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Die Frau vom Leuchtturm - Roman

Titel: Die Frau vom Leuchtturm - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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erkennen. Noch während ich hinsah, krachte eine besonders große Welle auf die Steine und überspülte den schmalen Fahrweg mit schäumendem, strudelndem Wasser.
    Ich sah hinter mich und konnte nur die verschwommenen Umrisse der leeren viktorianischen Häuser erkennen, die an der verlassenen Straße standen - der Straße, die den einzigen Weg nach Freedman’s Cove bildete.
    Der Weg in die Sicherheit und zu Dan.
    Aber dieser Weg führte auch zurück zu Bobby und seiner tödlichen, rasiermesserscharfen Klinge.
    Ich zögerte noch einen Moment länger und wischte mir den strömenden Regen und die brennende, salzige Gischt aus den Augen. Ein schwacher Gedanke, der irgendwo aus dem entferntesten Winkel meines Verstandes kam, nagte an mir und warnte mich, dass mich am Leuchtturm von Maidenstone nichts als Gefahr erwartete. Tu das nicht, flehte etwas in mir. Fahr nicht dorthin!
    Aber ich hatte keine andere Wahl.
    Ich biss die Zähne zusammen, ließ den Motor der Vespa wieder an und fuhr auf den teilweise überfluteten Damm hinaus. So bestand wenigstens die Möglichkeit, dass ich den Leuchtturm und das Notruftelefon erreichte, das ich oben in der verglasten Kuppel gesehen hatte.
    Der starke Wind und der peitschende Regen, gegen
die ich bis jetzt gekämpft hatte, waren nichts im Vergleich zu den Elementarkräften, die auf mich eindrangen, sobald ich auf den ungeschützten Damm hinausfuhr. Der Blutverlust und der Schmerz in meinem verletzten Arm raubten mir rasch die letzten Reserven, und es kostete mich meine ganze Kraft, das Moped in dem heulenden Sturm auch nur aufrecht zu halten.
    Während der Überfahrt schlugen dreimal schwere Brecher auf die Steine neben dem Fahrweg auf, und das Straßenpflaster verschwand unter Strömen von Meerwasser, die an meinen Reifen zerrten und drohten, meine kleine Maschine unter mir wegzureißen. Ich konnte die Straße nicht mehr erkennen, und nur der ständig rotierende Lichtstrahl des Leuchtturms verhinderte, dass ich vom Weg abkam und ins Meer stürzte.
    Als ich endlich auf den etwas höher gelegenen Grund von Maidenstone Island hinauffuhr, rasten stechende Schmerzen meinen verletzten Arm hinauf, und meine Hand war so taub, dass ich den Gashebel kaum noch festhalten konnte.
    In meinem Hirn schrillten Alarmglocken. Der Blutverlust machte mich schwindlig, und meine Sicht verschwamm. Ich wusste, dass ich gefährlich nahe daran war, das Bewusstsein zu verlieren.
    Wenn ich nicht demnächst ankam, würde ich hier draußen in der Kälte sterben.
    Ich trieb die Vespa voran und fuhr an dem dunklen Leuchtturmwärter-Häuschen vorbei und den überfluteten Weg hinauf, der zu der Tür am Fuß des Leuchtturms führte.
    Das treue Motorrad, das mir das Leben gerettet hatte, kippte zur Seite, als ich abstieg und auf den Leuchtturm
zutaumelte. Zu meiner großen Überraschung schwang die schwere Stahltür problemlos auf, als ich dagegen drückte, und ich trat erleichtert in das trockene, schwach erhellte Innere des Leuchtturms.
    Benommen schwankend stand ich da und widersetzte mich der Verlockung, einfach auf dem schwarzweiß gefliesten Boden zusammenzuklappen und mich einen winzigen Moment auszuruhen. Hinter mir klapperte die Stahltür laut hin und her und zog meine schwindende Aufmerksamkeit auf sich.
    Jetzt stell dich bloß nicht dumm an, schalt mich Miss Praktisch. Mach die verdammte Tür zu und schließ sie ab. Bis jetzt schlägst du dich großartig, aber wenn du hierher gefunden hast, dann schafft Bobby es vielleicht auch.
    Ich zwang mich, zur Tür zurückzugehen, die vom Wind immer wieder aufgedrückt wurde. Mit großer Mühe zog ich sie zu. »Sie hat kein Schloss«, jammerte ich und betrachtete den einfachen Riegel, mit dem die Tür von beiden Seiten geöffnet werden konnte.
    Aus dem Augenwinkel erhaschte ich einen Blick auf den aufgerissenen, blutdurchtränkten Ärmel meiner Skijacke. Mein Blick folgte dem Blut, das aus dem zerrissenen Nylonstoff bis zu meiner Hand rann und von dort zu Boden tropfte. Fasziniert starrte ich die schon ziemlich große rote Lache an, die unter den tropfenden Fingern meiner schlaffen rechten Hand wuchs.
    Ich stieß einen Schrei aus. Mit einem Mal fühlte ich mich schwach und sank auf die Fliesen, wo ich saß, mich hin und her wiegte und meinen blutigen, verletzten Arm mit dem gesunden stützte. »Dan«, murmelte ich. »Dan soll kommen.«
    Die relative Wärme in dem Raum, das leise Brummen
der elektrischen Motoren, die ihre eigene Energieversorgung hatten und die
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