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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West
Autoren: Cat Patrick
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man sich nicht umbringen.«
    »Wahrscheinlich nicht, aber wie wäre es mit Erblinden?«
    »Ich setze eine Brille auf«, verspreche ich.
    Kopfschüttelnd wendet sich Mason wieder seiner Arbeit zu, während ich mich auf den Weg nach unten mache, um das Gerät zu suchen.
    Als mein Zimmer fertig ist, setze ich mich und betrachte ungefähr fünf Minuten lang das Resultat. Dann werde ich unruhig. Ich laufe die Treppe bis ins Labor im Keller hinunter, um nachzusehen, wie sie dort vorankommen.
    »Ziemlich hell!«, stelle ich fest und muss blinzeln angesichts der ultrahellen Neonröhren, mit denen die Decke zugepflastert ist.
    »Wir müssen sehen können, was wir tun«, antwortet Cassie.
    »Das habt ihr locker erreicht«, sage ich.
    Mason lacht leise in sich hinein und ich blicke mich neugierig in dem großen Raum um.
    Das Labor ist vergleichsweise klein – das in der Zentrale in Virginia ist deutlich größer–, aber beeindruckend ist es dennoch. Es gibt zwei Arbeitsplätze, die beide mit den gleichen kleinen Computern und riesigen Bildschirmen ausgestattet sind, die sich auch oben im Büro noch einmal befinden. Außerdem steht dort eine PCR-Maschine, die aussieht wie eine Kreuzung aus Faxgerät und Mini-Kühlschrank. Mit ihr kann die DNA vergrößert werden. Daneben sind Zentrifugen, Shaker und Rotatoren sowie der Homogenisator zum Mischen von sonst nicht ineinander löslichen Komponenten untergebracht. Schließlich sind eine heiße Platte und Trockeneis zu sehen, ein Wasserbad und eine Waage. Und natürlich Dutzende quiekende Ratten.
    Alle Agenten des Programms sind mit bestimmten Projekten betraut, aber nicht viele von ihnen brauchen zu Hause solche Labore wie wir. Ihre Aufgaben reichen von der Überwachung anderer Länder hinsichtlich ähnlich bahnbrechender Entwicklungen wie Revive über die Kontrolle der Technologie des Programms bis hin zur Logistik und Durchführung der Umzüge. Im Hauptlabor sind Agenten damit beschäftigt, Revive durch immer neue Tests zuverbessern, während Leute wie Mason und Cassie sicherstellen, dass mit denjenigen, die die Originalversion verabreicht bekommen haben, alles in Ordnung ist. Die Aufgabe meiner Pflegeeltern besteht darin, Tests und Analysen mit den Revive-Kids durchzuführen. Für den Rest der Welt ist Mason Psychologe und Cassie Hausfrau und Mutter.
    Noch einmal lasse ich den Blick durch das Labor schweifen. Dieses supermoderne Pop-Up-Labor beeindruckt mich immer wieder.
    »Respekt. Ihr kommt ja offenbar gut voran«, stelle ich fest.
    »Danke«, antwortet Mason lächelnd. »Wir haben hier mehr Platz als in Michigan, das macht die Sache einfacher.«
    »Stimmt«, pflichte ich ihm bei. »Also, mein Zimmer ist fertig und ich würde gern ein bisschen rausgehen.«
    Mason hebt überrascht die Augenbrauen.
    »Brauchst du irgendetwas?«, fragt er.
    »Nein. Ich will mir einen Büchereiausweis besorgen. Außerdem wollte ich mal gucken, ob man in Omaha gut Schuhe kaufen kann. Vielleicht gehe ich ins Kino oder so. Irgendetwas muss ich einfach tun, um mich zu akklimatisieren. Immerhin fange ich morgen mit der Schule an und ich weiß rein gar nichts über diese Stadt.«
    Mason legt den Kopf leicht schräg und wischt sich die Hände an der Jeans ab. »Ich komme mit.«
    Cassie starrt ihn an. Wenn Mason mitgeht, muss sie das Labor allein zu Ende aufbauen.
    »Lass uns alle fahren«, sagt Mason zu ihr. »Daisy hat recht. Auch uns kann es nicht schaden, Omaha ein wenig kennenzulernen.«
    Cassie sieht ihn einen Moment eindringlich an, dann stimmt sie zu. Schließlich ist Mason ihr Boss.
    »Aber ich darf mich wenigstens noch umziehen«, sagt sie trocken.
    Eine Stunde später stehe ich mitten in einer Wüste und überlege, wie es sich wohl anfühlt, wenn man irgendwo ohne Wasser festsitzt.
    »Glaubst du, dass Revive funktioniert, wenn man verdurstet ist?«,frage ich Cassie leise und blicke in die Kuppel der Wüstenwelt im Zoo von Omaha hinauf.
    »Das müsste es eigentlich«, antwortet Cassie, ohne den Bick von einem der Kakteen zu lösen. »Wir haben dehydrierte Ratten getestet. Zweiundsiebzig Prozent Erfolgsquote.«
    »Verdursten ist garantiert besser als Ersticken«, sage ich.
    »Und Ertrinken«, fügt Mason hinzu.
    Bei dem Gedanken an Wasser fällt mir ein, welchen Teil des Zoos ich unbedingt noch sehen will.
    »Ich gehe ins Aquarium«, teile ich ihnen mit.
    »Wir treffen uns um drei Uhr am Eingang wieder«, sagt Mason, bevor er sich umdreht und in Richtung der Fledermäuse verschwindet. Cassie
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