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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition)
Autoren: Pam Jenoff
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halte mich am Griff neben der Tür fest, während wir durch den Norden Londons rasen. Wie viel Zeit habe ich noch? Mein Herz rast wie wahnsinnig. Simon arbeitet für die Russen. Das ist so absurd, dass ich es noch immer nicht glauben kann. Ich bin in sein Arbeitszimmer gegangen, weil ich einen Beweis dafür finden wollte, dass er mich betrügt. Stattdessen musste ich herausfinden, dass er ein Verräter ist. Aber vielleicht gibt es ja eine ganz andere Erklärung. Ein Geheimauftrag, der so brisant ist, dass er niemandem etwas sagen durfte, nicht einmal mir. Oder wird er erpresst? Womöglich hat ihm jemand damit gedroht, mir oder Rachel etwas anzutun, wenn er nicht tut, was ihm gesagt wird. Aber noch während mir diese Überlegungen durch den Kopf gehen, weiß ich, dass sie nicht zutreffen. Nein, Simon ist tatsächlich ein Verräter, auch wenn ich das nicht glauben möchte. Er hat sich immer mit solcher Leidenschaft in seine Arbeit vertieft. Was können die Russen ihm nur geboten haben, das ihn dazu brachte, sein eigenes Land zu verraten und mir Rachel wegzunehmen?
    „Rachel“, flüstere ich und sehe ihr Gesicht vor mir. Die Straße, auf der wir uns mittlerweile befinden, scheint kein Ende zu nehmen. Während ich aus dem Seitenfenster in die Dunkelheit blicke, möchte ich vor Hilflosigkeit am liebsten laut schreien. Wenn die Maschine erst startet, dann kann sich Simon dem Zugriff der britischen Behörden entziehen, und ich werde Rachel niemals wiedersehen. Ich muss gegen einen Anflug von Übelkeit ankämpfen und lasse den Kopf gegen die Seitenscheibe sinken. Ich kann nur noch beten, dass wir es rechtzeitig schaffen.
    Eine halbe Ewigkeit später halten wir vor dem Eingang zum Luton Airport, und ich springe aus dem Taxi. Durch die Glastüren kann ich sehen, dass im Gebäude alles dunkel ist. Der Parkplatz ist verlassen, nur ein Mann ist dort unterwegs und sammelt Müll auf. Ich laufe zu ihm. „Entschuldigen Sie, aber ich muss um acht die Maschine nach Moskau kriegen.“
    Der Mann legt den Kopf schräg. „Nach Moskau? Soweit ich weiß, geht von hier kein Flug nach Moskau. Abgesehen davon ist der Flughafen für heute geschlossen.“ Das darf nicht wahr sein. Simon ist gar nicht hier. War der Reiseplan nur eine falsche Fährte, um zu verhindern, dass ich ihn aufhalte? „Außer, der Flug geht vom Privathangar“, fügt der Mann hinzu.
    „Und wo finde ich den?“
    Er zeigt auf ein Gebäude zu meiner Rechten. „Da drüben, aber …“
    Ich renne in die angedeutete Richtung los. Hinter dem Flughafengebäude erstreckt sich ein weites Feld, auf dem Passagiermaschinen für die Nacht geparkt sind. Der Hangar kommt mir unendlich weit entfernt vor, und ich renne, so schnell ich kann, bis meine Lungen brennen. Ein leises Brummen ist zu hören, das lauter wird, je näher ich komme. Dann entdecke ich eine einzelne Maschine auf dem Rollfeld, die deutlich kleiner ist als die Flugzeuge, an denen ich vorbeigelaufen bin. Ein Mann kommt um das Flugzeug herum und geht eine kleine Treppe hinauf. Auf der obersten Stufe bleibt er stehen und sieht sich um. Ich kann Simons Silhouette erkennen. Irgendwie gelingt es mir, noch etwas schneller zu rennen. Sie sind noch nicht gestartet, aber die Propeller drehen sich bereits. Simon wendet sich um und will die Maschine betreten.
    „Simon!“, schreie ich, doch wegen des Motorenlärms kann er mich nicht hören. „Simon!“ Diesmal stutzt er und dreht sich halb um. Als er mich entdeckt, bekommt er vor Erstaunen den Mund nicht mehr zu. Ich sehe ihm an, wie er grübelt, wieso ich hier bin, wenn ich doch die Praline gegessen habe. „Wo ist Rachel?“, brülle ich ihn an und hetze die Stufen hinauf.
    „Was soll das heißen? Ich verstehe nicht, was du meinst“, gibt er ruhig und gelassen zurück, als würde er mit einem Kind reden. „Rachel lag in ihrem Bett, als ich gegangen bin.“ Er sagt es mit solcher Überzeugung, dass ich ihm seine vorgetäuschte Ahnungslosigkeit fast abnehmen möchte. Dann zuckt sein Blick ins Innere der Maschine.
    „Rachel?“, rufe ich und gehe weiter.
    Als ich mich an ihm vorbeizudrängen versuche, packt er meinen Arm. „Du hättest nicht herkommen sollen“, knurrt er und starrt mich zornig an.
    Ich erkenne meinen Mann nicht wieder, so abweisend ist seine Miene, so voller Zorn sein Blick. Seine Finger pressen sich in meinen Arm. Einen Moment lang erwäge ich, mich dumm zu stellen, um Zeit zu schinden. Doch ich kann mich einfach nicht zurückhalten. „Ich weiß es,
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