Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geliebte des griechischen Reeders

Die Geliebte des griechischen Reeders

Titel: Die Geliebte des griechischen Reeders
Autoren: LYNNE GRAHAM
Vom Netzwerk:
„Ich weiß auch nicht, was auf einmal über uns gekommen war. Eine Wiederholung wird es jedenfalls nicht geben.“
    „Es würde mir leidtun, wenn Sie sich falsche Hoffnungen machen“, setzte die Wirtschafterin freundlich hinzu.
    „Ich stehe mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen und neige nicht zu Träumereien“, versicherte Lindy ihr locker.
    Eine Stunde später sollte sie an ihre Worte denken. Sie entdeckte Atreus eingekeilt in dem Getümmel in ihrem kleinen Wohnzimmer. Überall hatten sich die hungrigen und erschöpften Helfer hingesetzt, gehockt oder an die Wand gelehnt. Atreus stand zwischen ihnen, er war unschwer auszumachen, denn er überragte alle. Ruhig telefonierte er mit seinem Handy, und erst jetzt kam Lindy dazu, ihn genauer zu betrachten: seine kräftigen Wangenknochen, die klassische Nase, den breiten, sinnlichen Mund. An seinem markanten Kinn zeigten sich dunkle Bartschatten.
    Nun bemerkte sie auch den langen Riss an seinem Jackettärmel und Rußspuren auf seinem Hemd. Ob er sich bei der Rettungsaktion verletzt hatte? Suchend blickte er in die Runde, und Lindy verschwand schnell wieder in die Küche, ehe er sie entdecken konnte. Ihr Herz hämmerte, als hätte sie einen Marathonlauf hinter sich. Atreus Dionides war wirklich ein umwerfender Mann. Auf einmal war sie hellwach und fühlte sich seltsam beschwingt.
    „Brauchen die Leute drinnen mehr Tee?“, fragte Phoebe.
    „Nein. Ich denke, der Ansturm ist vorbei.“ Die Küchentür wurde geöffnet, und Lindy wirbelte herum. Als sie sah, wer die Küche betrat, war sie so aufgeregt wie ein Schulmädchen, das sich verliebt hatte.
    „Hier bist du also“, begrüßte Atreus sie, als sei das Du zwischen ihnen ganz selbstverständlich. „Komm mit nach nebenan.“
    „Ich bin wirklich sehr beschäftigt.“
    „Du bist hier ständig herumgeschwirrt, und ich bewundere deine Tüchtigkeit und bin beeindruckt. Aber jetzt wird es Zeit, dass du dich auch mal ausruhst.“ Atreus duldete keinen Widerspruch, entschlossen nahm er Lindy bei der Hand und zog sie mit sich zur Wohnzimmertür.
    Lob hatte sie schon immer verlegen gemacht. „Ich habe nicht mehr getan als alle anderen hier auch“, wehrte sie peinlich berührt ab.
    „Du hast alles ganz selbstverständlich in die Hand genommen und koordiniert, Lindy, ich habe dich beobachtet. Und ich muss sagen, du bist eine erstaunlich herrische kleine Person“, setzte Atreus belustigt hinzu.
    Als kleine Person hatte noch niemand sie bezeichnet. Aber natürlich – Atreus war ungewöhnlich groß, und aus seiner Warte dürfte sie zierlich und klein wirken. Die unerwarteten Komplimente machten sie atemlos, sie brachte kein Wort hervor.
    An der Wohnzimmertür waren sie stehen geblieben, und einige Helfer wurden auf sie aufmerksam. Forschende Blicke trafen das Paar. Lindy schoss das Blut in die Wangen, unsicher wandte sie sich ab.
    „Hier muss man nicht viel tun, um für Klatsch zu sorgen“, warnte sie Atreus eindringlich.
    „Stört dich das? Sittsame junge Damen springen schließlich auch nicht am helllichten Tag splitternackt in Flüsse“, bemerkte er vergnügt.
    Stocksteif stand Lindy da. „Ich habe nicht vergessen, wie du dich an dem Tag aufgeführt hast.“
    Atreus war es nicht gewohnt, um Verzeihung zu bitten – oder gar Abbitte zu leisten. Die Frauen machten es ihm leicht und gaben vor, seine Fehler oder Unterlassungen nicht zu bemerken. Absagen in letzter Minute und öffentliche Auftritte in Gesellschaft anderer Damen wurden elegant ignoriert. Jede von ihnen wollte ja, dass er sich wieder meldete. Beim schönen Geschlecht konnte er sich alles leisten.
    „An dem Tag am Fluss warst du ein richtiger Fiesling“, erklärte Lindy ihm schonungslos.
    Amüsiert versuchte Atreus sich zu erinnern, wann ihn das letzte Mal jemand mit so einem Schimpfwort bedacht hatte.
    „Du warst unverschämt, arrogant und beleidigend und hast mich unglaublich gedemütigt“, hielt Lindy ihm vor.
    „Ich habe mich bei dir entschuldigt“, betonte er leicht gereizt. „Und, glaube mir, das tue ich nur sehr selten.“
    Na ja, es stimmte schon, er hatte sich wirklich entschuldigt, musste sie sich eingestehen. War es kleinlich, ihm die Sache jetzt noch vorzuhalten? Schließlich hatte er sie heute vor dem Schlimmsten bewahrt, als sie Dolly retten wollte. Außerdem hatte er bewiesen, dass er in einer Krisensituation einen klaren Kopf behielt und mutig und umsichtig handelte – und diese Charaktereigenschaften bewunderte und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher