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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2
Autoren: cook
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wieder auf die fröhliche Menschenmenge am Kai. Kavenlows nüchterne Kleidung bildete einen schwarzen Punkt, der meine Aufmerksamkeit anzog, einen Fleck inmitten der grellen weißen Hemden und leuchtend grünen und goldenen Uniformen, an dem meine Augen ausruhen konnten. Warum Kavenlow nicht akzeptiert hatte, dass ich keine Spielerin sein konnte, war eine Frage, die mich in meinen schlaflosen Nächten verfolgte.
    Er bestand darauf, ein halbes Jahr zu warten und dann meine Immunität gegen das Gift zu erproben, denn er war immer noch davon überzeugt, dass eine längere Abstinenz vom Gift wie von der Magie meinen Grundpegel so weit absinken lassen würde, dass ich meine Lehre fortsetzen konnte, wenn auch begrenzt und sorgsam strukturiert. Seine stoischen Bekundungen, ich dürfe die Hoffnung nicht aufgeben, verstärkten sich nur, als ich ihm gestand, dass ich den Wind gerufen und es geschafft hatte, ihn aus mir zu tilgen, ehe er mich in den Wahnsinn treiben konnte.
    Selbst, dass ich ihn mit Hilfe meiner Magie hintergangen hatte, konnte ihn nicht umstimmen. Es war Jeck gewesen, der erkannt hatte, dass ich ihrer beider Erinnerung manipuliert hatte. Deshalb war er rechtzeitig bei der brennenden Hütte gewesen, um mir das Leben zu retten. Und er war nicht etwa deshalb darauf gekommen, weil es mir nicht gelungen wäre, ihr Gedächtnis zu verändern; das hatte ich geschafft. Nein, die Gezeiten hatten nicht zu dem vorgeblichen Zeitplan gepasst, und das hatte Jeck so lange beschäftigt, bis er zu dem Schluss gekommen war, es sei wahrscheinlicher, dass ich ihre Erinnerung verändert hatte, als dass die Piraten einen Tidefluss gegen die Flut hinabrudern wollten, um ihr Lösegeld hinaus auf See zu schaffen.
    Die Erinnerung daran trieb mir die Hitze ins Gesicht, und wie zur Antwort wehte ein streunender Windhauch vom Kai herauf. Ich war nicht sicher, ob das eine meiner seltsamen neuen Fähigkeiten war, bis die Brise mein Haar aufwirbelte und wild durcheinander wieder fallen ließ. Ich presste leicht verärgert die Lippen zusammen und kämmte mir sorgfältig mit den Fingern die Haare.
    Kavenlow war der Überzeugung, dass ich den Wind nie in meinem Kopf mit mir herumgetragen hatte. Er war sicher, dass ich ihn beherrscht hatte, seit er meinem ersten Ruf gefolgt war. Er behauptete, die lachende, spöttelnde Stimme in meinem Kopf sei mein Unterbewusstsein gewesen, das mich davor hätte warnen wollen, dass Duncan mich nicht liebte. Jeck schien der gleichen Meinung zu sein. Ich bemühte mich sehr, nicht darüber nachzudenken. Ich fühlte mich nicht wohl damit, dass ich etwas tun konnte, das selbst Meister, die sich schon zur Ruhe gesetzt hatten, klugerweise gar nicht erst versuchen würden.
    Als hätten meine unbehaglichen Gedanken seine Aufmerksamkeit erregt, wandte Kavenlow sich zu mir um. Mit einer höflichen Verbeugung entschuldigte er sich aus der königlichen Entourage und schritt über den breiten, sonnigen Landungssteg zu mir herüber. Ich saß auf einem mit Plane abgedeckten Haufen Hartholz, das für das nächste Schiff in Richtung Misdev bestimmt war. Ich würde ihn nicht allzu sehr vermissen. Immerhin war dies eine kurze Reise. Und diesmal brauchte ich mich nur um mich selbst zu sorgen, nicht um ein Königspaar, das alles tat, um sich ja nicht ineinander zu verlieben.
    Meine Haare wurden wieder von einem Zephir zerzaust. Hier unten am Hafen war es schlimmer. Ich wusste, dass das vermutlich nur mein Unterbewusstsein war, das mich darauf hinwies, dass ich mich selbst belog und Kavenlow schrecklich vermissen würde. Aber zumindest war der Windhauch nicht mehr in meinem Kopf gefangen.
    »Warum versteckst du dich denn hier?«, fragte Kavenlow, der lächelnd und mit zusammengekniffenen Augen vor mir stehen blieb.
    Ich rutschte von dem rauen Segeltuch, wobei ich darauf achtete, dass mein Kleid nirgends hängen blieb. »Ich versuche, niemandem im Weg herumzustehen, bis wir bereit zum Ablegen sind«, entgegnete ich.
    Er musterte mich unter buschigen Augenbrauen hervor, ehe er sich nach Jeck umdrehte. Dass ich Jeck aus dem Weg gehen wollte, war die wahrscheinlichere Antwort, und ich wand mich vor Verlegenheit, weil er das vermutlich auch wusste. Er seufzte und lehnte sich an die grob gesägten Planken. Sein Blick schweifte über den sonnigen Hafen, dann senkte er den Kopf. »Tess …«
    Mir blieb schier das Herz stehen. Irgendetwas stimmte nicht. Das hörte ich an seiner Stimme. Steif vor Anspannung blickte ich zu Jeck hinüber. Er
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