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Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Titel: Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)
Autoren: Frank Tenner
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ab: Nach den Weihnachtsfeiertagen würde ich wieder mit dem täglichen Joggen beginnen. Falls ich dann noch lebte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, in Gefahr zu sein, obwohl alles friedlich und alles andere als angsteinflößend wirkte. Ich schaute eindringlich zur Kanzel, einige Besucher standen vor ihr und führten eine Diskussion. Harmlose ausländische junge Leute, wahrscheinlich aus Norwegen oder einer anderen nördlichen Region, lautete mein Fazit nach dem Betrachten ihrer Kleidung. Die Bankreihen füllten sich immer mehr. Ich hatte jetzt zwar einen guten Überblick über den Hauptraum, aber einzelne Gesichter und Details waren schwer von hier oben erkennbar. Wäre Will Smith unter den Besuchern gewesen, hätte ich ihn aber wohl doch identifiziert, zu oft hatte ich von ihm geträumt und kannte jede für ihn typische Bewegung und Geste. Und seine Bodyguards hätte auch ein Kurzsichtiger nicht übersehen können. Ich wartete noch einige Minuten, beobachtete den immer größer werdenden Besucherstrom, der sich durch die Tür in die Predigtkirche ergoss. Nichts, nichts Auffälliges, nichts Verdächtiges. Ich entschloss mich, die Wendeltreppe und das Treppenhaus wieder abwärtszugehen. In der ersten Etage angekommen, blieb ich stehen und überlegte, was ich nun tun konnte. Wenn Will Smith einen Anschlag geplant hatte, dann sicher wie damals in Afghanistan mit Sprengstoff. Ich könnte die Polizei anrufen und eine anonyme Bombendrohung abgeben. Man würde den Dom räumen lassen. Aber was hatte ich an ernst zunehmenden Hinweisen? Die Erinnerung an einen Fotoschnipsel, der offenbar einen Ausschnitt der Altarfenster des Domes zeigte. Eine Bemerkung eines alten Mannes, dass der Berliner Dom sehr schön sei und als Symbol unersetzbar. Man ihn wie seinen Augapfel hüten solle. Nicht viel. Ansonsten nur Gefühl und Instinkt. Ich wollte schon weitergehen, als ich einen starken Aftershave-Geruch in der Nase hatte, diesen Geruch konnte man nicht vergessen. Ein eigenartiges, unangenehmes, kaltes Kribbeln zog sich über meinen Rücken, als ob jemand mit einem Stück Eis über meine Haut reiben würde. Will Smith musste vor Kurzem hier gewesen sein. Ich schaute auf die Tür. Loge N. Vorsichtig drückte ich die Klinge herunter, die Tür war verschlossen, ich ließ die Klinge leise wieder hochschnappen und wollte schon zur Kaiserloge weitergehen, als ein Schlüssel herumgedreht wurde, die Tür sich öffnete und ich das Gesicht eines der mir schon bekannten Klone sah. Außerdem sah ich in die Mündung einer langen Pistole mit vorgesetztem Schalldämpfer. Der Klon machte eine unmissverständliche Bewegung mit dem Lauf seiner Waffe. Ich hatte wohl keine Möglichkeit, mich seiner Einladung zu entziehen. Kaum stand ich in der Loge, schloss er hinter mir die Tür. Neben der schmalen Pforte, auf der letzten Bankreihe saß sein Zwilling. Will Smith, der in der Mitte der ersten Reihe Platz genommen hatte, erhob sich bei meinem Eintreten und kam in den hinteren Teil der Loge. Der Zwilling zog mich mit einem kräftigen Ruck zu sich auf die Bank. Will Smith setzte sich neben uns.
    „Ach, Herr Turner. Welche Überraschung. Oder auch nicht. Irgendwie hatte ich das Gefühl, wir würden uns noch einmal wiedersehen. Ich möchte wetten, Sie sind derjenige, der sich nach dem Blüthner erkundigt hat und mich zwang, diesmal auf die Abwechslung, die mir dieses Instrument schon so oft verschafft hat, zu verzichten. Das war gar nicht nett von Ihnen. Und einen Schnüffler haben Sie sicher auch auf dem Gewissen. Er konnte uns partout nicht mitteilen, wer sein Auftraggeber war. Er hätte es liebend gern getan und auf allen Klientenschutz der Welt gepfiffen, nur um am Leben zu bleiben. Wie ärmlich, aber durchaus menschlich. Sehr eigenartig, dass Sie von meinem Instrument gewusst haben. Ich habe nach unserem Gespräch in Florida beim Treffen in der Handelskammer lange gegrübelt, wo ich Sie schon einmal gesehen habe, und mein Gedächtnis hat mich in den vielen Jahren meines Lebens noch nie im Stich gelassen. Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre: Aber ich behaupte, Sie waren im Dezember 1990 auf dem Basar, auf dem die Bombe explodierte, die ehemalige Mitarbeiter von mir dort deponiert hatten?“ Ich gab keine Antwort. Er nahm dies als Bestätigung. „Das zweite Mal habe ich Sie auf einer Rolltreppe des New Yorker Flughafens gesehen, am 11. September 2001. Kurz vor den für die weitere Weltentwicklung unerlässlichen Anschlägen. Und ich bin sicher, ich
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