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Die Germania

Die Germania

Titel: Die Germania
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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achtungswertheste Seite germanischer Zustände. Die Germanen sind fast das einzige Barbarenvolk welches sich mit Einem Weibe begnügt. Ausnahmen sind sehr selten und auch dann liegt nicht die Sinnlichkeit zu Grunde, sondern es ist die hohe Stellung eines Mannes welche ihn zum Gegenstand mehrfältiger Werbung macht.
    Die Morgengabe bringt nicht das Weib dem Manne, sondern dem Weibe der Mann. Bei der Ueberreichung finden sich Eltern und Verwandte ein und mustern die Geschenke. Geschenke – aber nicht weibliche Luxusdinge oder Schmucksachen für die Neuvermählte, sondern Rinder und ein gezäumtes Roß und ein Schild mit Schwert und Speer. Gegen diese Gaben wird die Frau dem Manne zutheil, dem sie selbst ihrerseits einige Waffen zubringt. Diese Dinge gelten als das festeste Band, als das heilige Geheimniß, als die Schirmgötter der Ehe. Das Weib soll nicht wähnen, daß sie außerhalb der männlichen Gedankenwelt, außerhalb der kriegerischen Ereignisse stehe. Darum wird sie schon auf der Schwelle des Ehestands belehrt, daß sie eintritt als Genossin von Mühsal und Gefahr, im Frieden und im Kriege mit dem Manne zu dulden und zu wagen. Also verkünden ihr die gejochten Rinder, das gezäumte Roß, die dargebrachten Wagen; so muß sie leben, so muß sie sterben; was sie heut empfängt, das soll sie unentweiht und in Ehren dereinst ihren Söhnen übergeben, von diesen sollen es ihre Schwiegertöchter entgegennehmen, ihre Enkel es erben.

Caput XVIII.
    Quanquam severa illic matrimonia, nec ullam morum partem magis laudaveris; nam prope soli barbarorum singulis uxoribus contenti sunt, exceptis admodum paucis, qui non libidine sed ob nobilitatem plurimis nuptiis ambiuntur. Dotem non uxor marito, sed uxori maritus offert; intersunt parentes et propinqui ac munera probant; munera non ad delicias muliebres quaesita, nec quibus nova nupta comatur, sed boves et frenatum equum et scutum cum framea gladioque. In haec munera uxor accipitur, atque in vicem ipsa armorum aliquid viro affert; hoc maximum vinculum, haec arcana sacra, hos coniugales deos arbitrantur. Ne se mulier extra virtutum cogitationes extraque bellorum casus putet, ipsis incipientis matrimonii auspiciis admonetur venire se laborum periculorumque sociam, idem in pace, idem in praelio passuram ausuramque; hoc iuncti boves, hoc paratus equus, hoc data arma denuntiant; sic vivendum, sic pereundum; accipere se quae liberis inviolata ac digna reddat, quae nurus accipiant rursus, quae ad nepotes referantur.

Caput XIX
So lebt die Frau im Kreise keuscher Sitte dahin, nicht verderbt vom Sinnenreiz eines Theaters, vom Taumel der Gelage. Von den Heimlichkeiten eines brieflichen Verkehrs weiß weder Mann noch Weib. Ehebruch ist unter diesem doch so zahlreichen Volke ein äußerst seltener Fall, und die Strafe, dem Mann überlassen, folgt dem Vergehen auf dem Fuß. Mit abgeschnittenen Haaren, kleiderlos, in Gegenwart der Verwandtschaft jagt der Gatte die Schuldige zum Hause hinaus und peitscht sie das ganze Dorf entlang. Für entweihte Keuschheit gibt es keine Gnade; nicht Schönheit noch Jugend noch Reichthum schafft ihr einen Gatten. Da freilich lacht man nicht über das Laster und mit den Schlechten schlecht zu sein heißt man nicht den Geist der Zeit. Besser wenigstens steht es bis jetzt noch mit einem Lande wo nur die Jungfrau sich vermählt, wo mit der Hoffnung und dem Gelübde der Gattin das Leben für immer abgeschlossen liegt. Einmal nur, gleichwie sie Leib und Leben nur einmal empfieng, so hat sie den Gatten empfangen, auf daß über ihn hinaus fortan kein Gedanke gehe, kein Gelüste sich verirre, auf daß sie gleichsam in dem Gatten nicht den Gatten, sondern die Ehe liebe.
    Der Kinderzahl eine willkürliche Schranke zu setzen oder ein nachgeborenes zu tödten gilt als Verruchtheit, und die gute Sitte wirkt dort mehr als anderswo gute Gesetze.

Caput XIX.
    Ergo septa pudicitia agunt, nullis spectaculorum illecebris, nullis conviviorum irritationibus corruptae. Literarum secreta viri pariter ac feminae ignorant. Paucissima in tam numerosa gente adulteria; quorum poena praesens et maritis permissa: accisis crinibus, nudatam coram propinquis expellit domo maritus, ac per omnem vicum verbere agit. Publicatae enim pudicitiae nulla venia; non forma, non aetate, non opibus maritum invenerit; nemo enim illic vitia ridet, nec corrumpere et corrumpi saeculum vocatur. Melius quidem adhuc eae civitates, in quibus tantum virgines nubunt et cum spe votoque uxoris semel transigitur;
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