie vor über 2 000 Jahren.

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|14| In den Wäldern der wilden Germanen
    Obwohl die nationalen Verkünder im 19. und 20. Jahrhundert etwas ganz anderes behaupten, ist es eine Realität: Die Deutschen als Volk treten erst sehr spät in die Geschichte ein. Im Vergleich zu den Hochkulturen der Ägypter, Griechen oder Römer geht es in West-, Mittel- und Nordeuropa noch lange urzeitlich zu. Schrift, Baukunst, Wissenschaften, Bodenbearbeitung und Alltagstechnologie erleben im Nahen Osten und in Asien bereits eine Blütezeit, als die Menschen nördlich der
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