Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Frau vom Leuchtturm - Roman

Titel: Die Frau vom Leuchtturm - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
hätte mir nie vorstellen können, dass er zu einem Mord im Stande war. Gott sei Dank hatte Aimee mich gerettet.
    Jetzt brauchte ich keine Angst mehr zu haben, aber ein Gefühl von Zorn und Demütigung, weil ich mich so in ihm geirrt hatte, ließ mir die Tränen in die Augen steigen. Ich kam mir vor wie eine Idiotin.
    Miss Romantisch erinnerte mich daran, dass es Aimee nicht anders ergangen war. »Ja«, konterte ich, »aber sie war ein liebreizendes junges Mädchen, beschützt und naiv wie alle Töchter wohlhabender Familien in viktorianischer Zeit.« Und dadurch war es einem gut aussehenden Schurken leichtgefallen, sie zu beeindrucken und zu verführen. Aber was war meine Entschuldigung?
    Ich betrachtete mich als gebildete Geschäftsfrau, die bis zu einem gewissen Grad mit allen Wassern gewaschen war, und trotzdem war ich genauso leicht auf einen attraktiven Fremden hereingefallen. Und genau wie
Aimee war ich von Freunden - das heißt von Damon - gewarnt worden, hatte mich aber unbekümmert geweigert, darauf zu hören, ganz wie Aimee die Warnungen ihrer Eltern ignoriert hatte. Und wir hatten beide fast das gleiche Ende genommen.
    Gott sei Dank, dass Aimee gekommen ist , seufzte ich noch einmal. Ich hoffte, dass Bobbys Sturz über das eiskalte Geländer des Leuchtturms an Stelle des Sprungs treten würde, den Ned Bingham nicht getan hatte, so dass Aimee endlich ins Licht gehen konnte.
    Ein merkwürdiges Geräusch ließ mich die Augen öffnen. Ich versuchte mich aufzusetzen, doch mir wurde schwindlig, und ich sank aufs Bett zurück. Aus meiner halb aufgerichteten Stellung ließ ich den Blick durch das Zimmer schweifen, um die Geräuschquelle zu entdecken. Und da sah ich Dan, der in einem mit grünem Vinyl bezogenen Clubsessel schlief. Er sah müde aus, und seine Haltung wirkte unbequem. Seine zwei oder drei Tage alten Bartstoppeln verrieten mir, dass er darauf wartete, dass ich aufwachte. Die Liebe zu ihm, die ich unterdrückt hatte, ließ mir das Herz aufgehen, und unwillkürlich lächelte ich.
    Ein Weilchen sah ich ihm beim Schlafen zu, dann rief ich seinen Namen. Meine Stimme klang kratzig und war eher ein Flüstern, doch er riss sofort die Augen auf. Mit einem einzigen Satz war er an meinem Bett, saß auf dem Rand und hielt meine Hand.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Den Umständen entsprechend, nicht allzu übel. Wie lange bin ich schon hier?«
    »Zwei Tage.«
    Ich sah, dass er sich zurückhielt, weil er fürchtete, mir
wehzutun. Daher legte ich die Hand auf seine Wange und wischte mit dem Daumen eine Träne weg. Da konnte er sich nicht mehr beherrschen, beugte sich zu mir herab und zog mich in die Arme. Ich spürte seine heißen Tränen an meinem Hals und umschlang ihn mit meinem unverletzten Arm, so gut ich konnte.
    »Ich hatte solche Angst, ich hätte dich verloren«, schluchzte er, gab mich frei und setzte sich auf.
    »So leicht wirst du mich nicht los«, versetzte ich so vergnügt wie möglich.
    Seine Augen blitzten auf. »Das ist nicht komisch, Susan. Du wärst fast gestorben. Die Ärzte haben gemeint, nur die Kälte hätte dich am Verbluten gehindert.« Er hielt inne. »Im Hubschrauber hing dein Leben am seidenen Faden«, setzte er, ruhiger jetzt, hinzu.
    Ich hatte sein Gesicht gesehen, aber ich war mir sicher gewesen, einer durch meine Verletzungen hervorgerufenen Halluzination aufgesessen zu sein. »Warst du bei mir im Hubschrauber?«
    Er schlug die Augen nieder; ob vor Verlegenheit oder Schmerz, konnte ich nicht erkennen. »Ich habe dich den Leuchtturm hinunter und zum Hubschrauber getragen.« Er flüsterte beinahe. »Und ich habe Aimee gesehen.«
    Ich nahm seine Hand. »Jetzt ist es vorbei, für Aimee und für mich.«
    Er sah auf und lächelte ein herzzerreißendes Lächeln, bei dem mir der Atem stockte. In diesem Moment erkannte ich, dass ich diesen Mann wirklich liebte.
    Unser aufwühlendes Wiedersehen hatte mich meine letzten Kräfte gekostet. Nachdem Dan mir etliche Male versichert hatte, Damon gehe es gut, sich aber standhaft weigerte, mich zu ihm zu bringen, schlief ich ein.

    Endlich wurde mir klar, dass ich Bobby niemals wirklich geliebt hatte. Genau wie Damon immer wieder behauptet hatte, war ich verliebt in meine Vorstellung von Liebe gewesen. Ich hatte verzweifelt versucht, meine Idee Wirklichkeit werden zu lassen, war aber jämmerlich daran gescheitert.
    Als ich jetzt von Dan träumte, war ich froh darüber.
     
    Ein paar Stunden später kam er zurück. Er hatte geduscht und sich rasiert und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher