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Die Germania

Die Germania

Titel: Die Germania
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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gens effusius indulget. Quemcunque mortalium arcere tecto nefas habetur; pro fortuna quisque apparatis epulis excipit; cum defecere, qui modo hospes fuerat, monstrator hospitii et comes; proximam domum non invitati adeunt; nec interest, pari humanitate accipiuntur; notum ignotumque, quantum ad ius hospitis, nemo discernit. Abeunti, si quid poposcerit, concedere moris; et poscendi in vicem eadem facilitas; gaudent muneribus, sed nec data imputant nec acceptis obligantur. Victus inter hospites comis.

Caput XXII
Lebensweise. Gelage. Nahrung.
    Vom Schlaf weg, der gewöhnlich tief in den Tag hinein dauert, wird gebadet; meist warm, wie natürlich in einem so vorherrschend winterlichen Klima. Auf das Bad folgt ein Imbiß; jeder hat seinen besonderen Sitz und seinen eigenen Tisch. Sodann geht es an die Geschäfte oder auch, ebenso häufig, zum Gelage, stets mit den Waffen. Tage und Nächte durchzuzechen hat durchaus nichts Anstößiges. Natürliche Folge solcher Trunksucht sind häufige Händel, und selten bleibt es bei Worten, meistens endet es mit Todtschlag und Wunden. Aber auch Versöhnung von Feindschaften, Anknüpfung verwandtschaftlicher Bande, Wahl der Häuptlinge, sogar Krieg und Friede werden gewöhnlich beim Trunke berathen, als sei, möchte man meinen, nur zu solcher Stunde die Seele fähig sich einem einfachen Gedanken zu erschließen, für einen großen sich zu erwärmen. Da ist noch ein Volk ohne Arglist und Verschlagenheit, das in ungezwungenem Scherze die Geheimnisse seiner Brust erschließt. So liegt denn eines jeden Meinung heute nackt und offen, morgen wird sie noch einmal durchgeprüft, und beides, das Gestern und das Heute, kommt zu seinem Rechte: sie berathen wo sie nicht zu heucheln vermögen, sie beschließen, wo sie nicht irren können.

Caput XXII.
    Statim e somno, quem plerumque in diem extrahunt, lavantur, saepius calida, ut apud quos plurimum hiems occupat; lauti cibum capiunt. Separatae singulis sedes et sua cuique mensa. Tum ad negotia nec minus saepe ad convivia procedunt, armati; diem noctemque continuare potando nulli probrum. Crebrae ut inter vinolentos rixae raro conviciis, saepius caede et volneribus transiguntur. Sed et de reconciliandis in vicem inimicis et iungendis affinitatibus et asciscendis principibus, de pace denique ac bello plerumque in conviviis consultant, tanquam nullo magis tempore aut ad simplices cogitationes pateat animus aut ad magnas incalescat; gens non astuta nec callida aperit adhuc secreta pectoris licentia ioci. Ergo detecta et nuda omnium mens postera die retractatur, et salva utriusque temporis ratio est: deliberant, dum fingere nesciunt, constituunt, dum errave non possunt.

Caput XXIII
Ihr Getränke bereiten sie aus Gerste oder Weizen, ein Gebräu das einigermaßen Aehnlichkeit mit geringem Weine hat. Die nächsten Anwohner des Rheins kaufen auch den Wein selbst. Die Speisen sind einfach, wildes Obst, frisches Wildbret oder saure Milch; ohne Aufwand, ohne Leckerbissen begnügen sie sich den Hunger zu stillen. Dem Durste gegenüber bleibt ihre Mäßigkeit nicht die gleiche; wer hier den Germanen an seiner Schwäche faßt, ihm zu trinken schafft soviel sein Herz begehrt, der wird ihn künftig ebenso leicht durch seine eigenen Laster als durch Waffengewalt überwinden.

Caput XXIII.
    Potui humor ex hordeo aut frumento in quandam similitudinem vini corruptus: proximi ripae et vinum mercantur. Cibi simplices; agrestia poma, recens fera aut lac concretum; sine apparatu, sine blandimentis expellunt famem: adversus sitim non eadem temperantia; si indulseris ebrietati, suggerendo quantum concupiscunt, haud minus facile vitiis quam armis vincentur.

Caput XXIV
Spiel und Spielwuth.
    Von theatralischen Darstellungen ist nur eine einzige bekannt die sich bei jeder geselligen Vereinigung gleich bleibt. Junge Leute, denen die Sache Freude macht, tummeln sich nackt zwischen Schwertern und drohenden Speeren umher. Uebung führt zur Gewandtheit, die Gewandtheit zur Anmuth. Von Gewerb oder Bezahlung ist keine Rede, es wäre denn das Vergnügen der Zuschauer, welches die verwegenen Springer lohnt.
    Wohl aber mag ihr Würfelspielen auffallen. Bei nüchternem Kopf, in geschäftsmäßigem Ernst treiben sie es mit solch toller Leidenschaft für Gewinn und Verlust, daß, wenn alles verloren ist, Freiheit und Person auf den letzten verzweifelten Wurf gesetzt wird. Der Verlierende fügt sich freiwillig der Knechtschaft; er selbst vielleicht der Jüngere, Stärkere läßt sich
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