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Die Frau im Rueckspiegel

Die Frau im Rueckspiegel

Titel: Die Frau im Rueckspiegel
Autoren: Julia Arden
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gekleidet . . .
    »Sie sind eine Frau.« Die strenge Stimme bekam einen noch ärgerlicheren Unterton, wandte sich an die Sekretärin. »Warum schickt mir die Personalabteilung plötzlich eine Frau? Wo ist der andere Fahrer?«
    »Immer noch nicht hier«, lautete die unsichere Antwort.
    »Das war nicht meine Frage. Ich sehe, daß er nicht hier ist. Wo ist er? Wann kommt er?«
    . . . aber leider ziemlich arrogant, beendete Christiane ihren Gedanken.
    »Ich komme nicht von der Personalabteilung«, versuchte sie bei der Aufklärung des Durcheinanders zu helfen. »Ich brauche nur eine Unterschrift.« Schließlich wollte sie hier keine Wurzeln schlagen.
    Schlanke Hände nahmen ihr den Quittungsblock aus der Hand. »Wer sind Sie denn?«
    »Kuriertaxi«, antwortete die Sekretärin an Christianes Stelle.
    »Ich habe den Anzug gebracht und benötige eine Unterschrift«, fügte sie erklärend hinzu.
    »Kuriertaxi?«
    »Ja.«
    Dunkle Augen sahen Christiane prüfend an. »Sie kennen sich in der Stadt aus?«
    »Gehört zum Job.«
    »Hm, Sie sind recht groß. Welche Konfektionsgröße?«
    »Wie bitte?«
    Ungeduldiges Abwinken. »Ach was, die Statur paßt.« Der Quittungsblock flog unbeachtet auf den Schreibtisch. Die Frau machte zwei Schritte hin zum Kleiderständer, nahm den Bügel ab, drückte ihn Christiane in die Hand. »Ziehen Sie das an. In einer Dreiviertelstunde muß ich am Flughafen die Gäste empfangen. Sie fahren.«
    Christiane stand völlig verdattert da. »Wie? Aber ich . . . nein!«
    »Wie, nein!« Der Ärger in der Stimme der Frau flackerte erneut auf. »Ich bezahle Sie natürlich für die Zeit. Wenn’s sein muß, gebe ich Ihnen auch eine Zulage.«
    »Ich bin seit heute morgen sieben Uhr unterwegs, und mein Feierabend begann vor . . .«, Christiane schaute auf die Uhr, ». . . zwanzig Minuten. Prinzipiell würde ich Ihnen ja trotzdem helfen, aber heute geht es nicht.«
    »Wieso?« verlangte die Frau in barschem Ton zu wissen.
    »Es geht Sie zwar nichts an, aber ich muß zum Training. Basketball.«
    »Ha! Training. Unsinn.« Die Falten auf der Stirn der Frau vertieften sich. Unwirsch schüttelte sie mit dem Kopf. »Es geht hier um wichtigere Dinge.«
    »Na hören Sie mal! Was für mich wichtig ist, weiß ich ja wohl am besten. Daß Sie andere Prioritäten haben, ist Ihr Problem, nicht meines.«
    Die Augen der Frau wurden schmaler. Sie fixierte Christiane. »Was verdienen Sie als Kurierfahrerin im Monat?« fragte sie mit strenger Stimme.
    »Auch das geht Sie nichts an. Aber es ist ja kein Geheimnis. Tausendsiebenhundert Euro etwa«, erwiderte Christiane.
    »Wie wäre es mit dreitausend?«
    »Was?« Christiane blinzelte verwirrt.
    »Ich zahle Ihnen ein festes Gehalt von dreitausend Euro pro Monat. Als meine Fahrerin. Wenn Sie sofort anfangen. Jetzt!«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Sehe ich aus, als würde ich scherzen?«
    Das nun wirklich nicht!
    »Und nun los.« Ungeduldiges Winken. »Kommen Sie, kommen Sie. Sie können sich hier drinnen umziehen.« Eine Hand schob Christiane energisch in das angrenzende Büro, aus dem die Frau vor zwei Minuten in Christianes Rücken aufgetaucht war. »Beeilen Sie sich«, hörte sie die strenge Stimme noch sagen. Die Tür schloß sich.
    Christiane verharrte überrumpelt und regungslos an der Tür. Wo war sie denn hier hineingeraten? Sie dachte ja nicht im Traum daran, die Uniform anzuziehen und diese unmögliche Person auch nur einen Meter weit zu kutschieren! Die Frau war wohl nicht ganz dicht?
    Andererseits, wenn sie dreitausend Euro im Monat für eine Fahrerin bezahlt, bringt diese Fahrt zum Flughafen sicher einen netten Nebenverdienst ein. Fünfzig Euro? Vielleicht kann ich sogar hundert rausschlagen. Das mit dem Job war doch garantiert nicht ernstgemeint, nur ein Köder, um mich jetzt schnell rumzukriegen.
    »Ach, was soll’s.« Christiane entfernte die Zellophanfolie. »Mal sehen, wie mir so ein Ding steht.«
    Wenige Minuten darauf musterten zwei kritische Augen Christiane von oben bis unten. »Besser, als ich dachte«, lautete das Urteil.
    Christiane sah an sich hinunter. Was hat die denn? Sitzt doch fast perfekt!
    »Ach . . . wie heißen Sie eigentlich?«
    »Chris. . . Christiane Seidel.«
    »Anita, geben Sie Christiane den Schlüssel für den Wagen. Und wenn der Fahrer kommt, sagen Sie ihm, er kann sich seine Papiere in der Personalabteilung gleich wieder abholen. Ich hasse Unzuverlässigkeit.« Ein Blick zu Christiane. »Gehen wir.« Schon ging die Frau mit
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