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Die Geheimnisse der Therapeuten

Die Geheimnisse der Therapeuten

Titel: Die Geheimnisse der Therapeuten
Autoren: Christophe André
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mir sprechen muss, aber nicht zu viel. Und dass ich »Geheimnisse« verrate, doch nicht zu simple, sondern solche, die etwas nützen. Tatsächlich habe ich keine Ahnung, was ich zu diesem Thema sagen soll, obwohl ich mich ja damit gut auskenne. Und was nun?
    Nun werde ich das tun, was ich auch sonst tue (inzwischen kenne ich mich gut und weiß, was bei mir funktioniert): nichts. Mich um etwas anderes kümmern. An meine anderen Bücher und Projekte denken.
    Wie üblich klappt es: Ich setze mich ins Auto, und mein Beitrag schreibt sich während der Fahrt von ganz allein. Als ich im Büro ankomme, schalte ich meinen Computer ein, und schon fügt sich alles zusammen und entwickelt sich – kurz, der Beitrag entsteht fast ein wenig ohne mein Zutun. Ich muss ihn nur noch einmal durchlesen, die Rechtschreibfehler korrigieren, und er ist fertig. »Und«, so werden Sie einwenden, »was hat das mit Intuition zu tun?« Das ist Intuition, schlicht und ergreifend. Was versteht man also unter diesem Begriff?

    Was ist Intuition?
    Der Begriff »Intuition« hat zwei Bedeutungen.
    Die erste entspricht der Definition im Petit Larousse : ein sofortiges Erfassen der Wahrheit ohne Zuhilfenahme des logischen Denkens; die Fähigkeit, etwas vorherzusehen oder vorher zu wissen, eine Vorahnung haben. Anders ausgedrückt: Man »spürt« Dinge.
    Die zweite Bedeutung bezieht sich auf das intuitive Denken, einen unterschwelligen Prozess, der zu einer Schlussfolgerung führt. Damit werden wir uns hier beschäftigen. Tatsächlich ist das intuitive Denken, auch wenn viele Menschen es anwenden, ziemlich unbekannt und hat deshalb bei denen, die es nicht praktizieren, zahlreiche Fehleinschätzungen zur Folge. Dennoch existiert es schon seit grauer Vorzeit.
    Archimedes und Rodin
    Die häufigste Art des Denkens, diejenige, die meistens im Vordergrund steht, ist das Sinnieren in der Art der von Rodin geschaffenen Skulptur Der Denker . Bei einem Problem »stützt man den Kopf auf die Hände« und denkt nach: Ausgehend von der Aufgabe leitet man den ersten Schritt ab, aus dem sich der nächste ergibt, bis man zum Ergebnis gelangt. Das ist logisch-mathematisches Denken, bei dem die Gedanken der Reihe nach kommen. Menschen, die nach diesem Modell verfahren, denken über nur eine Sache zurzeit nach und gehen ein Element nach dem nächsten durch. Das Denken baut sich Stück für Stück auf, jedes Element leitet sich aus dem vorhergehenden ab, exakt wie in der Mathematik. Erst wenn alle Faktoren durchdacht sind, zieht man die Schlussfolgerung.
    Der Reihe nach denken: eins nach dem anderen
    Angenommen, Sie betrachten Ihren Schreibtisch. Sie lassen Ihren Blick von rechts nach links über den Tisch schweifen und sehen nacheinander ein Telefon, einen Terminkalender, einen Behälter mit Bleistiften, ein Lineal, einen Computer und einen Papierstapel.

    Im Gegensatz dazu steht der bei den Neurowissenschaftlern gut bekannte Heureka-Effekt – der Geistesblitz, wie Archimedes ihn erlebte, bei dem die Verbalisierung das letzte Glied in der Kette der Informationsverarbeitung ist.
    Natürlich gibt es nicht nur das eine oder andere Denken in Reinform. Meine Absicht ist lediglich, die Grundzüge des Denkens darzulegen, indem ich die beiden Formen einander gegenüberstelle. Selbstverständlich hatte Archimedes schon länger über sein Problem nachgedacht und verfügte über die notwendigen Kenntnisse und Informationen, um es zu lösen. Doch er hat sie nicht bewusst gesammelt in der Form, dass er sich der Zwischenschritte seines Denkprozesses bewusst war (ebenso wie wir auch nicht jede unserer Gesten in Einzelschritte unterteilen). Sein Gehirn erledigte es für ihn ohne sein Wissen, daher das berühmte Heureka, das er in der Badewanne ausrief, als das Ergebnis in seinem Bewusstsein auftauchte. Aus diesem Grund spricht man auch von intuitivem Denken.
    Es scheint, dass Menschen, die intuitiv denken, die Informationen, die sie erhalten, parallel und gleichzeitig verarbeiten. Das ist so, als würden Sie mit einem Blick alles erfassen, was sich auf Ihrem Schreibtisch befindet. Da Sprache sequenziell ist (Sie können nur ein Wort nach dem anderen aussprechen), haben Sie kein verbales Bewusstsein von den Gegenständen, die dort liegen. Es ist, als ob Sie keinen Zugang zu den verschiedenen Informationen hätten, die zum Ergebnis Ihres Denkens führen. Und plötzlich
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