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Die Geisel

Titel: Die Geisel
Autoren: Michael Katz Krefeld
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die Schmerzen zu betäuben. Aber sie hatte sich von den Antidepressiva verabschiedet, was sich wie ein kleiner Sieg anfühlte.
    Es klingelte an der Tür, und sie ging hin, um zu öffnen.
    Draußen stand Katrine in ihrer schwarzen Lederjacke. »Ich hab das Schild gesehen«, sagte sie und zeigte nach hinten. »Ist das Haus schon verkauft?«
    Maja winkte sie herein. »Noch nicht, aber es waren haufenweise Interessenten da. Vermutlich wollten sie vor allem mich anschauen.«
    »Tja, so ist das, wenn man der Star der Titelseiten wird.«
    Maja zuckte die Schultern und führte Katrine ins Wohnzimmer.
    »Du hast dir überlegt, aus dem Ghetto auszuziehen?«, fragte Maja mit einem Lächeln.
    »Nie im Leben, nicht mal, wenn ich es mir leisten könnte.« Katrine zündete sich eine Zigarette an und betrachtete die vielen Umzugskisten. »Du verlierst ja wirklich keine Zeit. Wo ziehst du hin?«
    Maja schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung« Sie nahm den großen Klebebandabroller und verschloss die Kiste. »Das meiste wird erst mal eingelagert.«
    Sie lächelte Katrine an. Es war schön, sie zu sehen. Sie hatten nicht miteinander gesprochen, seit sie sich in der Nähe von Timmies Elternhaus getrennt hatten. »Hilfst du mir mal?« Katrine fasste mit an, die Kiste auf eine andere zu wuchten. »Danke, dass du Tom und die anderen abgelenkt hast«, sagte Maja.
    »Wir mussten ja schließlich Timmie finden«, entgegnete Katrine.
    »Hast du Probleme gekriegt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nur die, die ich vorher schon hatte. Aber solange ich nicht suspendiert bin, darf ich für Tom und die anderen Jungs jedenfalls Kaffee kochen.« Sie rang sich ein Lächeln ab.
    Maja klebte den nächsten Karton zu. »Ich hoffe, das ist okay für dich.«
    Katrine nahm einen letzten Zug und drückte die Zigarette im Aschenbecher auf dem Esstisch aus. »Nur keine Aufregung. Die trauen sich nicht, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Wir haben auf dem Dezernat schon genug Probleme.«
    Sie nahm eine Kiste und trug sie allein zu den anderen Kisten in der Ecke.
    Maja legte den Abroller auf die Kante des Esstischs und drehte sich zu ihr um. »Ich dachte, alle würden sich über die Entwicklung des Falles freuen.«
    Katrine stellte die Kiste ab. »Haben sie auch. Bis Faurholt heute Morgen auf einem Rastplatz nördlich von Kopenhagen gefunden wurde. Der hat sich mit seiner Dienstpistole das Hirn weggepustet.«
    »Das darf doch nicht …«
    »Doch. Die Polster des Mondeo sind total versaut, die kriegen sie nicht mehr sauber. Außerdem haben sie eine verschlüsselte CD bei ihm gefunden. Es ist dasselbe Verschlüsselungssystem wie bei Skouboe.«
    »Skouboe und Faurholt haben demselben Netzwerk angehört?«
    Katrine kam zu ihr zurück. »Manches deutet darauf hin.«
    »Glaubst du, ihr werdet auch die anderen finden?«
    Katrine zögerte mit einer Antwort. »Ich hoffe es. Ich meine … Dafür werden wir ja schließlich bezahlt.«
    Maja gab dem Abroller einen Stoß, der sich auf dem Tisch mehrmals im Kreis drehte. »Habt ihr noch was über Birkevang rausgefunden?«
    Katrine schüttelte den Kopf. »Das ist schwierig. Der Heimleiter ist schon lange tot, und obwohl die Medien so viel darüber berichtet haben, hat sich noch kein ehemaliger Schüler gemeldet.«
    »Vielleicht wollen die das Ganze einfach vergessen.«
    Katrine nickte. »Ja, vielleicht. Übrigens bin ich eigentlich gekommen, um dir das hier zu geben.« Sie zog den Reißverschluss ihrer Lederjacke auf und zog ein gemaltes Bild aus der Innentasche. »Und ich soll dir vielen Dank von Timmies Eltern sagen. Die haben mir das mitgegeben.«
    Maja nahm das Blatt in die Hand. »Wie geht es ihm?«
    »Besser. Die Psychologen sagen uns Bescheid, wenn wir ihn vernehmen können. Nach dem, was sie uns erzählen, kann er sich nicht an viel erinnern. Weder an die Zeit seiner Gefangenschaft noch davor.«
    »Ist vielleicht das Beste so.«
    Katrine zuckte die Schultern. »Ja. Obwohl es die Nachforschungen nicht gerade erleichtert.«
    »Hast du versucht, das Bild zu falten?«, fragte Maja und betrachtete die Zeichnung, die ein Wirrwarr von bunten Strichen und Linien war.
    Katrine schüttelte den Kopf. »Nein, ist ja für dich.«
    Maja legte das Bild mit einem Lächeln auf den Tisch.
    »Warum bleibst du nicht hier wohnen, Maja? Eröffnest irgendeine andere Praxis.«
    Maja schaute sie an. »Nein, das hat keinen Sinn mehr.«
    »Okay«, sagte Katrine und umarmte sie rasch. »Pass auf dich auf«, sagte sie und klopfte Maja auf die Schulter.
    »Du
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