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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin
Autoren: Elizabeth Chadwick
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die Qualität des Stoffes aus und ihr Bedauern darüber, daß es von seinem Kettenhemd Rostflecken bekommen hatte.
    »Es hält die Sonne von der Rüstung«, sagte er und legte den verzierten Schwertgürtel beiseite, froh, das Thema des Gesprächs wechseln zu können. »Außerdem zeigt es den Bauern an der Straße den Reichtum, und das ist wichtig, wenn man eine Kaiserin begleitet.« Sein Ton strotzte vor Sarkasmus.
    Heulwen beschäftigte sich damit, ihm das Kettenhemd abzunehmen. »Das muß geflickt und poliert werden, bevor du es wieder tragen kannst«, murmelte sie, ganz erfahrene Ehefrau. »Ich schicke einen der Burschen hinunter damit in die Waffenschmiede. Dieses Jahr hat es schon mehrere Überfalle der Waliser gegeben, darunter einen, bei dem Ralph ums Leben gekommen ist.«
    Vorsichtig rollte sie das Kettenhemd zu einem ordentlichen, ziemlich großen Bündel, und bevor er protestieren konnte, daß er nicht so lange zu bleiben beabsichtige und daß es nicht nötig sei, wurde das Kettenhemd bereits zum Reinigen und Reparieren weggebracht.
    Er biss die Zähne zusammen und setzte sich auf einen niedrigen Hocker, um die Stiefel und die Strümpfe auszuziehen. »Als ich wegging von hier, war die Lage ziemlich ruhig, sonst wäre ich nicht gegangen.«
    »Jetzt ist alles unsicher«, sagte sie betrübt. »Sie haben einen neuen Lord, auf der anderen Seite der Grenze, und der schlägt seine Zähne in unser Land, schon die ganze Zeit seit deiner Abwesenheit und erst recht, seit Ralph nicht mehr da ist, seit dem frühen Sommer. Papa hatte nicht die Zeit gehabt, ihn dafür anzulernen. Miles wäre alt genug gewesen, um ihm einen Teil der Last abnehmen zu können, aber Miles ist tot, und wir können noch nicht einmal an seinem Grab trauern, weil er ertrunken ist.« Sie biss sich auf die Lippe, ehe sie zu zittern begann und sich verriet. »John hat die Kirche gewählt, weil er fast völlig blind ist und daher wenig Nutzen gebracht hätte. Renard macht sich gut, aber er ist noch nicht alt genug, um Verantwortung übernehmen zu können, und Henry und William sind noch Kinder.« Sie zeigte ihm ein gepresstes, etwas herausforderndes Lächeln. »Aber jetzt, wo du zu Hause bist, kannst du dich um das Schlimmste kümmern, wie ich hoffe.«
    »Oh, es gibt nichts, was mir mehr Spaß macht als ein guter Kampf«, sagte er etwas leichthin und senkte den Blick dann, um die Kreuzbänder zu lösen.
    Heulwens Lächeln verschwand, und zwischen ihren kräftigen roten Brauen erschienen schwache vertikale Falten. Adam war immer schwierig gewesen. Obwohl nicht vom Blut her ihr Bruder, hatte sie ihn immer so gesehen. Sie war in der Kinderzeit mit ihm durch die Gegend getollt, war mit ihm auf die Bäume geklettert und hatte sich an Stricken durch die Stallungen geschwungen, hatte Äpfel aus den Vorratskellern und Honigkuchen vor der Nase der Köchin gestohlen. Sie hatten beide die Leidenschaft geteilt für die großen, reinblütigen Pferde, die ihr Vater und ihr Großvater züchteten. Ein sattelloses Rennen als Mutprobe hatte mit Prügel für beide geendet. Sie hatte danach eine Woche nicht aus dem Haus gedurft, und Adam war in Unehren auf eines der anderen Güter seines Vaters geschickt worden, um in der Einsamkeit über den verrückten Streich nachzudenken.
    Das Erwachsenwerden hatte beide unerwartet überfallen. Sie war schnell zur reifen jungen Frau geworden und hatte mit fünfzehn Ralph le Chevalier geheiratet, den Sohn eines Krongutsbesitzers und Meister im Erziehen der großen Kriegshengste ihres Vaters. Es war ihre Bewunderung für die geschickte Handhabe dieses Talents, die sie zusammengebracht hatte.
    Als ihre Liebe zu Ralph erste Knospen schlug und dann voll erblühte, hatte sich Adam in mürrische Schweigsamkeit zurückgezogen, und in seiner natürlichen Zurückhaltung wollte er mit nichts mehr etwas zu tun haben außer mit den Pferden. Sie sah ihn jetzt noch aus dieser Zeit vor sich: mit verschlossenem Gesicht, das rote Zornesflecken aufwies, und einem langen, schlaksigen Körper mit unkoordinierten Bewegungen.
    Als sie jetzt sein Hemd nahm, schnalzte sie bedauernd mit der Zunge über dessen fadenscheinigen Zustand. »Ich sehe, die Kaiserin war nicht so großzügig, was die verdeckten Kleidungsstücke angeht«, bemerkte sie. »Du mußt mich Maß nehmen lassen, daß ich dir ein paar neue anfertigen kann.«
    »Willst du mein Leben neu ordnen?« trieb es ihn zu sticheln.
    Heulwen lachte und reichte die restlichen Kleidungsstücke dem Mädchen.
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