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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House
Autoren: Catherine Cookson
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sah Peggy eindringlich an: »Schüttle das ab; es ist vorbei. Du bist jetzt frei, und du weißt, daß Emma bei mir in Sicherheit ist und daß ich sie glücklich machen werde. Jetzt mußt du an dich selbst denken und ein neues Leben anfangen.«
    »Was? Wie? Mit der Urgroßmutter? Mit der auf dem Hals ein neues Leben anfangen, Richard?«
    »Sie lebt nicht ewig. Ich glaube, sie kann jederzeit sterben, einfach so.«
    Und als er mit den Fingern schnippte, lachte Peggy bitter. »Du kennst die Urgroßmutter nicht, Richard. Du hält sich, und wenn es bloß aus Bosheit und Trotz ist? Also, bis später dann. Komm doch zum Tee vorbei.«
    »Gem.«
    Als der Wagen losfuhr, blickte er ihm eine Weile nach. Er atmete tief durch bei dem Gedanken, wie froh er war, daß er Emma endlich aus diesem Haus voller Weiber wegholen konnte. Und das war es, ein Haus voller Frauen, es schien von Weiblichkeit überzuquellen. Jedesmal, wenn er Dr. Rice vertreten hatte, um nach der Urgroßmutter zu sehen, war die Enkelin dort gewesen, Lizzie, und natürlich Peggy, oft mit ihrer Freundin May, manchmal auch Emma. Stets war es ihm vorgekommen, als wimmelte es in diesem Haus nur so von Frauen, die noch dazu sämtlich beständig irgendwelche Fehden untereinander auszufechten schienen. Nun, nach dem nächsten Sonntag würde es dort eine Frau weniger geben; und er wußte, Emma selbst würde darüber überglücklich sein. Er erinnerte sich an das, was sie ihm letzte Nacht gesagt hatte: »In der letzten Zeit lebe ich wie in einem Alptraum. Ich habe Angst, daß Mutter etwas passieren könnte, und dann wäre ich an der Reihe, mich um die Urgroßmutter kümmern zu müssen.«
    Ja, sie würde die Rolle übernehmen müssen! Das alte Weib war wie ein Blutegel: Zuerst hatte sie sich an ihre Tochter festgesaugt, dann an ihre Enkelin, und jetzt an ihrer Urenkelin und sie ausgesaugt; nicht zu vergessen, auch Andrew Jones.
    Aber am kommenden Samstag, da würde er endlich Emmas Alpträumen ein Ende bereiten.

7. Kapitel
    Und dann war es Samstag. Und es war vorbei. Ihre Tochter war verheiratet. Da, da ging sie die Treppe hinauf, um sich umzuziehen. Ihr Reisekostüm anzuziehen. Nicht etwa ein weißes Brautkleid mit Schleier abzulegen, wie sie sich das so oft für sie gewünscht hatte. Nein, sie hatte in einem blauen Seidenkleid mit grauem Cape geheiratet, sehr elegant, sicher, aber keine Spur von Romantik darin. Überhaupt, diese ganze Hochzeit hatte so gar nichts Romantisches. Alles verlief sachlich und routinemäßig, so ziemlich wie damals ihre eigene Heirat auf dem Standesamt; obwohl diesmal die Zeremonie ja wenigstens in der Kirche stattfand, und es danach einen Empfang in einem Hotel gab. Nur fünfundzwanzig Personen setzten sich zu Tisch. Richards Eltern lebten nicht mehr, und er hatte nur einen Bruder, und der war unverheiratet.
    Peggy seufzte. Nun ja, wenn auch die Hochzeit und der Empfang so unromantisch verlaufen waren, so würden sie wenigstens romantische Flitterwochen in Venedig verbringen. Sie blickte durch die offene Tür in den Salon, wo Richard im Gespräch mit Henry und Charlie stand. Frank saß neben ihrer Mutter auf der Couch, und jeder hatte einen Drink in der Hand. May war droben und kümmerte sich um die Urgroßmutter. Sie hatte sich erboten, sie zu betreuen, während die anderen alle aus dem Haus waren. Ein guter Mensch, diese May. Peggy hätte nicht gewußt, wie sie ohne May diese letzten Jahre hätte durchhalten können. Auch wenn sie natürlich wußte, daß May immer noch einen Hauch von Ressentiment gegen sie hegte, weil sie sozusagen der Stolperstein in Charlies Leben war und weil sie daran schuld war, daß May noch immer keine Enkelkinder hatte.
    Sie würde jetzt nach oben gehen und May ablösen, damit sie Emma auch noch sehen konnte.
    Als sie auf dem Treppenabsatz angelangt war, sah sie May am hinteren Ende des Ganges stehen. Sie hielt eine Hand auf den Mund gepreßt, und als sie Peggy bemerkte, winkte sie ihr heftig zu, wich aber nicht von der Stelle. Und als Peggy bei ihr angelangt war, faßte sie Sie am Arm und zog sie in Mrs. Funnells Zimmer. Auch dort ließ sie Peggys Arm nicht los, schloß die Tür und versuchte zu sprechen, und dann brachte sie schließlich stammelnd hervor: »Sie ist tot.«
    »Wa … as?«
    »Ich hatte sie im Bett aufgerichtet, und da saß sie und quengelte … über die Hochzeit, und daß keiner ihr Einverständnis dazu eingeholt hat. Du weißt ja, wie sie sich aufführt. Und dann legte sie sich plötzlich zurück
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