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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House
Autoren: Catherine Cookson
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sie hervorbrachte: »Ein Viertel. Das ist sehr großzügig von dir. Ein Viertel!«
    »Es ist sehr großzügig, Mutter. Denk darüber nach. Es ist großzügig, denn ich teile, und zwar durch vier.«
    »Vier? Wer sind die anderen? Da ist doch bloß noch du und Emma.«
    »Ja, nur noch ich und Emma und zwei andere.« Sie wandte sich jetzt May zu. »Und da ist May, Mutter, und du.«
    »Oh, nein! « May schüttelte ungläubig den Kopf. »Nein, Mädchen, das kannst du doch nicht machen!«
    »Oh, ich kann das machen, May. Du bist für alle in diesem Haus eine echte Freundin gewesen, in den ganzen Jahren. Du hast meiner Mutter beigestanden, auch wenn die das inzwischen anscheinend vergessen hat. Und du warst immer für mich da. Und du hattest selber Wünsche und Hoffnungen, große Hoffnungen für deinen Sohn. Und in einer Hinsicht hat er sie erfüllt, in einer anderen nicht. Wir beide wissen, wovon ich rede. Aber du hast mich deswegen nie fallen gelassen oder dich gegen mich gestellt; du warst immer da, wenn ich dich gebraucht habe. Und darum bist du von allen, mit denen ich dieses Geld teilen möchte, mir die liebsten. Und Emma wird es nie an Geld mangeln, dafür würde Richard schon immer sorgen.«
    »Und jetzt habe ich mir genug angehört!« Lizzie war aufgesprungen, und Peggy wandte sich jetzt an sie und schrie sie an: »Also gut! Wenn dir das nicht paßt, ich habe noch nichts schriftlich festgemacht. Ich kann auch unter drei Personen teilen. Vielleicht fühlst du dich ja besser, wenn du mir für gar nichts zu danken hast.«
    »Ich müßte dir für gar nichts danken, Mädchen, wenn ich bekommen hätte, was mir zusteht.«
    »Sei still, Lizzie. Halt den Mund!« Henry legte seiner Frau die Hand auf die Schulter, sah dabei aber Peggy an und sagte ruhig: »Danke, Peggy. Ich glaube, du hast eine sehr faire Entscheidung getroffen, mehr als fair. Und ich verstehe deine Haltung durchaus.«
    »Nein, ich danke dir, Henry. Es tut mir gut, daß du das gesagt hast.«
    Lizzie schüttelte die Hand ihres Mannes ab und lief aus dem Zimmer. May warf Peggy einen kurzen Blick zu und ging ihr rasch nach. Im Foyer holte sie Lizzie ein und griff nach ihrem Arm. »Ich wußte nichts davon, wirklich. Ich hätte nie im Traum … und ich weiß, wie dir zumute ist, Lizzie.«
    »Ach? Wirklich, May?«
    »Ja, das tue ich.«
    Und jetzt rollten Tränen aus Lizzies Augen, und sie stammelte bebend: »Es ist nicht fair … es ist nicht fair.«
    »Nein, deine Großmutter war niemals fair. Aber Peggy ist fair. Sie hat dieses Geld nicht gewollt, Lizzie. Sie wollte nur eines, mit Charlie fortgehen, aus diesem Haus entrinnen und mit ihm ein neues Leben anfangen, mehr hat sie nicht gewollt. Das hat sie immer und immer wieder gesagt. Statt dessen saß sie hier jahrelang fest wie angekettet. Und du weißt, daß das so war! Und jetzt hat sie endlich eine Fluchtmöglichkeit. Also … also versuche doch wenigstens, dich für sie zu freuen.«
    »Für dich ist das alles ja ganz einfach, was, May?« Lizzie ging auf die Tür zu, und Henry ging schützend neben ihr. »Du mußtest dich schließlich nicht mit meiner Großmutter herumplagen.«
    »Nein, das wohl nicht. Aber das ist doch alles vorbei jetzt, also versuche doch das beste daraus zu machen.«
    May blieb in der Tür stehen, bis Lizzie und Henry ins Auto gestiegen waren, dann schob sie die Tür zu und stand mit der Stirn gegen das Holz gepreßt einen Augenblick still da. Wie Menschen sich verändern konnten! Lizzie würde es Peggy nie verzeihen; es würde ihr immer wie ein Stachel in der Seele sitzen. Dabei sollte sie sich doch wirklich glücklich schätzen, daß sie überhaupt etwas von dem Erbe abbekam. Peggy hätte ja auch alles für sich behalten können. Und was hatte sie statt dessen getan? Sie hatte geteilt. Ihr sogar einen vollen Anteil eingeräumt. Himmel! Sie konnte es noch kaum fassen; nicht mehr betteln und knausern müssen, um über die Runden zu kommen und den schönen Schein zu wahren. Ja, sie hatte Glück. Wirklich! Und sie war glücklich. Sie lief in den Salon zurück, direkt auf Peggy zu, griff nach ihrer Hand und sagte: »Peggy, das wäre doch nicht nötig gewesen. Du bist mir gar nichts schuldig, weil ich dich immer geliebt habe, genau wie Charlie, seit du ein kleiner Knirps warst. Aber daß du dein Vermögen mit mir teilen willst, das ist wie ein Wunder für mich. Danke. Ich danke dir, Mädchen, danke!« Sie schlang die Arme um Peggy und drückte sie fest an sich, und Peggy sagte mit schwankender
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