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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin
Autoren: Elizabeth Chadwick
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den Braunen in Empfang zu nehmen, und schickte seine Pferdeknechte zu Adams Männern. »Willkommen Mylord«, sagte er mit einem Halbmondgrinsen. »Lange her, daß Ihr uns verlassen habt.«
    Adam schaute sich in dem belebten Burghof um, der so aussah wie immer. Der Hammer des Schmieds war deutlich zu hören aus der Schmiede in einer Öffnung der Zwischenwand; eine Soldatenfrau setzte einen Topf mit einem Dreifuß über offenes Feuer, und der appetitanregende Dampf zog wie der Schleier einer Huri in seine Nase und erinnerte ihn daran, daß er seit dem frühen Morgen nichts gegessen hatte. Hennen pickten und gackerten zwischen seinen Beinen, Tauben aus dem Schlag von Gräfin Judith gurrten und drehten ihre Pirouetten. Eine kurvenreiche, junge Dienerin trug ein Tablett mit Brotlaiben über den Hof; ihr pfiff eine Gruppe dienstfreier Soldaten hinterher, die Würfel spielten und sich den Pelz an der von der Sonne aufgeheizten Mauer wärmten.
    »Eine lange Zeit, das stimmt, Eadric«, bestätigte Adam mit einem Seufzen und dem etwas müden Lächeln, an das sich der Stallmeister so gut erinnerte. »Ich bin auch noch nicht zu Hause in Thorneyford gewesen. Ist Lord Guyon hier?«
    »Auf der Jagd, Lord Adam, und die Gräfin begleitet ihn.« Der Stallmeister zuckte mit den Schultern und schaute schuldbewusst drein, doch dann hellte sich seine Miene plötzlich auf. »Aber Master Renard ist hier und Mistress Heulwen.«
    Das Lächeln erfror und splitterte. Adams Gesicht, seine freundliche Miene, veränderte sich in drastischer Weise. Er legte die Hand auf den Sattelknauf seines Hengstes, als wollte er wieder aufsetzen, und drehte sich zu seinen Männern um. Dabei hörte er, wie sie erleichtert stöhnten, und sah, wie sie die schmerzenden Muskeln dehnten und ihre steif gewordenen Nacken massierten. Sie waren müde, waren eine knochenbrechende Tour geritten, und es wäre nicht nur töricht, sondern auch überaus rücksichtslos und unaufhörlich gegenüber dem Hausherrn gewesen, wenn er wieder davongeritten wäre, jetzt wo man von seinem Besuch wußte. Der Geruch aus dem Kochkessel verursachte bei ihm plötzlich ein Gefühl der Übelkeit im Magen.
    Ein junger Mann mit langen Storchenbeinen kam aus der Richtung der Stallungen auf ihn zu und zog sich beim Näher kommen einen Falknerhandschuh von der rechten Hand – ein breitschultriger junger Bursche mit pechschwarzem Haar und kräftigen Zügen, die gerade dabei waren die Rundheit der Kinderzeit zu verlieren. Adam brauchte ein paar Sekunden, um zu erkennen, daß das Renard war, der dritte Sohn von Earl Guyon, denn als er den Jungen zuletzt gesehen hatte, war er ein schlaksiger, knochiger Vierzehnjähriger gewesen; jetzt dagegen bekamen seine Glieder die muskulösen Polster des erwachsenen Mannes, und er bewegte sich wie eine junge Wildkatze.
    »Wir dachten schon, du seist auf Nimmerwiedersehen verschwunden«, erklärte Renard und begrüßte Adam mit einem großspurigen Klaps auf den Arm und jeglichem Mangel an Respekt.
    »Das habe ich auch manchmal gedacht«, antwortete Adam etwas hintersinnig und trat einen Schritt zurück. »Mein Gott, bist du gewachsen!«
    »Das sagt mir jeder – aber nicht zu alt für eine Tracht Prügel, pflegt Mama hinzuzufügen!« Er lachte fröhlich und zeigte weiße, ein wenig unregelmäßige Zähne. »Sie sind mit Papa auf die Jagd geritten, weil das die einzige Möglichkeit ist, ihn einen Tag von seinen Pflichten abzulenken, wenn sie ihn nicht betrunken machen will – und das hat sie schon ein paar Mal versucht. Also sind nur ich und Heulwen da. Sie wird sich freuen, dich zu sehen.«
    Adam ließ den Blick senken, um zu verbergen, was in seinen Augen stand. »Ist ihr Mann auch da?«
    Sie gingen die Treppe zum Hauptgebäude hinauf und durch den mit Vorhang versehenen Bogengang in die große Halle. Der dichte Belag von süß duftenden Sägespänen knackte bei jedem Schritt, und die Sonne warf durch die hohen, schmalen Fenster ohne Läden schräge goldene Streifen darauf und ließ die Goldstickerei an den Flaggen im Hintergrund funkeln. Renard gab einem Diener einen Wink mit dem gekrümmten Finger, dann schaute er seinen Gast von der Seite aus verengten, dunkelgrauen Augen an. »Ralph ist im Hochsommer von einem Waliser erschlagen worden.«
    »Gott sei seiner Seele gnädig.« Adam bekreuzigte sich und sagte die von ihm erwarteten Worte, obwohl es in seinem Schädel raste.
    Renard schüttelte den Kopf. »Es war eine schlimme Sache. Die Waliser haben die ganze
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