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Die geheimnisvolle Limousine

Die geheimnisvolle Limousine

Titel: Die geheimnisvolle Limousine
Autoren: W. Saparin
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geschlängelt hatte, und Soja mußte anhalten.
    Sie warf einen Blick auf einen Bretterzaun, hinter dem
    ein Bauplatz lag. Dabei blieben ihre Augen an großen
    Buchstaben haften, die sie vor Überraschung hochfahren
    ließen. „Bobrow" stand auf dem am Zaun klebenden Pla-
    kat. Darüber und darunter liefen noch Zeilen in kleinerer
    Schrift, die sie nicht erkennen konnte. Was weiter ge-
    schah, erinnerte an eine Szene aus einem Lustspielfilm.
    Hinter Soja hupte und brüllte es. Aber Soja, die näher
    an das Plakat herangefahren war, wollte nichts hören,
    jedenfalls so lange nicht, bis sie die Bekanntmachung zu
    Ende gelesen hatte. Nur gut, daß sie kurz war. Unter den
    aufgeregten, empörten Zurufen der wartenden Fahrer ließ
    Soja wieder den Wagen an.

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    „Großes Auditorium des Polytechnischen Museums",
    wiederholte Soja für sich. „Allunionsgesellschaft zur Ver-
    breitung polytechnischer und wissenschaftlicher Kennt-
    nisse. Vortrag Ingenieur Bobrow, Dienstag, 10. Juli,
    18 Uhr 30. Das war heute abend.
    „Achtzehn Uhr einunddreißig Minuten", meldete die
    Stimme in der Limousine, als das Auto vorm Eingang des
    Polytechnischen Museums hielt,
    Soja wußte gar nicht, ob sie eigentlich daran gedacht
    hatte, wie spät es sei. Oder sagte dieser diensteifrige
    Mechanismus die Zeit an, bevor dem Menschen dieser
    Gedanke überhaupt in den Sinn kam?
    Alle Eintrittskarten waren ausverkauft, und nur Sojas
    Presseausweis öffnete ihr die Tür zum Auditorium. Einer
    der für die Verwaltung reservierten Plätze war noch frei.
    Im Saal herrschte lebhaftes Stimmengewirr.
    Sojas Platz lag vorn — gerade gegenüber dem leeren
    Rednerpult. Der Ordner, der Soja kannte, erklärte ihr,
    daß Bobrow immer außerordentlich pünktlich sei, sich
    aber heute aus einem unbekannten Grunde bereits um
    ganze fünf Minuten verspätet habe. Sie hätten in seinem
    Landhaus angerufen und die Antwort erhalten, daß er . . . "
    Er schwieg plötzlich und blickte auf einen Mann, der eben
    den Saal betrat. Aus dem Applaus, der einsetzte, aber
    mehr noch aus der darauffolgenden erwartungsvollen
    Stille erriet Soja, daß es Bobrow sei. So werden nur be-
    kannte und beliebte Redner begrüßt.
    Bobrow war ein großer, breitschultriger Mann mit kräfti-
    gen Gesichtszügen. Er trug einen hellen Anzug. In der
    einen Hand hielt er einen grauen Filzhut und in der
    anderen eine Aktentasche mit zugezogenem Riemen. Nach-
    dem er beides auf das Rednerpult gelegt und sich kurz

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    wegen der Verspätung entschuldigt hatte, begann er so-
    gleich mit seinem Vortrag.
    Alles war so rasch gegangen — die kleine Seitentür hatte
    sich geöffnet, Bobrow war erschienen und stand bereits
    einige Augenblicke später am Rednerpult —, daß Soja
    gar keine Zeit gefunden hatte, dem Ordner etwas zu ent-
    gegnen. Jetzt stand er schon nicht mehr neben ihr. Im
    Saal herrschte angespannte Stille.
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Der Vortrag
    Mechanisch nahm Bobrow einige Papiere aus der Akten-
    tasche und breitete sie auf dem Pult aus, ohne seinen
    Vortrag zu unterbrechen. Er drückte auf einen Knopf, im
    Saal ging das Licht aus. über dem Pult leuchtete eine
    flimmernde Leinwand auf. Jetzt waren nur der Bildschirm
    und der Redner selbst zu sehen.
    Bobrow schilderte, wie der Mensch anfangs mit dem
    Werkzeug in der Hand an der Werkbank gearbeitet habe.
    Auf der Leinwand wurde eine dieser altmodischen Werk-
    bänke sichtbar, die nur das zu bearbeitende Metallstück
    drehte. Alles übrige tat der Mensch selbst. Trotz allem
    hatte diese primitive Maschine die Arbeitsleistung um
    ein Vielfaches erhöht und die Erfindung und den Bau
    anderer, vollkommenerer Maschinen vorbereitet. Denn
    hätte es diese kleine primitive Werkbank nicht gegeben,
    so wären auch die komplizierten, modernen Maschinen
    undenkbar.
    „Die automatisch arbeitende Werkbank war der nächste
    Fortschritt." In Bobrows Stimme trat ein feierlicher Unter-
    ton. „Sie befreite den Menschen fast von allen Mühen,
    außer der, das richtige Arbeiten der Werkbänke zu ge-
    währleisten und für Materialzureichung und Abnahme der
    fertigen Erzeugnisse zu sorgen. Die feinsten Arbeits-
    prozesse, die die geschicktesten Menschenhände nicht
    durchführen könnten, erledigt die automatische Werkbank
    spielend. Ihre Produktivität ist so hoch, daß eine einzelne
    Werkbank eine ganze alte Abteilung mit Handbetrieb er-
    setzen kann. Aus diesem Grunde haben diese klugen
    Mechanismen, die selbständig zu arbeiten verstehen und
    ihre Arbeit sogar
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