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Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Titel: Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)
Autoren: Peter Wagner , Walter von Lucadou
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für das Paranormale bin ich.
    Vielleicht ist es hilfreich, gleich zu Beginn einem Missverständnis vorzubeugen. Ich bin kein »Geisterjäger«. Mir ist bewusst, dass sich in jüngerer Zeit immer mehr Menschen in Gruppen zusammenfinden, um gemeinsam ungewöhnlichen Phänomenen oder Geistern nachzuspüren. Geisterjäger haben Konjunktur, wenngleich die Ghostbusters -Filme schon vor etlichen Jahren im Kino liefen. Niemandem sei sein Hobby verwehrt, aber es ist verhältnismäßig unwahrscheinlich, dass man mit Videokameras, Mikrofonen oder Infrarotfallen Zeuge paranormaler Begebenheiten wird. Das sagt mir die Erfahrung.
    Als junger Wissenschaftler habe ich oft meinen Psychologieprofessor Hans Bender in Freiburg – er war damals einer der bekanntesten Forscher in den Grenzgebieten der Psychologie – bei Ortsbegehungen begleitet. Die Menschen haben bei unseren Besuchen ihre Erlebnisse erzählt und das Geschehene noch einmal nachgestellt. Nach mehreren solcher Ortsbegehungen war mir klar, dass der Augenschein bei der Erkundung der Phänomene sicher interessant ist, dass er aber nicht wirklich hilft, wenn man die Hintergründe der Phänomene verstehen will.
    Von einigen der Fälle, die ich selbst untersucht habe, will ich in diesem Buch berichten. Aber spätestens mit der Gründung der Parapsychologischen Beratungsstelle in Freiburg blieb mir immer weniger Zeit für eine persönliche Ortsbegehung. Die Beratung spielt sich vor allem am Telefon und per Mail ab. So kommt es, dass mir ein großer Teil der Fälle, die in diesem Buch erwähnt werden, im Gespräch, in Briefen oder in E-Mails berichtet wurde. Deshalb sind diese Fälle nicht weniger interessant und nicht weniger echt. Aus eigener Erfahrung und aus der Lektüre von Zigtausend weiteren, auch von anderen Wissenschaftlern dokumentierten Fällen weiß ich, dass sich die außergewöhnlichen Wahrnehmungen kategorisieren lassen. Die meisten folgen einem bestimmten Muster. Die »Dramaturgie« – wenn man den Verlauf der Erlebnisse so nennen will – wiederholt sich. Deshalb fahre ich nur noch selten zu Spukfällen. Ich erfahre dort für gewöhnlich nichts Neues, und meistens habe ich einfach nicht die Zeit und das Geld für die nötigen Reisen.
    Das heißt aber nicht, dass mein Interesse im Lauf der Zeit nachgelassen hätte. Bei jedem Läuten des Telefons in meinem Büro in der Hildastraße in Freiburg bin ich gespannt, was ich diesmal erfahren werde. Ich gehe so unvoreingenommen an den Apparat wie nur möglich. Das ist eine Prämisse, die in meinem Leben immer wieder hilfreich war. Nur wer versucht, der Welt vollkommen offen gegenüberzutreten, hat eine Chance, sie wenigstens ein bisschen zu begreifen.
    Wenn das Telefon läutet, versuche ich, alles, was ich an Theorien und Kategorien und Wissen über die paranormalen Phänomene habe, beiseitezulassen. Diese Methode wurde in Freiburg von dem Philosophen Edmund Husserl entwickelt und wird als »phänomenologische Methode« bezeichnet. Ich versuche, mir nur das geschilderte Phänomen anzuhören. Das ist nicht leicht, das muss ich zugeben. Die meisten Begebenheiten folgen allerdings bekannten Mustern; viele paranormale Phänomene sind gut dokumentiert. Aber in der Beratung kommt es nicht allein auf eine schnelle Erklärung an. Die Menschen, die sich bei mir melden, brauchen Hilfe. Sie erleben Dinge, mit denen sie nirgendwo anders ernst genommen werden. »Halten Sie mich nicht für verrückt«, sagen viele. Und ich antworte: »Keine Sorge, ich halte Sie nicht für verrückt.«
    Weil ich weiß, dass wir nicht alles wissen.
    Schließlich ist noch eine Bemerkung vonnöten zum Ziel dieses Buches: Leider wird in unserer Gesellschaft nicht neutral und sachlich über parapsychologische Phänomene und Sachverhalte gesprochen. Man ist meist entweder »dafür« oder »dagegen«, man ist »Gläubiger« oder »Skeptiker«. Ich bin weder das eine noch das andere – ich bin kritisch.
    Leider machen mir eine Reihe selbst ernannter »Skeptiker« in der Öffentlichkeit das Leben schwer. Natürlich bezeichnen sie mich als »Gläubigen«, oder ich werde als »tragischer Beglaubiger« geschmäht, und sie unterstellen mir Aussagen, die ich so nicht gemacht habe oder die aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Meine Richtigstellungen werden nicht zur Kenntnis genommen und oft auch unterschlagen. 1
    Für diese Menschen wurde dieses Buch nicht geschrieben. Obwohl es ein erzählerisch angelegtes Sachbuch ist, stellt es keine wissenschaftliche
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