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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House
Autoren: Catherine Cookson
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und die hat zwei Kinder, zwei kleine Mädchen, drei und fünf. Er denkt vielleicht, daß er da wieder gut gelandet ist, aber es wird ein böses Ende nehmen mit ihm, Sie werden’s sehen … Ich hab gehört, Sie wollen wieder heiraten?«
    »Ich bin wieder verheiratet.«
    »Oh. Aber das freut mich! Ist es der Junge von nebenan? Ich meine, Mr. Conway?«
    »Ja, es ist Mr. Conway.«
    »Das ist gut. Der issen netter Kerl. Hat sich nen ziemlichen Namen gemacht mit seiner Gitarre und so. Ich habe ihn mal spielen gehört, und der hat das Ding richtig zum Singen gebracht.«
    Dann schwieg sie und stand nur da und klapperte mit den Lidern, und ihre Finger wanden sich umeinander. Und Peggy sagte: »Ich muß jetzt aber los … sonst verpasse ich meinen Zug.«
    »Ja, ja, schon gut. Auf Wiedersehen. Ach, einen Moment noch …«
    Und während Peggy sich bereits abgewandt hatte, fuhr eine Hand nach vorn und faßte sie heftig am Ärmel. »Können Sie mir verzeihen?«
    »Aber ja, da machen Sie sich mal keine Gedanken. Ich war Ihnen nie böse, Rosie. Als Sie weggegangen sind, haben Sie mir wirklich gefehlt. Also, bitte, machen Sie sich deswegen weiter keine Gedanken.«
    Und als das Gesicht sich zerknitterte und ehe die Tränen kamen, wandte Peggy sich hastig ab und eilte in die Schalterhalle. Das arme Ding! Wie konnte es geschehen, daß jemand sich in so kurzer Zeit dermaßen verändern konnte? Es war doch erst ein paar Jahre her, daß Rosie eine dralle, hübsche, fröhliche und attraktive junge Frau gewesen war.
    Die Begegnung bedrückte sie, und sie überlegte, ob sie etwas für Rosie tun könne, entschied sich aber dann dagegen. Nein, es war besser, wenn sie sich nicht einmischte. Und so schrecklich Rosie aussah, sie wirkte nicht, als würde sie Not leiden.
    In Newcastle holte sie ihr geändertes Kostüm ab. Im Verlauf des Morgens war es merklich kühler geworden, und es nieselte leicht. Also beschloß sie, in einem Lokal einen Kaffee zu trinken. Das erste Café, an dem sie vorbeikam, schien vollbesetzt zu sein, also trat sie weiter unten in die nächste Selbstbedienungs-Cafeteria, ohne zu überlegen.
    Sie balancierte ihre Teetasse zu einem freien Tisch, und sie hatte fast ausgetrunken, als jemand an einem Nebentisch ausrief: »Da seht mal, es regnet noch, aber die Sonne kommt schon wieder durch!« Sie drehte den Kopf über die Schulter und schaute durch das Fenster auf die regennasse Straße, die im dünnen Sonnenlicht schimmerte. Als sie sich wieder umwandte, bemerkte sie, daß eine Familie vom Tisch aufstand und dem Ausgang zustrebte. Die Frau wirkte jung, etwa Mitte Zwanzig, und war elegant gekleidet. Auch die Kinder waren gut angezogen. Der Mann wandte ihr den Rücken zu, bis er sich bückte, um das kleinere der zwei Mädchen hochzuheben. Und sein Kopf war in gleicher Höhe wie der ihre. Sie sah, wie er das Kind an sich drückte und sich dann aufrichtete. Und dann stand er da und starrte Peggy eine Sekunde lang an. Sie fürchtete, er werde gleich auf sie zustürzen, doch er preßte das Kind nur noch fester an sich, bis die beiden Gesichter fast aneinander klebten, und dann lächelte er, und das Lächeln brach seine prallen Lippen auf, aber genau wie sie es früher an ihm gesehen hatte, seine Zähne blieben zusammengebissen. Dann drehte die junge Frau bei ihm sich zu ihm um und redete ihm zu. Sie war hübsch, und sie sah aus, als wäre sie glücklich. Sie öffnete einen Regenschirm, während der Mann mit der anderen Hand nach unten griff und die ausgestreckte Hand des älteren Mädchen faßte. Und die ganze Zeit fixierte er dabei Peggy. Und dann sagte die Frau etwas, und er verschwand durch die Tür.
    Dann hörte sie draußen die Kinder fröhlich kreischen, und wieder blickte sie über ihre Schulter hinaus. Die Frau hielt den Regenschirm über den Mann und die Kinder, und auch sie lachte ihn fröhlich an. Dann kippte der Schirm, und Peggy sah nur noch die Rücken, bis sie aus ihrem Blick verschwanden.
    Sie sank gegen die Lehne ihres Stuhls und zitterte am ganzen Körper. Der Ausdruck in seinem Gesicht, als hätte er ihr sagen wollen: Sieh mal, was ich jetzt habe! Zwei statt bloß einer! Und dieses Mädchen, oder diese Frau, oder diese Ehefrau … hatte er sie vielleicht schon geheiratet? Wie lange würde sie so glücklich sein, sobald sie herausgefunden hatte, was der wirklich liebte und begehrte? Würde sie reagieren, wie die meisten Frauen es taten, den Mund halten, während ihre Kinder und ihr künftiges Leben für immer
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