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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)
Autoren: Susanne Pilastro
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trocken
fest.
    „Vielleicht nicht. Wenn du sagst, dass du nicht
wusstest, wer sie war…“, schlug Ketùn vor, doch Bao fiel ihm entrüstet ins
Wort.
    „Niemals! Niemals werde ich sie verleugnen. Sie
hat so viel Leid auf sich genommen, nur um zu mir zu gelangen. Ich würde ihre
Ehre besudeln, wenn ich sie nun, da sie tot ist, verleugnete!“
    Beide fielen in Schweigen.
    Schließlich nahm Bao das Gespräch wieder auf.
„Ketùn?“
    „Ja.“
    „Du musst mir einen Gefallen tun. Würdest du
das?“, bat er. Ketùn nickte und Bao fuhr fort: „Leugne du, Min-Taos wahre
Identität gekannt zu haben!“
    Ketùn war entrüstet. „Auch wenn ich kein Recht an
ihr hatte, warum verlangst du von mir etwas, wozu du nicht bereit bist, um ihre
Ehre hoch zu halten?“
    „Ich habe dir noch nicht die ganze Wahrheit
gesagt“, gestand Bao. „Hör mir zu! Wenn du leugnest, sie gekannt zu haben, dann
wird man dir nichts tun. Ich werde aussagen, dass ich deine Freundschaft
missbraucht habe…“ Ketùn schnaubte, doch Bao fuhr fort: „…missbraucht habe und
dich keine Schuld trifft.“
    „Was soll ich für dich tun?“
    „Was ich dir jetzt sage, ist von großer Bedeutung,
aber lebensgefährliches Wissen! Du musst es nicht tun, wenn du nicht willst!
Aber wenn du es tun willst, musst du es mir sagen, bevor ich dir sage, um was
es geht.“
    „Das ist nicht unbedingt fair“, stellte Ketùn
fest.
    Bao betrachtete ihn eindringlich. „Wie
entscheidest du dich?
    Ketùn schwieg eine Weile und nickte schließlich.
„Ich werde tun, was auch immer du verlangst.“
    Bao schwieg zunächst, als kostete es ihn
Überwindung sich zu offenbaren.
    „Min-Tao und ich haben einen Sohn“, offenbarte er
schließlich. „Wir dachten, er sei an einen versteckten Ort gebracht, aber wir
haben guten Grund zu der Annahme, dass er als Shenzongs kürzlich geborener
Thronfolger am Palast lebt.“
    Ketùn hielt merklich die Luft an. „Das ist
Wahnsinn!“
    „Wir wissen es nicht sicher, aber es besteht die
Möglichkeit. Tu mir den Gefallen und hab ein Auge auf ihn. Wenn es stimmen
sollte, so lebt er gefährlich, falls das Geheimnis jemals herauskäme. Und
selbst, wenn er es nicht ist, so finde eine Möglichkeit, das Kind zu
beeinflussen und zu erziehen, damit er ein gerechter Kaiser wird, mit dem
Wissen über die Dinge, die ich dir beigebracht habe. – Damit etwas von mir
überlebt.“
    Ketùn hätte seinen Freund gerne in die Arme genommen.
Doch so gefesselt blieb ihm nichts weiter, als sich an ihn zu lehnen und zu
nicken.
    „Ich werde mein Bestmögliches tun“, versprach er
ihm.
     
    Am nächsten Tag machte sich der kaiserliche Tross
wieder auf den Rückweg nach Qin. Ein Ersatz für Bao wurde ernannt – ein Mann
aus dem Kriegsministerium, der die Soldaten nicht kannte und von dem sie sich
auch nicht führen lassen wollten. Die Folgen dieser Entscheidung würden aber
erst später zum Tragen kommen.
    Wang Anshi und Bao wurden gefesselt nach Qin gebracht,
und dort dem Kaiser vorgeführt. Ketùn hatten sie nach Baos Geständnis zwar freigelassen, doch auch er musste mit nach Qin kommen. Min-Taos dürftig
konservierten Körper führten sie ebenfalls mit sich, mehr zum Beweis als zur
letzten Ehrerbietung.
     
    Der gesamte Hofstaat war anwesend, als den beiden
Männern der Prozess gemacht wurde.
    „Wang Anshi, Ihr habt mich enttäuscht!“ Kaiser Shenzong
saß auf seinem Thron und blickte seinen ehemaligen Vertrauten verbittert an.
„Nun hat es sich doch bewahrheitet und ich muss erkennen, dass Ihr von Anfang
an falsches Spiel mit mir getrieben habt.“
    Der alte Kanzler sah seinem Kaiser fest in die
Augen, schwieg aber. Ihm war klar, dass die Zeichen für ihn nicht zum Besten
standen und er konnte nur hoffen, dass Shenzong sein Versprechen einhielt und
ihn nicht hinrichten ließ.
    Doch selbst wenn der Kaiser das erwogen hätte, so
ergriff Bao jetzt ungefragt das Wort: „Verehrter Kaiser. Es tut mir leid, in
welcher Weise ich Euer Vertrauen missbraucht habe. Doch seid gewiss, dass
dieser Mann“, er wies mit dem Kopf auf Wang Anshi, „zu keinem Zeitpunkt davon
Kenntnis hatte, was zwischen mir und der verbotenen Frau stattgefunden
hat. Wenn Ihr Vergeltung wollt, so übt sie einzig an mir, denn nur ich trage
die Verantwortung dafür.“
    Der Kaiser sah ihn lange schweigend an.
    „Ich habe Wang Anshi bereits sein Leben versprochen“,
sagte er nach einer Weile. „Es ehrt Euch, dass Ihr ihn schützen wollt. Doch
lenkt es nicht von Eurer Freveltat ab.
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