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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman
Autoren: Aufbau
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Unterhaltungswert zu schaffen vermögen, das seinerseits wiederum Gefühle und Empfindungen hervorrufen kann, die dem Leben selbst durchaus ähnlich sind?«
    In dieser Beobachtung liegt sehr viel Wahrheit.
    Aber es gibt ja so viele Ebenen der Wahrhaftigkeit, nicht wahr? Zwischen jener Wahrheit, die wir öffentlich aussprechen, und jener, die wir uns insgeheim und im Stillen, in der Abgeschiedenheit unserer eigenen Gedanken eingestehen und die wir vielleicht einem oder zweien unserer vertrautesten Freunde enthüllen?
    Ich habe mich darin
versucht
, von der Liebe zu schreiben – zunächst als junges Mädchen zu meinem eigenen Ergötzen, später dann in den ersten Jahren nach Vollendung meines zwanzigsten Lebensjahres mit ernsthafteren Absichten, wenngleich ich bis zu jener Zeit nur eine einzige Jugendliebe gekannt hatte. 1 Folglich waren diese ersten Werke lediglich von überaus vergänglichem Werte. Erst Jahre später traf ich den Mann, der in mir die wahre Gefühlstiefe anregen sollte und die Stimme wiedererwecken sollte, die so lange geschwiegen hatte.
    Von diesem Mann – der einen großen und wahren Liebe meines Lebens – niemals zu sprechen, habe ich mir aus gutem Grund geschworen. Tatsächlich stimmten die wenigen Mitglieder meiner engeren Familie, die ihn kannten, mit mir darin überein, dass es das Beste für alle Beteiligten wäre, die Einzelheiten jener Herzensangelegenheit strikt für uns zu behalten. Folglich habe ich meine Gedanken an ihn in den hintersten Winkel meines Herzens verbannt. Für immer verbannt, aber nicht vergessen.
    Nein, niemals vergessen. Denn wie kann man vergessen, was zu einem Teil der eigenen Seele geworden ist? Jedes Wort, jeder Gedanke, jeder Blick und jedes Gefühl, alles, was zwischen uns war, ist mir noch heute, viele Jahre später, so gegenwärtig, als hätte es sich erst gestern zugetragen.
    Die Geschichte muss erzählt werden; eine Geschichte, die alle anderen erklären wird.

    Aber ich greife voraus.
    Es ist eine (wohl allgemein anerkannte) Wahrheit, dass mit wenigen Ausnahmen die Einführung des Helden in einer Liebesgeschichte niemals im ersten Kapitel erfolgen, sondern in idealer Weise für das dritte Kapitel vorbehalten bleiben sollte. Dass zunächst eine kurze Grundlage zu schaffen ist, die den Leser mit den Hauptpersonen, den Schauplätzen und dem emotionalen Gehalt der Erzählung vertraut macht, um so eine höhere Wertschätzung für die sich entfaltenden Ereignisse zu bewirken.
    Daher muss ich, ehe wir den fraglichen Herren kennenlernen, erst noch weiter zurückgreifen und von zweiEreignissen berichten, die sich einige Jahre zuvor zugetragen haben – und die beide auf schrecklichste und schmerzlichste Weise mein Leben plötzlich und unwiderruflich änderten.

    Im Dezember 1800, kurz vor dem fünfundzwanzigsten Jahrestag meiner Geburt, hatte ich mich fern von Zuhause aufgehalten, um meiner lieben Freundin Martha Lloyd einen Besuch abzustatten. Bei meiner Heimkehr verkündete mir meine Mutter eine bestürzende Neuigkeit: »Nun, Jane, es ist alles abgemacht! Wir haben beschlossen, Steventon für immer zu verlassen und nach Bath zu ziehen.«
    »Steventon verlassen?« Ich starrte sie ungläubig an. »Das kann nicht euer Ernst sein.«
    »O doch«, bestätigte meine Mutter, während sie sich emsig und glücklich in unserem kleinen Salon zu schaffen machte, ab und zu innehielt, um die Bilder an den Wänden mit einem liebevollen Abschiedsblick zu streifen, als müsse sie sich noch mit dem Gedanken anfreunden, all dies zurückzulassen. »Dein Vater und ich, wir haben es während deiner Abwesenheit gründlich durchgesprochen. Im Mai wird er siebzig Jahre alt. Es ist höchste Zeit, dass er sich von seiner Arbeit zurückzieht, nach beinahe vierzig Jahren als Pfarrer dieser Gemeinde, ganz zu schweigen von der Kirche in Deane. 2 Wenn wir diesen Posten aufgeben, das weißt du, müssen wir auch das Haus aufgeben; aber dein Bruder James wird guten Nutzen davon haben, da es nun ihm zufällt. Und da es deinen Vater immer schon danach verlangt hat, Reisen zu unternehmen, haben wir überlegt, wann die Zeit wohl besser dazu geeignet sein könnte als jetzt? Wir wollen fahren, solange wir noch bei guter Gesundheit sind! Aber
wohin
wir uns wenden sollten, das war Gegenstand einiger Beratung, und endlich sind wir zu dem Ergebnis gelangt, dass es Bath sein soll!«
    Mir schwindelte. Die Beine gaben unter mir nach, ich sank schwer auf einen Stuhl und wünschte mir nur, meine geliebte Schwester
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