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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus
Autoren: Judith Merkle Riley
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Nachttisch und dem Schreibtisch in der Ecke spendeten Licht.
    »Mehr als das brauche ich auch nicht zu wissen«, sagte die Königin mit kalter und abweisender Stimme. »Es gibt nur noch eine Sache, die ich erfahren muß, und die könnt Ihr mir nicht sagen.«
    »Und die wäre?«
    »Mit welchem Zauber kann ich das Werk dieses furchtbaren Kopfes rückgängig machen?«
    »Ach? Um welchen furchtbaren Kopf handelt es sich denn?« fragte Nostradamus, und seine Stimme klang so unschuldig wie die eines Fünfjährigen.
    »Cosmo Ruggieri, möge Gott ihn verfluchen, hat mir eingeredet, ich könnte mir all meine Wünsche von dem Unsterblichen Kopf Menanders des Magus' erfüllen lassen.«
    »Aha. Im Laufe meiner Studien bin ich auf etliche Schriften gestoßen, in denen dieses Ding erwähnt wird. Liegt es zufällig in einer versilberten Schatulle mit der merkwürdigen Figur eines hahnenköpfigen Gottes auf dem Deckel?«
    »Ihr kennt ihn«, entfuhr es der Königin. »Helft mir, Maistre. Sagt mir, lebe ich lange genug, um sein Werk ungeschehen zu machen?«
    Nostradamus tat so, als versetzten ihn die letzten Rauchschwaden des Kohlebeckens in Trance. »O Anael, eine Vision«, sprach er. »Ja, ja – ich sehe etwas. Worte in Flammenschrift, an den nächtlichen Himmel geschrieben.«
    »Was für Worte?« rief die Königin.
    »Das Leben der Königin endet genau einen Tag nach dem des Menschen, der Menander den Unsterblichen zur Zeit besitzt.«
    »Ach, das kann nicht sein, das kann nicht sein«, schrie die Königin. »Ich habe ihn – ich meine sie – soeben begraben, und wenn ich ihr Grab öffne, fällt dieser Kopf vielleicht jemand anders in die Hände, der ihn gegen mich verwendet.«
    »Was… Wo bin ich?« sagte Nostradamus mit gespielter Benommenheit.
    »Ich kann das Ding nicht herauslassen, auch wenn es mich das Leben kostet. Ich habe den Kasten zuhämmern lassen.«
    »Erhabene Königin, Majestät, Euer Opfer in allen Ehren, aber ich kann Euch sagen, daß in einem uralten Buch – dem dort drüben – geschrieben steht, wie die Macht des Kopfes für immer gebannt werden kann.«
    »Aber, aber er ist unsterblich.«
    »O ja, er ist unsterblich, aber man vermag ihn in einen Zustand zu versetzen, in dem er nicht mehr mit den Lebenden in Verbindung treten kann.«
    »Aber das Buch kann ich nicht lesen.«
    Gott sei Dank nicht, dachte Nostradamus, sonst würdest du wissen, daß es sich um eine Zauberformel für das Regnen von Fröschen handelt. »Ich schreibe Euch die Übersetzung auf«, sagte er. Falls Sibille die Anweisungen befolgt hatte, die er ihr mit dem Horoskop zugeschickt hatte, war der Kopf bereits auf Dauer seiner Macht enthoben. Doch er hatte diese Königin durchschaut. Sie übte sich gern in Zauberei, eine Pfuscherin, eine Halbwissende. Aber wenn sie sich einbildete, sie hätte die Macht des Kopfes gebrochen, würde sie Sibille gegenüber vielleicht großmütiger sein und sich eine Weile in dem trügerischen Glauben wiegen, sie könne das schreckliche Schicksal aufheben, das sie in Gang gesetzt hatte. Während er für sich diese Schlußfolgerung zog, schrieb er für die Königin eine vollkommen sinnlose, aber ungemein großartig klingende Zauberformel auf ein Stück Pergament.
    »Was bedeuten die kleinen Zeichen da?« fragte Katharina von Medici, die es auf einmal sehr eilig hatte.
    »Das + hier steht für das Kreuz, und mit dem Zeichen da macht man einen Kreis deutlich, und mit dem hier das furchtbare Untier mit den drei Köpfen. Das geht so…«
    »Oh«, hauchte die Königin, und die Augen wollten ihr schier aus dem Kopf springen, denn sie ahnte, daß sie in die höchsten Geheimnisse der Zauberkunst eingeführt wurde.
    »Zögert nicht«, ermunterte Nostradamus sie. »Ihr müßt leben. Meine Zauberkräfte sagen mir, daß nur Ihr das Königreich retten könnt.«

    Nostradamus fegte das Pulver zusammen und verwischte den magischen Kreis mit dem Besen, als Nicolas eintrat.
    »Ach, da seid Ihr ja, junger Mann. Würdet Ihr bitte die Tibia aufheben. Meine Gicht, Ihr wißt schon. Ein alter Mann wie ich sollte sich nicht mehr bücken müssen.« Als Nicolas den Knochen aufhob, wachte die Katze auf, jaulte und versteckte sich flugs unter dem Bett – mit einem Schwanz so groß und buschig wie eine Flaschenbürste.
    »Wo ist Sibille? Habt Ihr sie gerettet?« Der alte Doktor blickte dem Jüngeren in das sorgenvolle Gesicht und lächelte gütig.
    »Macht Euch keine Sorgen um Eure Herzensdame. Mein zweites Gesicht sagt mir, daß sich die
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