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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag
Autoren: Patrick Rothfuss
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mir auf die Lippen, um nicht laut loszulachen, und setzte dann eine niedergeschlagene Miene auf, als ich ins Untergeschoss des Hollows zum Büro des Quästors ging. Riems Augen leuchteten auf, als er den Zettel mit dem Betrag erblickte. Er verschwand in seinem Hinterzimmer und kam kurz darauf mit einem Umschlag aus dickem Papier wieder.
    Ich bedankte mich bei ihm und ging zurück auf mein Zimmer im ANKER’S, und den ganzen Weg über behielt ich meine missmutige Miene bei. Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, riss ich den Umschlag auf und kippte mir den Inhalt in die Hand: zwei glänzende Goldmark, jeweils zehn Talente wert.
    Da erst lachte ich. Ich lachte, bis mir die Tränen kamen und ich Seitenstechen bekam. Dann zog ich meine besten Kleider an und versammelte meine Freunde um mich: Wilem und Simmon, Fela und Mola. Ich schickte einen Boten nach Imre und lud auch Devi und Threpe ein. Darauf mietete ich einen Vierspänner, und gemeinsam fuhren wir über den Fluss.
    Wir hielten vor dem EOLIAN. Denna war nicht da, aber ich sammelte stattdessen Deoch ein, und weiter ging es zum KING’S ARMS, ein Etablissement von der Art, wie es sich kein rechtschaffener Student jemals leisten konnte. Der Portier musterte uns bunten Haufen mit verächtlichem Blick, als wollte er uns abweisen, doch dann setzte Threpe sein schönstes Oberschichts-Stirnrunzeln auf und geleitete uns hinein.
    Es begann ein Abend der lukullischen Ausschweifungen, wie ich sie seither nur selten wieder erlebt habe. Wir aßen und tranken, und ich zahlte mit großem Vergnügen alles. Wasser kam uns lediglich in den Handwaschschalen auf den Tisch. Unsere Kelche enthielten ausschließlich alte vintische Weine, dunklen Scutten, kühlen Metheglin und süßen Obstbrand, und jeder unserer Trinksprüche schloss mit einem Lob auf Hemmes Torheit.

Kapitel 151

Schlösser
     
    K vothe atmete tief durch und nickte. »Lasst uns an dieser Stelle aufhören«, sagte er. »Zum ersten Mal im Leben hatte ich Geld in der Tasche. Und ich war von Freunden umgeben. Das ist doch ein guter Moment, um für heute Schluss zu machen.« Er rieb sich die Hände, wobei er unwillkürlich mit der rechten die linke massierte. »Wenn wir noch weiter fortfahren würden, würde es wieder düster.«
    Der Chronist nahm den kleinen Stapel der vollständig beschriebenen Seiten, klopfte ihn mit der Unterkante auf dem Tisch gerade und legte dann die letzte, halb beschriebene Seite oben drauf. Er öffnete seine Ledermappe, nahm die grüne Stechpalmenkrone heraus und legte das Manuskript hinein. Dann schraubte er sein Tintenfass zu und begann seine Schreibfeder auseinanderzunehmen und zu reinigen.
    Kvothe stand auf und streckte sich. Dann sammelte er die leeren Teller und Trinkgefäße ein und brachte sie in die Küche.
    Bast saß einfach nur da und sah ausdruckslos vor sich hin. Er regte sich nicht. Er schien kaum zu atmen. Nachdem das einige Minuten so gegangen war, begann der Chronist ihm Blicke zuzuwerfen.
    Kvothe kam in den Schankraum zurück und runzelte die Stirn. »Bast«, sagte er.
    Bast blickte langsam zu dem Mann hinterm Tresen hinüber.
    »Die Totenfeier für Shep ist immer noch im Gange«, sagte Kvothe. »Und heute Abend muss hier nicht groß saubergemacht werden. Wieso gehst du nicht noch mal hin? Sie werden sich freuen, dich zu sehen …«
    Bast überlegte einen Moment lang und schüttelte dann den Kopf. »Nein, lieber nicht, Reshi«, sagte er mit tonloser Stimme. »Ich binnicht in der Stimmung.« Dann erhob er sich von seinem Stuhl und ging quer durch den Raum zur Treppe, ohne die beiden dabei anzusehen. »Ich hau mich hin.«
    Seine Schritte verklangen langsam in der Ferne, und dann hörte man, wie eine Tür geschlossen wurde.
    Der Chronist sah ihm nach und wandte sich dann zu dem rothaarigen Mann hinterm Tresen um.
    Kvothe sah ebenfalls zur Treppe hinüber, mit besorgtem Blick. »Er hat einfach nur einen harten Tag hinter sich«, sagte er, und es klang, als spreche er dabei ebenso zu sich selbst wie zu seinem Gast. »Morgen wird er wieder ganz der Alte sein.«
    Kvothe trocknete sich die Hände ab und ging um den Tresen herum und zur Eingangstür. »Braucht Ihr noch irgend etwas, bevor Ihr zu Bett geht?«, fragte er.
    Der Chronist schüttelte den Kopf und begann seine Schreibfeder wieder zusammenzusetzen.
    Kvothe schloss die Wirtshaustür mit einem großen Messingschlüssel ab und wandte sich dann an den Chronisten. »Ich lasse den Schlüssel stecken«, sagte er. »Falls Ihr
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