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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes
Autoren: Steven Erikson
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der bedeckte Himmel spiegelte.
    Sie erreichten eine Biegung, und darunter und dahinter erstreckte sich ein halbmondförmiger Strand. Oberhalb davon, am Fuß des Vorgebirges, lag ein flaches, grasbewachsenes Stück Land, auf dem ein Dutzend Hütten kauerten.
    Die Mandata ließ ihren Blick hinaus aufs Meer schweifen. Die Boote lagen auf ihren flachen Bordwänden neben den Anlegepfählen. Der von der Ebbe freigegebene Strand war leer, und nicht ein einziger Vogel war in Sicht.
    Sie zügelte ihr Pferd. Einen Augenblick später drehte sich Paran nach ihr um und tat dasselbe. Er sah, wie sie ihren Helm abnahm und ihr langes, kastanienbraunes Haar ausschüttelte. Es war schweißnass und strähnig. Der Leutnant ritt zu ihr zurück, einen fragenden Ausdruck im Gesicht.
    »Leutnant Paran, Ihr habt Eure Worte gut gewählt.« Sie sog die salzgeschwängerte Seeluft tief in die Lungen, dann blickte sie ihn an. »Ich fürchte, Ihr werdet nicht in Unta stationiert werden. Ihr erhaltet Eure Befehle in Zukunft direkt von mir, denn Ihr seid ab sofort ein bevollmächtigter Offizier in meinem Stab.«
    Er sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Was ist mit den Soldaten da hinten geschehen, Mandata?«
    Sie antwortete nicht sofort, lehnte sich lediglich ein wenig im Sattel zurück und starrte hinaus aufs Meer. »Jemand ist hier gewesen.
    Ein überaus mächtiger Zauberer«, sagte sie. »Es ist etwas geschehen, und wir sollen nicht herausfinden, was es war.«
    Paran blieb der Mund offen stehen. »Die Ermordung von vierhundert Menschen war nichts weiter als ein Ablenkungsmanöver?«
    »Wäre der Mann mit seiner Tochter zum Fischen draußen gewesen, wären sie mit der Flut zurückgekehrt.«
    »Aber ...«
    »Ihr werdet ihre Leichen nicht finden, Leutnant.« Paran war verwirrt. »Und was jetzt?«
    Sie sah ihn an, wendete dabei ihr Pferd. »Wir reiten zurück.«
    »Das war alles?« Er starrte ihr nach, als sie ihr Pferd den schmalen Pfad hinauf lenkte, dann ritt er hinter ihr her, um sie einzuholen. »Einen Moment, Mandata«, sagte er, als er sie erreicht hatte.
    Sie warf ihm einen warnenden Blick zu.
    Paran schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn ich ab jetzt zu Eurem Stab gehöre, muss ich mehr über das wissen, was hier vorgeht.«
    Sie setzte ihren Helm wieder auf und zog den Kinnriemen fest. Ihr langes Haar fiel in zerzausten Strähnen über ihren Umhang. »Also gut. Wie Ihr wisst, Leutnant, bin ich keine Magierin -«
    »Nein«, unterbrach Paran sie mit einem kalten Grinsen, »Ihr jagt sie nur und tötet sie.«
    »Unterbrecht mich nicht noch einmal, Leutnant. Also, wie ich gesagt habe, bin ich eine Art Gegenmittel zu Zauberei und Magie. Das bedeutet, dass ich zwar keine Magie ausübe, aber nichtsdestotrotz ein Verhältnis zu ihr habe. In gewisser Weise zumindest. Man könnte vielleicht sagen, wir kennen einander. Ich kenne die Muster der Zauberei, und ich kenne die Muster der Gehirne, die sich ihrer bedienen. Wir sollen zu dem Schluss kommen, dass das Gemetzel echt war -und dass es ein Zufall war. Aber es war weder das eine noch das andere. Es gibt eine Spur, und die müssen wir finden.«
    Paran nickte langsam.
    »Eure erste Aufgabe, Leutnant, ist es, in diese Stadt zu reiten, in der der Markt stattfindet... Wie war noch mal ihr Name?« »Gerrom.«
    »Ach ja, Gerrom. Dort wird man dieses Fischerdorf kennen, denn diese Leute haben ihren Fang in Gerrom verkauft. Fragt ein bisschen herum, findet heraus, ob jemand eine Fischerfamilie kennt, die nur aus einem Mann und seiner Tochter bestanden hat. Ich brauche ihre Namen und vernünftige Beschreibungen. Wendet Euch an das Militär, wenn die Städter widerspenstig sein sollten.«
    »Das werden sie nicht«, sagte Paran. »Die Kanesen sind ein hilfsbereites Volk.«
    Sie waren wieder oben angekommen und hielten dort an, wo der Pfad auf die Straße stieß. Unten bewegten sich Wagen zwischen den Leichen, Ochsen schrien und stampften mit blutverschmierten Hufen, Soldaten brüllten, und über allem wirbelten tausende von Vögeln durch die Luft. Es stank nach Panik. Am anderen Ende des Schlachtfelds stand der Hauptmann, in einer Hand den Helm, der am Kinnriemen baumelte.
    Die Mandata starrte mit harten Augen auf die Szene hinunter. »Ich hoffe um ihretwillen, dass Ihr Recht habt, Leutnant.«
     
    Als er die beiden Reiter näher kommen sah, sagte eine innere Stimme dem Hauptmann, dass seine angenehmen Tage in Itko Kan gezählt waren. Sein Helm erschien ihm auf einmal viel schwerer als sonst. Der Hauptmann
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