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Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Titel: Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)
Autoren: Peter Wagner , Walter von Lucadou
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einen offenen Flur sehen. Jeden Tag sehe ich dort einen schemenhaften Schatten, der sich plötzlich bildet und bei direktem Hinsehen weghuscht. Manchmal nach links, manchmal nach rechts. Das Phänomen tritt nie bei direkter Beobachtung des Ganges auf, sondern taucht sozusagen in den Augenwinkeln auf. Sämtliche äußeren Störungen wie Autoscheinwerfer, Lampen und so weiter habe ich gründlich ausgeschlossen beziehungsweise untersucht.
    Ich notiere am Rande des Briefes wieder den Begriff »Gestaltwahrnehmung«. Dann lese ich weiter:
     
    Eines Morgens ging mein Computer nicht mehr. Noch am Vorabend hatte ich ihn benutzt, aber jetzt ging nichts mehr. Ich rief einen Techniker, der zu unser beider Erstaunen gut einen Viertelliter Wasser in der Tastatur fand. Die Papierbögen neben der Tastatur waren aber seltsamerweise komplett trocken geblieben. Wie war die Flüssigkeit dort reingekommen? Im Wohnzimmer lag an jenem Morgen der Aschenbecher vom Fernsehtisch zerbrochen auf dem Boden. Es war seltsam – niemand war in der Nacht im Haus gewesen.
    Gelegentlich hörte ich in der Küche schlurfende Schritte aus dem Schlafzimmer darüber – obwohl ich allein im Haus lebe. Seit einigen Monaten übernachte ich allerdings immer bei meiner Freundin, weil ich nicht mehr besonders gern allein im Haus bin; deshalb kann ich nicht sagen, ob das Schlurfen immer noch zu hören ist.
    Vor längerer Zeit war ich am Sonntagnachmittag bei einem befreundeten Paar eingeladen. Da uns nach einiger Zeit die Getränke ausgingen, schickte ich einen Freund aus der anwesenden Runde mit dem Schlüssel zu meinem Haus, um Nachschub zu holen. Als er zurückkam, fragte er mich:
    »Wer ist denn bei dir zu Besuch?«
    Ich wunderte mich und entgegnete: »Niemand, wieso?«
    »Das ist komisch«, sagte er. »Als ich wieder weggefahren bin, habe ich gesehen, wie jemand aus dem Fenster geschaut hat.«
    Ich schluckte und sagte: »Willst du mich …?«
    »Ganz bestimmt nicht«, sagte der Freund schnell, sodass ich sicher sein konnte, dass er mich nicht zum Narren halten wollte. Er wirkte sehr ernst. »Ich bin selbst ziemlich erschrocken. Als ich im Haus war, habe ich nichts gehört. Gar nichts. Erst als ich draußen war und mich noch einmal umgedreht habe, habe ich das Gesicht gesehen.«
    Ich lege den Brief zur Seite und denke nach. Einerseits berichtet der junge Mann von Erscheinungen, dann aber auch von Spukphänomenen. Der Spuk verändert Dinge, er hat echte Auswirkungen auf unsere physikalische Umwelt. Erscheinungen verändern eigentlich nichts. Der Spuk hinterlässt eine Spur im Leben, die auch Fremde nachverfolgen können. Das Wasser in der Tastatur ist ein Hinweis auf einen echten Spuk.
    Der Mann hat meine Ratschläge aus unserem Gespräch befolgt und alle Ereignisse dokumentiert: Neben seinem Brief nehme ich noch drei weitere Berichte aus dem Kuvert. Alle Erlebnisse sind aufnotiert. Ein Brief ist von seiner Freundin, die von ähnlichen Erlebnissen berichtet, als sie sich im Haus des jungen Mannes aufhielt:
     
    Im unteren Gang huscht ein Schemen hin und wieder her. Lautlos. Nur aus den Augenwinkeln wahrnehmbar. Ich habe es vom Treppenabsatz im ersten Stock aus gesehen. In letzter Zeit habe ich den Eindruck, als würde der Schemen zu einem richtigen Schatten und als würde er die halbe Treppe hoch in den ersten Stock nehmen.
    Es verschwinden Dinge im Haus. Neulich war die Kaffeemaschine ausgeschaltet, der Filterbehälter war ausgeklappt – obwohl ich sie vorher angestellt hatte.
    Einmal spürte ich im Schlafzimmer im Bett einen kalten Hauch, einen seltsamen Luftzug, der sich auf mir niederließ – bei geschlossenen Fenstern. Mein Partner schlief neben mir. Ich spürte ein Kribbeln, das langsam meine Arme und Beine hochkroch. Nach circa zwei bis drei Minuten war es weg. Ich fühle mich beobachtet und verspüre Angst im Haus.
    Die beiden anderen Berichte aus demselben Kuvert bestätigen die ersten Aufzeichnungen. Ich bin schon versucht, den jungen Mann gleich anzurufen und zu fragen, was in der Zwischenzeit geschehen ist. In der Regel rufe ich die Leute nicht an, sondern schreibe ihnen, dass sie mich zurückrufen können. Ich will nicht aufdringlich sein und nicht als neugierig erscheinen. Zudem lösen sich manche Probleme von selbst – sie verschwinden einfach von allein. Heute ist aber der erste Tag nach dem Urlaub, da will ich eine Ausnahme machen – schließlich mussten die Leute ja schon lange genug auf eine Antwort warten.
    Eine hilfreiche
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