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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman
Autoren: Aufbau
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Geschichten der Austen-Überlieferung werfen – auf das endlos diskutierte und debattierte Thema, nämlich die Geschichte um einen »Herrn in einem Seebad«, in den sich Jane angeblich verliebt hatte.
    Der Überlieferung zufolge hat Cassandra ihrer Nichte Carolyn (viele Jahre nach Janes Tod) erzählt, Jane hätte in den frühen 1800er Jahren während eines Ferienaufenthalts in einem Seebad einen Hilfspfarrer kennengelernt, die beiden seien einander sehr verbunden gewesen und hätten sich verabredet, einander bald wiederzutreffen. Später hätte Jane dann vom Tod des Mannes erfahren. Cassandra nannte jedoch weder seinen Namen, noch den des Seebades oder den Zeitpunkt ihres Treffens, sondern behauptete lediglich, dieser mysteriöse Herr sei »der einzige Mann, den Jane je wirklich geliebt hat«.
    Wenn man bedenkt, wie sorgfältig Cassandra darauf achtete, welche Informationen über ihre Schwester in Umlauf kamen, so ist es möglich, dass diese von ihr angedeutete »geheimnisvolle, namenlose und datumslose Romanze«, nur eine Teilwahrheit darstellte, die absichtlichvage und irreführend gehalten war – eine Theorie, die in den vorliegenden Memoiren auch von Jane Austen selbst bestätigt wird. Jane hat also allem Anschein nach wirklich in einem Seebad einen Mann kennengelernt, und die beiden haben sich bis über beide Ohren ineinander verliebt. Doch laut Janes Bericht war er kein Geistlicher – und er ist auch nicht gestorben.
    Weitere Mutmaßungen würden hier zu viel vorwegnehmen. Der geneigte Leser und die geneigte Leserin werden gebeten, ihre eigenen Schlüsse aus Janes romantischer und trauriger Erzählung zu ziehen.
    Es sei noch eine letzte Bemerkung zur Herausgabe dieses Textes gestattet:
    Im Manuskript Jane Austens fanden sich viele persönliche Eigenheiten, darunter merkwürdige Abkürzungen, falsche und altertümliche Rechtschreibung, Hervorhebung durch Großbuchstaben an Stellen, wo man keine erwartet hätte. Außerdem fehlten oft Absätze und Anführungszeichen. All das wäre sicherlich korrigiert worden, hätte sie diese Schriften je zu Lebzeiten für eine Veröffentlichung vorbereitet. Ich habe, wo es mir nötig schien, Korrekturen vorgenommen (unter Beibehaltung der meisten damaligen Schreibweisen), um den Text für eine heutige Leserschaft angenehm und flüssig lesbar zu machen. Der größte Teil der Erinnerungen ist jedoch unverändert so geblieben, wie Jane Austen ihn verfasst hat.
    Alle Anmerkungen stammen ausschließlich von mir.
     
    Dr. Mary I. Jesse
    Doktor der englischen Literatur, Universität Oxford
    Präsidentin der Jane Austen Literary Foundation

Kapitel 1
    Warum ich auf einmal das Bedürfnis verspüre, Feder und Tinte zur Hand zu nehmen und von einer Beziehung höchst persönlicher Natur zu berichten, die ich nie zuvor auch nur eingestanden habe, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht liegt es an dieser lästigen Krankheit, die mich in jüngster Zeit immer wieder einmal quält – dieser abgefeimten Erinnerung an meine Sterblichkeit –, dass ich mich nun gezwungen sehe, eine Aufzeichnung der Geschehnisse anzufertigen, auf dass diese Erinnerungen nicht in den hintersten Winkeln meiner Gedanken und von dort für immer und alle Zeit verschwinden, so flüchtig und unfassbar wie ein Gespenst im Abenddunst.
    Was auch immer der Grund sein mag, so wird mir doch klar, dass ich alles niederschreiben muss. Denn es könnte, denke ich, einige Spekulationen geben, sobald ich nicht mehr bin. Womöglich lesen die Menschen, was ich geschrieben habe, und fragen sich: Wie konnte diese Jungfer, diese Frau, der allem Anschein nach nie jemand auch nur
den Hof gemacht
hat – die niemals jene wundersame Verbindung zwischen Geist und Seele eines Mannes und einer Frau verspürt hat, jene Verbindung, die von Freundschaft und Zuneigung inspiriert ist, doch zu etwas viel Tieferem aufblühen kann –, wie konnte
sie
die Unverfrorenheit besitzen, über die kostbarsten menschlichen Regungen wie die Liebe und die Liebeswerbung zu schreiben, da sie diese doch selbst niemals erfahren hat?
    Den wenigen Freunden und Verwandten, die mirähnliche Fragen zu stellen wagten, nachdem sie von meiner Autorenschaft erfahren hatten (wenn sie diese Bedenken auch, ich muss es gestehen, in viel artigere Worte kleideten), habe ich die nämliche Antwort gegeben: »Ist es nicht vorstellbar, dass ein quicklebendiger Geist und aufmerksame Augen und Ohren im Verein mit einer lebhaften Phantasie ein literarisches Werk von einigem Verdienst und
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