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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Zeit an unserer Grenze herumgeknabbert wie Fliegen an einem Kadaver. Warrin de Mortimer hat sie dabei gestört, die Waliser verscheucht und die sterblichen Überreste von Ralph, oder das, was noch von ihm geblieben war, nach Hause gebracht. Es hat Heulwen schwer getroffen. Wie es scheint, haben sie und Ralph gestritten, bevor er ausgeritten ist, und jetzt gibt sie sich die Schuld.«
    Das Mädchen kam mit einem grünglasierten Krug und zwei Bechern, und ihre Blicke richteten sich abschätzend auf Adam. Er starrte durch sie hindurch, und ein Muskel zuckte an seiner Wange. Mechanisch kostete er den Wein, den sie für ihn eingeschenkt hatte. Es war ein voller, glatter Rheinwein, und Adam würgte es in der Kehle, als er sich an Heulwens Hochzeit erinnerte und wie er sich gerade von diesem Wein so sehr betrunken hatte, daß Lady Judith ihm ein Brechmittel hatte eingeben müssen, um sein Leben zu retten. Später hatte das Ereignis seinen Platz gefunden in einer traurigen Erinnerung, wobei über seine Rettung bitter gelacht wurde. Er selbst wünschte sich manchmal insgeheim, sie hätten Gnade walten und ihn zugrunde gehen lassen.
    Renard setzte sich auf den fellbezogenen Hocker vor dem Feuer, stellte sich den Becher zwischen die Beine auf den Boden und schnitt eine Grimasse. »De Mortimer scharwenzelt jetzt um Heulwen wie eine verrückt gewordene Wespe um den offenen Honigtopf. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er Papa formell um ihre Hand bitten wird.«
    »Und glaubst du, dein Vater wird sie ihm geben?«
    Renard zuckte mit den Schultern, als scheuche er etwas Lästiges davon. »Es wäre eine nützliche Verbindung, und da Warrin einmal Papas Leibwächter war, wird er sicher mit Vorzug angehört werden.«
    Adam füllte seine Backen mit dem Wein und schluckte ihn dann hinunter. Er erinnerte sich an den Staub an seinen Zähnen, an das Gefühl eines mit Sporen besetzten Absatzes an seinem Rückgrat und an eine spöttische Stimme, die ihm befahl, aufzustehen und wieder das Schwert zu präsentieren. Die Verletzungen, die Erniedrigung und die Tränen ließen seine Kehle anschwellen; die Mühe, sich zu ergeben und seinem Gegner ins Gesicht zu schauen, dabei zu wissen, daß er erneut niedergeschlagen werden würde … Man nannte es Training: ein Dreizehnjähriger gegen einen Mann von zwanzig Jahren, dem es nur darauf ankam, seine Überlegenheit spüren zu lassen und den jüngsten Herren an den Platz zu rücken, der ihm gebührte. O ja, er kannte Warrin de Mortimer.
    »Und Heulwen selbst?« fragte er mit erzwungener Neutralität.
    »Ach, du kennst doch Heulwen. Sie spielt die Unerreichbare, aber ich glaube, am Ende bekommt er sie doch. Warrin hatte schon früher um sie geworben, wie du weißt, aber er wurde abgewiesen zugunsten von Ralph.«
    »Und nun ist Ralph tot«, sagte Adam ohne Betonung.
    Renard warf ihm einen neugierigen Blick zu, aber etwas in Adams Verhalten veranlaßte ihn, sich statt einer Bemerkung dazu auf die Zunge zu beißen und danach zu fragen: »Wie ist eigentlich Maud?«
    Adam rieb sich das graustoppelige Kinn. »Sie läßt sich lieber mit ihrem vollen Titel ansprechen«, sagte er ein wenig ärgerlich. »Ein hochnäsiges Luder, stolz und hart wie ein Stein von Caen.«
    »Du magst sie nicht«, bemerkte Renard mit Interesse.
    »Ich bin ihr nicht nahe genug gekommen, um es herauszufinden – und sie selbst behandelte mich auch wie ein Stück Stein.«
    Der jüngere Mann grinste über den Rand seines Bechers.
    »Da gibt es nichts zu lachen, Ren. Henry hat sie nicht nur heimgerufen, um sie mit ihrem Witwengut zu belohnen. Sie wird unsere zukünftige Köchin sein, und wenn ich sehe, daß sie sich wie ein verzogenes Luder benimmt, wird mir ganz elend vor Sorge um das Land.«
    »Warum hat der König dann ausgerechnet dich ausgeschickt, um sie zu holen?« fragte Renard. »Ich meine, dich persönlich?«
    Adam lächelte dunkel. »Ich habe bei Hof gedient, also nehme ich an, Henry hält mich für diskret und gelassen, einen Mann, der nicht so leicht durchdreht, wenn man ihn zum Beispiel einen flegelhaften Trottel schilt, der an Stelle seines Gehirns eine zerquetschte Rübe im Kopf hat.«
    »Das hat sie zu dir gesagt?« Renard riß die Augen auf. Er verbarg das sich vertiefende Grinsen hinter dem Becher.
    »Das war noch die geringste ihrer Beleidigungen. Die meisten waren natürlich auf deutsch, und ich habe sie mir nicht übersetzen lassen. Selbst ein flegelhafter Trottel mit einer zerquetschten Rübe im Kopf hat seinen
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