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Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Titel: Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)
Autoren: Klaus Funke
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paar Bücherpakete zuschicken, da werden Sie alles entdecken, von den Anfängen bis zur Gegenwart. Und in Ihnen werden beim Lesen, um bloß noch einmal auf Persien und den „Silberlöwen“ zu sprechen zu kommen, die fantastischsten Bilder und Fabelwesen im Kopf und im Herzen entstehen, wie sie nur die arabisch-persische Märchenwelt hervorbringen kann. Glauben Sie mir – so wird es werden!
    Ein Hakawati bin ich, ein wahrer Hakawati! …
    So waren die beiden Künstler vor wenigen Tagen in Meißen auseinandergegangen, manches war noch besprochen worden, vieles geredet, Allgemeines, Wichtiges und Unwichtiges, Ernstes und weniger Ernstes, Stilistisches, Handwerkliches sogar, was sonst selten ausgebreitet wird. Man war übereingekommen, den Kontakt und auch die gegenseitigen Besuche fortzusetzen, zum Schluss hatte man sich mehrfach umarmt, im Wechsel auf die Wange geküsst. Welches Glück! Vielleicht hätte man im Anderen unverhofft einen neuen Freund gefunden? Wer konnte sowas wissen? Auf alle Fälle: Eine wechselseitige Zusammenarbeit, eine Freundschaft sogar, zwischen solchen Brüdern im Geiste, wie sie wären, könne ganz neue Wege und Räume eröffnen. Erste Pläne schimmerten herbei. Eine gewisse Hochstimmung sogar schien aufgekommen. Der Schriftsteller hatte den Maler nach Radebeul eingeladen.
    Und jetzt stand Karl May, den Brief seines neuen Freundes Sascha Schneider in der Hand, unter dem Vordach seiner prächtigen Villa Shatterhand und er hatte sich dieses erste Treffen aus der Erinnerung noch einmal herbeigezogen. Ganz in Gedanken stand er so. Wie von fern hörte er die Hunde an der Türe kratzen, hörte das Hecheln und Winseln. Jaaa, ihr beiden, ich weiß, gleich, gleich, murmelte May und suchte in seinen Taschen den Hausschlüssel. Die Tiere wollten hinein, drinnen warteten die gefüllten Futternäpfe. Auch eine Frauenstimme und näher kommende Schritte waren zu hören.
    Die Tür ging auf und seine Frau Klara stand in ihrem dunklen Hauskleid im Rahmen, eine stattliche Vierzigerin, das brünette Haar wohlfrisiert, sorgfältig onduliert und nach der Mode hochgesteckt. Ihre hellen Augen lächelten, während das Gesicht im Kontrast dazu einen ernsten Zug zeigte. Oh, Herzle, rief sie, es wird Zeit! Ich habe das Essen schon auftragen lassen. Es gibt eine Hühnersuppe, die du so magst, dazu ein warmes Birnenkompott. Du wirst dich freuen, aber wenn du nicht gleich hereinkommst und dich zu Tisch setzt, wird alles kalt. Also, komm schon, Karl! Und ohne ihre Stimme zu senken, in einem Atemzug fragte sie, als sie den Brief in seiner Hand sah: Was hast du da? Ja, sie griff sogar danach.
    Doch May verbarg den Brief schnell hinter seinem Rücken. Er tat das wie in einer unwillkürlichen Eingebung, hatte keinen Grund, vor seiner Klara irgendetwas zu verbergen, und sogleich, indem er ihr den Brief verweigerte, wusste er, er hatte etwas Falsches getan, doch, einmal angefangen, gab es wie immer bei ihm vorläufig kein Zurück. So lächelte er verlegen, murmelte eine Notlüge.
    Eine Überraschung, warte nur ab, Herzle.
    Bei sich aber dachte er: So bin ich nun – aus unüberlegten und belanglosen Winzigkeiten werden grobe Verwicklungen. Mit Emma war es ihm immer so ergangen. Besonders zuletzt. Auch früher, in Jugendtagen. Aus irgendeiner Unbedachtsamkeit hatte es zum Schluss größtes Ungemach gegeben. Zahllose Erinnerungssplitter huschten ihm durch den Sinn, aber er kam nicht dazu, sich an Einzelnes zu besinnen, denn Klara, die sich im Hineingehen bei ihm untergehakt hatte, fragte:
    Ist der Brief etwa von ihr?
    Es war klar, wen sie mit „ihr“ meinte – ihre Freundfeindin Emma, seine Verflossene.
    May schüttelte den Kopf: Nein, nein, Herzle, es ist alles ganz harmlos. Nicht, was du denkst. Er ist von Schneider, der Brief. Ich weiß selbst nicht, warum ich … ein Reflex, eine alte verwurzelte Gewohnheit … wenn man etwas vorzeigen soll, muss man es zuerst verbergen. So bin ich in meiner Jugend auch den Gendarmen im Erzgebirgischen gegenübergetreten, das schlechte Gewissen hockt immer noch in mir …
    Ein alter Reflex? Schlechtes Gewissen? Bin ich ein Gendarm? Ach, Karl, du flunkerst wieder. Sie machte eine Handbewegung. Vom lieben Schneider also ist der Brief, fuhr sie fort. Und da machst du so ein Gewese? Was schreibt er denn?
    Ich will dir nach dem Essen davon erzählen, antwortete er ausweichend, dann bückte er sich, streichelte die beiden Hunde, die um seine Beine wuselten.
    Ja, ja ihr bekommt gleich euer
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