Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau im Rueckspiegel

Die Frau im Rueckspiegel

Titel: Die Frau im Rueckspiegel
Autoren: Julia Arden
Vom Netzwerk:
Scheibe.
    In ihrem Rücken lachte Marius hysterisch auf. »Keine Bank wird ein solches Projekt zum jetzigen Zeitpunkt finanzieren. Die trauen im Moment nicht mal sich selbst, geschweige denn geben sie Kredite raus.«
    »Das laß mal meine Sorge sein«, gab Rebecca sich zuversichtlich. Sie drehte sich um. »Ich will, daß du ein Planungsteam zusammenstellst, das einen Projektplan entwirft, Umbaupläne ausarbeitet und eine Kostenkalkulation für den Umbau erstellt. Ich werde mich um die Kalkulation für den späteren Betrieb der neuen Flotte kümmern.«
    »Du spielst mit dem Feuer, Rebecca! Das ist ein Wahnsinnsprojekt. Die Finanzierung wird in jedem Fall auf wackligen Beinen stehen. Selbst wenn die Bank den Kredit gibt. Was, wenn sie pleite geht? Das ist alles viel zu unsicher«, warnte Marius eindringlich.
    »In Zeiten wie diesen muß man Mut zum Risiko haben«, rief Rebecca enthusiastisch. »Das ist unsere Chance. Wir werden wie Phönix aus der Asche emporsteigen.«
    Marius Schwandte wurde wütend. »Das ist total verrückt! Ein einziger Balanceakt, eine Gratwanderung!« schimpfte er aufgebracht. »Aber das ist so typisch für euch Reklins. Ihr macht einfach, was ihr wollt, ohne Rücksicht auf andere. Dein Vater war auch so ein grenzenloser Egozentriker.«
    »Ach, auf einmal? Soweit ich mich erinnere, hast du seine Ansichten immer gutgeheißen.«
    »Kein Wunder, daß deine Mutter es nicht mit ihm ausgehalten hat«, fuhr Marius unbeachtet Rebeccas Einwurf fort, »aber sie hat sich wenigstens nur selbst umgebracht. Du inszenierst hier gerade ein Massensterben für unsere Mitarbeiter.«
    Rebeccas Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig. Tiefe Falten traten auf ihre Stirn. »Laß meine Mutter aus dem Spiel!« zischte sie mahnend.
    »Ist doch wahr«, brauste Marius nur noch heftiger auf. »Du riskierst, daß die ganze Firma an deiner verrückten Idee pleite geht. Vielleicht solltest du dich mal untersuchen lassen. Größenwahn und Depressionen liegen dicht beisammen, hab ich gehört.«
    »Überleg dir, was du sagst.« Rebeccas Stimme schwebte in einer Tonlage zwischen Wut und Beherrschung. Marius’ Äußerungen gingen deutlich unter die Gürtellinie. »Deine fünfundzwanzig Prozent der Firmenanteile bringe ich allemal auf. So schnell, wie ich dich auszahle und rausschmeiße, kannst du gar nicht gucken.«
    »Ha! Da lache ich aber«, feixte Marius. »Du und mich rausschmeißen. Das kannst du dir gar nicht leisten. Mein Fachwissen ist für dich unentbehrlich.«
    »Niemand ist unentbehrlich, merk dir das.«
    »Mistwetter«, fluchte Christiane. Eilig drückte sie die Kofferraumhaube ihres Kombis herunter, machte zwei schnelle Schritte zur Beifahrertür, griff durch das halboffene Seitenfenster nach dem Quittungsblock auf der Konsole. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, daß sie für die Tagesabrechnung noch zehn Minuten hatte.
    Das haut ja gerade so hin, freute sie sich auf dem Weg ins Büro.
    Der kleine Flachbau, die Leitstelle des Kurierunternehmens, für das Christiane seit zwei Jahren arbeitete, machte nicht viel her. Doch sie hatte sich an den tristen Anblick der grauen Mauersteine gewöhnt. Durch die wenigen Fenster drang nur an hellen Tagen genug Licht. An den anderen Tagen verbreiteten Leuchtstoffröhren grelles Licht, und das Büro wirkte dadurch noch kälter, als es schon von Haus aus war.
    Beim Öffnen der Tür schlug Christiane der charakteristische, Hektik anzeigende Lärmpegel entgegen. Die Telefone klingelten unaufhörlich. Stimmen schwirrten durch den Raum. Einander übertönend, rief man sich Fragen zu. Für den späten Nachmittag ein ganz normaler Zustand. Viele Kunden wollten schnell noch eine Lieferung verbracht haben. Die Gründe für die Eile waren unterschiedlicher Natur. Nur eines hatten alle Kunden gemein: sie brauchten sofort einen Kurierboten.
    »Chris, gut daß du kommst«, rief Michael ihr zu, die Hand auf das Mikro des Hörers legend, der zwischen seinem Ohr und seiner Schulter klemmte.
    Christiane ahnte Unheil. Wenn der Chef selbst Telefondienst machte, konnte das nur eines heißen: es brannte mal wieder die Luft.
    »Alle sind unterwegs oder stecken im Stau«, sagte Michael und bestätigte damit ihre Ahnung. »Niemand ist vor einer halben Stunde frei, und ich habe einen wichtigen Auftrag.« Er nahm die Hand vom Mikro, sprach etwas zu seinem Anrufer.
    »Warum soll es heute auch anders sein als an den anderen Tagen«, kommentierte Christiane trocken und versuchte, in den Umkleideraum zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher