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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2
Autoren: cook
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sagte Kavenlow. »Er hat dich nur auf die Probe gestellt.«
    Mir stockte der Atem, als ich seinem stolzen und doch kummervollen Blick begegnete. »Es geht hier um Dinge, von denen du nichts weißt, Tess. Jeck hat dir nichts getan. Er hat dich zurückgelassen, so dass die Piraten dich wieder einfangen konnten, aber dadurch hättest du Contessa und Alex das Leben retten können. Das war ein guter Spielzug, und ich an seiner Stelle hätte das Gleiche getan – allerdings gebe ich zu, dass ich es dir wohl vorher gesagt hätte. Wenn Jeck dich nicht an den Mast gefesselt hätte, hättest du ihn entweder getötet, oder du wärst ins Wasser gesprungen und ertrunken.«
    Ich riss die Augen auf. Ich hatte nicht gewusst, dass Jeck ihm all das haarklein erzählt hatte. Doch ich sah keine Angst in Kavenlows Miene, keine Scham darüber, dass sein Lehrling die Beherrschung verloren und Jeck beinahe umgebracht hätte.
    »Und dass du allein zur Hauptstadt laufen musstest?«, fuhr Kavenlow fort und tätschelte mir die Hand. »Wenn er ein Tempo angeschlagen hätte, das du hättest mithalten können, dann hätte dir das überhaupt nichts genützt. Stattdessen ist er vorausgegangen und hat dafür gesorgt, dass du ein warmes Feuer vorfindest, wenn du ihn einholst. Und indem er dich vor dieser alten Frau im Stich gelassen hat, hat er dafür gesorgt, dass sie dich bemitleidet. Kein übles Gefühl, wenn man es richtig zu nutzen versteht, und das ist dir offensichtlich gelungen. Sie war wütend auf ihn, weil er dich zurückgelassen hat, und hat dir deshalb gegeben, was du brauchtest. Andernfalls hätte sie das vielleicht nicht getan.«
    Ich starrte ihn an und versuchte, ihm zu glauben. War ich womöglich noch blinder gewesen, als ich dachte?
    »Als er im vergangenen Frühjahr schon davon sprach, dich als Lehrling abzuwerben«, fuhr Kavenlow fort, »ging es ihm nicht nur darum, sich das Gift zu sparen, das nötig wäre, um einen Lehrling ganz von Anfang an aufzubauen. Das ist teuer und gefährlich, und er wollte eigentlich keine Prinzessin als Nachfolger, sondern einen Soldaten. Aber du hast ihn mit deiner Beharrlichkeit und deinem Einfallsreichtum sehr beeindruckt, als du den Palast zurückerobert hast. Er hatte geglaubt, nur ein Soldat wäre tapfer genug, um ein erfolgreicher Spieler zu werden. Du hast ihm seinen Irrtum bewiesen. Du hast nicht aufgegeben. Du hast gestöhnt und gejammert, aber du hast erkannt, was notwendig war, und du hast es getan. Deine Findigkeit und dein Wagemut haben ein Spiel gerettet, das eigentlich schon verloren war. Du hast schwere Entscheidungen getroffen, in dem Wissen, dass du mit den Folgen würdest leben müssen. Und als du dem Tod ins Auge geblickt hast, da hast du dich so tapfer gehalten wie ein Soldat.«
    »Wirklich?«, fragte ich zaghaft. Er lächelte, und seine Augen wurden feucht.
    »Ja, wirklich«, bekräftigte er. »Und seit der Puntabiss deinen Giftpegel angehoben hat, muss ich Jeck darin recht geben, dass er der einzige Spieler ist, der es überleben kann, dich auszubilden. Der einzige, der dir überlegen ist. Vielleicht nicht an Macht, aber an Fähigkeiten.«
    »Du glaubst, ich hätte mehr Macht als Jeck?«, fragte ich, und Angst durchfuhr mich.
    Er nickte und wurde ernst. »Ja. Sei vorsichtig. Kraft bedeutet nichts ohne die Fähigkeit, sie zu lenken. Er verbirgt sein Können beinahe ebenso sorgfältig wie du deine Kraft, und wenn du ihm nicht gehorchst, wird er einen Weg finden, dich zu demütigen, und zwar so, dass man ihn nicht dafür verantwortlich machen kann. Also benimm dich.«
    »Nein«, protestierte ich, denn das glaubte ich ihm sofort. Er stellte das alles so dar, als sei es abgemacht, beschlossene Sache. Habe ich denn dabei gar nichts zu sagen? »Ich will aber nicht. Ich traue ihm nicht. Das ist ein Trick, Kavenlow. Schick mich nicht fort! Ich will Costenopolis nicht verlassen!«
    Er wandte sich von mir ab und strich sich über den silbergrauen Bart, während sein Blick über die Bucht hinweg ins Nichts schweifte. »Wirst du auch nicht.«
    Verblüfft sah ich das Schiff an, dann ihn.
    »Wir sind uns einig, dass es ein Fehler wäre, dich aus Costenopolis fortzubringen. Contessa verlässt sich auf dich, und dich auf ein neues Königreich loszulassen, hätte gewiss katastrophale Folgen.« Er begegnete meinem Blick und stupste mit dem Zeigefinger meine Nasenspitze an. »Du neigst dazu, eine Schneise der Zerstörung zu hinterlassen, und ein Volk, das nicht daran gewöhnt ist, könnte sich
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