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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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überstand.
    Er schob sich eilig an ihr vorbei.
    Jetzt, wo sie nicht mehr im Weg stand, konnte er genauer sehen.
    Auf dem Boden, den Hals von einer Kugel zerrissen, lag Donna die Hundefrau. Neben ihr wand sich schmerzerfüllt ein Mann mit nacktem Oberkörper, dem ein welker bräunlicher Arm aus der Brust wuchs. Julian, der Mann mit den drei Armen. Seine kleine braune Hand klammerte sich um die Schusswunde an seiner linken Schulter. Die Wundervolle Wilma lag neben ihm, nackt bis auf ein Höschen aus Leopardenfell. Eine Hand war auf ihren blutenden Oberschenkel gepresst. Die andere lag schamhaft über ihren beiden normalen Brüsten, die dritte war unbedeckt und rutschte bleich und verschwitzt unter ihrem Handgelenk vor.
    Nur Donna ist tot, dachte Dave. Es hätte schlimmer sein können.
    Aber er wünschte, er hätte keinen von ihnen verletzt. Er ging durch den letzten Spiegelrahmen und zielte auf Antonio mit der Schlangenzunge. »Lass die Axt fallen«, sagte er.
    Die Zunge des Mannes schoss aus seinem Mund. Er starrte Dave verzweifelt an, und seine lange rosa Zunge fuhr von einer Seite des Gesichtes zur anderen und leckte die Tränen unter seinen Augen weg.
    »Ich will nicht auf euch schießen«, sagte Dave.
    »Fallen lassen«, zischte Joan, die neben Dave getreten war, und zielte ebenfalls auf Antonio.
    Die Frau mit den zwei Köpfen, die einen Namen für jeden Kopf hatte, wandte beide Gesichter dem Mann zu. Sie streckte die Hand aus und tätschelte seine Schulter. Er warf ihr einen kurzen Blick zu, zog die Zunge wieder ein und gab grunzende Geräusche von sich.
    Ein Kopf nickte ihm zu. Auf dem Gesicht des anderen lag ein sanftes Lächeln.
    Er ließ die Axt zu Boden fallen.
    »Es tut mir leid«, sagte Dave. »Das mit den Schüssen tut mir leid. Ich wollte nicht, dass jemand verletzt wird.«
    »Wir wussten nicht, dass ihr hier seid«, sagte Joan. Sie steckte den Revolver ins Halfter zurück und reichte Dave die Taschenlampe. Dann bückte sie sich und band das rote Halstuch von ihrem Knie los.
    Dave senkte die Pistole, behielt sie aber in der Hand. Er bezweifelte, dass diese Leute ihn angreifen würden. Sie machten einen wachsamen, verwirrten und traurigen Eindruck. Und er konnte in einigen Augen etwas wie Hoffnung glimmen sehen.
    »Wir versuchen, meine Freunde zu finden«, sagte Debbie. »Habt ihr sie gesehen? Wisst ihr, wo …« Ihre Stimme stockte. »Ihre Hälse«, flüsterte sie.
    Einige der Leute nickten. Andere grunzten. Jim oder Tim, einer der Siamesischen Zwillinge, berührte die Narbe an seiner Kehle mit einem Finger und machte ein raues Atemgeräusch. »Haaaspaaa.«
    »Jasper?«, fragte Dave. »Jasper Dunn?«
    Nicken, mehr Grunzen.
    »Er hat eure Stimmbänder zerschnitten? «, schrie Joan entsetzt.
    »Hjaa, hjaa, Haaaspaaa.«
    »O Gott«, murmelte Debbie.
    »Hat er euch hier gefangen gehalten?«, fragte Dave.
    Die zweiköpfige Frau zeigte auf eine Öffnung von der Größe einer Tür, die jemand mit der Axt in die Wand geschlagen hatte.
    »Wir holen euch hier raus«, sagte Joan. Sie hockte sich neben Wilma, wickelte das Halstuch um die Wunde an ihrem Oberschenkel und knotete es fest zusammen.
    »Was ist mit Jeremy?«, fragte Debbie mit hoher, flehender Stimme. »Wir müssen ihn finden!«
    »Das werden wir, mach dir keine Sorgen.« Joan sah die anderen an. »Zwei Kids«, sagte sie. »Ein Junge und ein Mädchen. Habt ihr sie gesehen? Wisst ihr, wo sie sind?«
    Die Menge teilte sich, sie drehten sich um. Ein paar zeigten den Flur hinunter.
    Dave sah eine Tür auf der rechten Seite und eine zweite ganz am Ende.
    Aber dazwischen war ein dunkles Rechteck, wo eigentlich Boden sein sollte.
    Eine Falltür?
    Debbie rannte los. Sie sprang über Donna die Hundefrau hinweg und lief durch den Korridor, der sich in der Mitte der Gruppe gebildet hatte.
    » NEIN! «, schrie Joan.
    Dave stürzte hinter ihr her.
    Debbie hatte Jaspers Freaks beinahe hinter sich gelassen, als eine Hand hervorschoss und ihr Fußgelenk umfasste. Sie schrie auf und fiel zu Boden.
    Dave warf sich auf sie und packte sie im Nacken. Er drückte sie zu Boden, obwohl sie sich wand und aufstehen wollte.
    Er blickte über die Schulter. Ein kahlköpfiger Mann hob den Kopf und lächelte grimmig. Er hatte keine Beine, aber zwei sehr muskulöse Arme, und eine Hand war fest um Debbies Fußgelenk geschlossen. Andy, der wunderbare Torsomann.
    »Danke«, sagte Dave.
    Er zwinkerte ihm zu.
    Joan tätschelte seine Schulter, stieg über ihn weg und hockte sich neben Debbie
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