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Die geheimnisvolle Limousine

Die geheimnisvolle Limousine

Titel: Die geheimnisvolle Limousine
Autoren: W. Saparin
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Teil
    der Leute war in andere Fabriken gekommen, wo die
    Werkstücke noch nach altertümlichen Methoden be-
    arbeitet wurden, das heißt, nach den allgemein üblichen.
    Sie hatten dort unter anderem die Aufgabe, auch die neue
    Technik zu verbreiten. Ein Teil der früheren Arbeiter der
    Abteilungen lernte um. Sie qualifizierten sich als Spezia-
    listen für die Montage und Wartung der neuen Maschinen.
    Einige, besonders die Jugendlichen, gingen in die Lehre,
    um ihre theoretische Ausbildung zu vervollkommnen. Ja,
    unter den Arbeitern dieser Abteilungen gab es keinen,

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    >
    dessen Gesichtskreis und Kenntnisse sich nicht erweitert
    hätten. Das Leben der Menschen im sozialistischen Staat
    wurde täglich interessanter.
    Die grüne Limousine mischte sich in den Strom der in die
    Stadt eilenden Autos. Die großen hellen Werkhallen des
    „Automatischen Mähdreschers" blieben zurück.
    Auf der linken Seite tauchte^ eine Tankstelle auf, und
    Soja beschloß, den Benzinvorrat zu ergänzen. Gleichzeitig
    bat sie, den linken Vorderreifen zu überprüfen, an dem
    etwas ständig auf den Asphalt klopfte. Der Tankstellen-
    wart klebte den von der Reifendecke losgetrennten Strei-
    fen Gummi rasch wieder an, während Soja im Auto
    sitzen blieb, und fragte dann: „Können Sie mir sagen, wie
    spät es j e t z t . . . "
    Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als aus dem
    Innern der Limousine eine laute Stimme die Zeit mitteilte.
    Der Tankstellenwart schaute verblüfft durch das Wagen-
    fenster. Darauf fuhr er sich mit der Hand ins Genick, und
    sein Gesicht nahm einen noch fassungsloseren Ausdruck
    an. Soja ließ gerade den Wagen an. Sein erstauntes Ge-
    sicht war das letzte, was sie von ihm sah.
    Aber die Überraschungen dieses Tages waren noch nicht
    zu Ende. Soja saß am Steuer, schlug ein rasches Tempo
    an und grübelte darüber nach, wo sie Bobrows Ver-
    schwinden melden sollte, als der Wagen plötzlich mitten
    auf der Chaussee stehenblieb. Ein Mann in Milizuniform
    kam heran. Sein Kamerad hatte sich dem Auto ungefähr
    fünf Schritte entfernt mit erhobener Hand in den Weg
    gestellt. Soja hatte das Signal noch gar nicht bemerkt
    und wäre vorübergefahren, wenn die grüne Limousine
    dem Befehl nicht gehorsam Folge geleistet hätte.
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    Schon das zweite Mal nicht aufgepaßt! Soja war ärgerlich
    über sich selbst. Das Lenkrad ist doch kein Schreibtisch
    und der Führersitz kein Platz, um Betrachtungen anzu-
    stellen. Da ließ der Milizmann die erhobene Hand sinken,
    und die Limousine setzte sich unverzüglich in Bewegung.
    Soja zog die Bremse und brachte den Wagen endgültig
    zum Stehen.
    „Seltsam", sagte der erste Milizmann zum zweiten, „am
    Steuer sitzt ein junges Mädchen. Und es hieß doch, daß
    der Wagen ohne Chauffeur und Passagiere fahre. — Ihre
    Papiere, bitte!" Soja zog das Büchlein hervor, das be-
    scheinigte, daß sie die Fahrprüfung abgelegt hatte.
    „Gut, alles in Ordnung! Ist das Ihr Wagen?"
    „Nein, der Wagen gehört Ingenieur Bobrow", antwortete
    Soja fest.
    „Stimmt auch", entgegnete der Milizmann. Er schien sich
    darüber nicht im geringsten zu wundern. „Wohin fahren
    Sie, bitte?"
    „Ich suche Ingenieur Bobrow .. .*
    „Das trifft sich ja gut. Wir suchen ihn auch. Warten Sie
    bitte einen Augenblick."
    Der Milizmann wollte zu dem Telefonhäuschen gehen,
    das etwas entfernt am Rande der Chaussee stand.
    „Wollen Sie anrufen?" rief ihm Soja nach. „Im Auto ist
    ein Telefon."
    „Ausgezeichnet!" Der Milizmann kehrte um.
    Er öffnete die Autotür und nahm den Telefonhörer ab.
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Eine nutzbringende Bekanntmachung
    Soja gab nun genau auf die Straße acht. Jetzt wäre es
    auch viel zu gefährlich gewesen, am Steuer zu träumen,
    denn der Berufsverkehr hatte begonnen. Am Ende des
    Arbeitstages herrschte in den Straßen der großen Stadt
    besonders starker Verkehr. Die breite, tiefliegende Li-
    mousine fuhr ohne anzuhalten die schnurgerade Haupt-
    straße entlang. Tauchte eine Kreuzung auf, so senkte sich
    der Fahrdamm allmählich, und an der Kreuzung vet-
    schwand Sojas Wagen in einem breiten Tunnel, der mit
    unsichtbaren Lampen so hell erleuchtet war, daß kein
    Unterschied zum Tageslicht bestand. Manchmal war es
    umgekehrt. Soja sauste auf einem ansteigenden Asphalt-
    rücken über die Kreuzung, und unter den Reifen ihres
    Autos floß der querlaufende Wagenstrom. Im Zentrum
    der Stadt, wo große Häuser gebaut wurden, dauerte es
    zu lange, bis sich eine Kolonne Zehntonner durch ein
    breites Tor
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