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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)
Autoren: Susanne Pilastro
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Heraus trat Min-Tao – wunderschön und
gesund.
     
    ***
     
    Zwischen dem Moment, da ich meinen Körper verlassen
hatte und mich nun hier befand, war nicht mehr als ein Wimpernschlag vergangen.
Ich sah auf das Bündel, das sie verbrannten und wusste, dass dies einmal der
Körper von Min-Tao gewesen war – mein Körper. Dann fiel mein Blick auf Bao, der
sich gerade mit einem Schwert den Körper spaltete. Zunächst hatte er in die
Ferne gestarrt, doch dann hatte er mich entdeckt.
    Ich streckte ihm meine Hand entgegen…
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    …und er griff danach.
     
    Aller Schmerz war von uns abgefallen, denn wir
waren befreit von den irdischen Hüllen. Gelbgoldenes Licht umgab uns und
erfüllte uns mit dem Wissen, verbunden zu sein; verbunden in alle Ewigkeit –
bis an das Ende der Tage.

Interrupt
     
    Qin, 1086
     
    Zhousheng schreckte hoch, als der kleine Junge auf
ihrem Schoß sich empört umdrehte und ihr auf die Stirn tippte.
    „Zhou-Shi, warum erzählst du nicht weiter?!”
    „Wie bitte?“, murmelte die alte Frau und blinzelte
mit den Augen, als wäre sie aus einem langen Schlaf erwacht. Es fröstelte sie
und ihr war unbehaglich. „Wo waren wie stehen geblieben?“, fragte sie; sie
hatte doch nicht am Ende…?
    „Shao-Ma wurde von Bao gefunden. Aber du hast einfach
aufgehört mit der Erzählung… jetzt, wo es so spannend wird…!“, entrüstete sich
der Junge.
    Erleichtert drückte Zhousheng den kleinen, warmen
Körper an sich. Sie hatte also nicht…
    Manchmal, so dachte sie, ist das Leben grausam und
nur zu oft bleibt dem Menschen nichts anderes übrig, als sich seinem Schicksal
zu fügen.
    Dieser kleine Mann hier würde, das stand zu
hoffen, niemals erfahren, wie es seiner Heldin ergangen war. Doch wie lange
konnte sie ihm die Wahrheit vorenthalten? Darüber wollte sie sich Gedanken
machen, wenn der Zeitpunkt gekommen war. Bis dahin würde sie ihm wieder und
wieder die Version erzählen, die dem Wesen des Kindes nicht schaden würde.
    Und so fuhr Zhousheng mit ihrer Version der Geschichte
fort…

Teil VIII – FÜR IMMER
DEIN
     
    34   Es ist… GENUG (2)
     
     
    (…)
     
    In einiger Entfernung fiel Ketùn auf die Knie und
lehnte sich an den Bogen, den er noch immer in der Hand hielt.
     
    Bao erhob sich und rannte direkt zu Min-Tao. Er
schlitterte die letzten Schritte auf Knien zu ihr hin und nahm ihren Kopf in
seine Hände. Sie lag blutverschmiert am Boden und rührte sich nicht. „Bitte,
wach auf! Du kannst doch jetzt nicht sterben! Nicht nach allem, was war!“ Er
blickte am Körper entlang und sah ihre Füße. Ohnmächtiger Zorn ergriff ihn beim
Anblick der abgeschnittenen Zehe.
     
    ***
     
    Ich fühlte mich eigenartig fremd. Beinahe wie
damals, als ich im Schnee gelegen hatte. Es regnete in mein Gesicht. Entfernt
hörte ich eine Stimme. Seine Stimme…
    „Was hat er mit dir gemacht?“, schluchzte Bao.
    „Er wollte…, dass ich… schreie…, damit du… mich
findest.“ Eine lange Pause entstand und ich sammelte Kraft für die nächsten
Worte. „Doch ich wollte… nicht.“ Tränen traten aus meinen Augen und liefen in
rotgefärbten Rinnsalen über meine Schläfen. „Aber… es tat… so weh, Bao! Ich
habe… es… nicht mehr… ausgehalten!“
    „Schhhh, du musst dich nicht entschuldigen“, sagte
er mit zitternder Stimme. „Du wolltest mich schützen. Dabei hätte ich dich
beschützen sollen!“ Er streichelte mir immer wieder über meine Haare und
wischte sich die Augen an seinem Oberarm trocken. „Komm, ich bringe dich hier
weg. Die Ärzte werden dich wieder heilen.“
    Doch ich wollte mich nicht bewegen. Ich schloss
die Augen und deutete ein Kopfschütteln an.
    „Nein“, murmelte ich. „Ich bin… am Ende… meiner
Reise… an-…gekommen. – Ich bin dort… angelangt, wohin mich… meine Füße…
getragen haben. – Weiter… kann ich… nicht gehen… und… das weißt… du auch. –
Ich… kann… einfach… nicht… mehr! – Es ist… genug.“

35   DIE ERFÜLLUNG (2)
     
    Im Lager der Song, Anfang 7. Mondmonat
     
    (…)
     
    Wang Anshi sah erwartungsvoll in die Ferne. Es
waren seit diesem ersten Sieg gegen Xia schon zwei Tage vergangen. Der
Kriegsminister hatte sich mit den Ersten Offizieren zusammen gesetzt, um das
weitere Vorgehen zu besprechen. Doch die Männer vermissten Bao und taten sich
mit dem abrupten Führungswechsel schwer. Am Abend des fünften Tages schließlich
näherte sich ein Mann, der
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