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Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Titel: Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
Autoren: Martin de Wolf
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angekündigt, als ein Fahrradkurier das Foyer des Funkhauses betrat. Er war von derselben Kurierfirma, die wenige Tage zuvor die absenderlose Disc abgeliefert hatte. Niemand nahm Notiz davon, dass er einen Metallkoffer dabei hatte und diesen vor sich abstellte, während er dem Mitarbeiter hinter dem Tresen einen Briefumschlag zuschob. Zu dieser Zeit war im Foyer wenig Betrieb. Die meisten Mitarbeiter waren mit den Ereignis beschäftigt, das die Konferenzschaltung auslöste. Wer nicht direkt mit dem Sendebetrieb zu tun hatte, nahm Anrufe entgegen, die zu dieser Stunde massenhaft in der Redaktion eingingen. Jeder wollte wissen, was los war, dabei wussten die Redakteure ebenso wenig.
    Der Mann am Empfangstresen wusste nicht so recht, ob er froh über seinen Arbeitsplatz sein sollte. Einerseits ging die Hektik an ihm vorbei, andererseits bekam er wenig über die Begebenheiten mit, was ihn frustrierte. Jeden, der durch das Foyer eilte, fragte er, ob es etwas Neues gäbe und bekam stets dieselbe Antwort: »Sorry, hab' keine Zeit.«
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er den Kurier, der ebenfalls einen gehetzten Eindruck machte. Aber das hatte wohl weniger mit den Ereignissen zu tun, sondern war für Kuriere eher alltäglich.
    »Das soll ich bei Ihnen abgeben«, sagte dieser und verschwand in seiner für Fahrradkuriere gewohnten Eile. Den Metallkoffer ließ er vor dem Tresen stehen, so wie es ihm aufgetragen worden war. Der Mann hinter dem Tresen konnte ihn nicht sehen.
    Auf dem Umschlag war nichts weiter vermerkt als: Sofort der Nachrichtenredaktion vorlegen – Dringend. Der Pförtner runzelte die Stirn und war schon dabei, den Brief in das Postfach der Redaktion zu stecken. Besser, ich sage Bescheid, dachte er und besann sich, dass er schon einmal eine gehörige Standpauke zu hören bekam, als er eine wichtige Nachricht nicht sofort weitergeleitet hatte. Er rief Michael Kramer an, der gerade Redakteur vom Dienst war und informierte ihn über den abgegebenen Brief.
    Nur Sekunden später hastete Kramer die Treppe hinunter, in der Hoffnung, in diesem Umschlag eine Information zu den Gründen des Kanzlerrücktritts vorzufinden. Bei der Schnelligkeit, die er an den Tag legte, fühlte sich der Pförtner in seiner Entscheidung bestätigt, den Brief nicht einfach ins Postfach gelegt zu haben. Er atmete tief durch und händigte ihm das Couvert aus, das Kramer unverzüglich aufriss. Seine Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er feststellte, dass der Umschlag nichts enthielt.
    »Da hat sich wohl jemand einen Scherz erlaubt«, sagte Kramer und hielt dem Pförtner den leeren Umschlag entgegen. Er diente lediglich dazu, um von dem Metallkoffer abzulenken, auf den Kramer erst aufmerksam wurde, als er mit dem Fuß dagegen stieß.
    »Wem gehört der Koffer?«, fragte Kramer neugierig. Er hob ihn hoch, sodass der Pförtner ihn sehen konnte und legte ihn auf den Tresen. Der Koffer war nicht besonders schwer und hatte auch sonst keine Auffälligkeiten, außer, dass er abgeschlossen war. Kramer besah ihn sich von allen Seiten. Kein Aufkleber oder sonstiges Merkmal ließ erkennen, wem der Koffer gehörte und was er enthielt.
    »Den muss jemand hier vergessen haben«, stellte Kramer fest und maß ihm kein weitere Bedeutung zu.
    »Es kann nur der Fahrradkurier gewesen sein, der gerade hier war«, erklärte der Pförtner. Er war sicher, der Kurier würde ihn früher oder später vermissen und deshalb zurückkommen. So lange wollte er den Koffer in Verwahrung nehmen und stellte ihn neben sich hinter den Tresen.
    Von diesem Moment an fühlte sich der Pförtner unwohl und sah mehrmals den Koffer an, als ob sein Unbehagen damit zu tun hätte. Immer wieder spekulierte er, was wohl darin sei. In seiner Fantasie stellte er sich sogar vor, dass er mit Banknoten gefüllt sein könnte. Sollte er ihn aufbrechen, um es zu erfahren? Vielleicht war ein Hinweis auf den Eigentümer zu finden? Aber wie sollte er es dem Eigentümer erklären? Er versuchte, nicht mehr an diesen ominösen Koffer zu denken. Am nächsten Tag, so nahm er sich vor, wollte er ihn zur Polizei bringen, sollte sich der Eigentümer bis dahin nicht melden.
    Bei den vielen Besuchern, die er an die verschiedensten Stellen im Hause weiterleitete, vergaß er schließlich diesen Koffer. Was sich derzeit in den Redaktionsbüros im Obergeschoss abspielte, bekam er nicht mit – noch nicht. Geschweige denn konnte er ahnen, dass sich in dieser Minute etwas abspielte, was
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