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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition)
Autoren: Pam Jenoff
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Mit wem hast du da telefoniert, als ich dich belauscht habe? Warum schließt du deine Schreibtischschubladen ab?
    Später kommt Simon nach unten, er trägt seine Smokingjacke, die Haare hat er zurückgekämmt.
    „D-du siehst gut aus“, bringe ich heraus.
    „Vielen Dank.“ Er deutet auf die Schachtel auf dem Wohnzimmertisch. „Wie sind die Pralinen?“
    „Ich weiß nicht, ich habe noch keine probiert.“
    „Na, dann probier wenigstens eine, bevor ich gehe. Einverstanden?“ Ich antworte nicht, während er mir die Schachtel hinhält. Ich nehme eine Praline, wickele sie aus der Folie und beiße davon ab. Die Schokolade scheint in der Kehle festzukleben. „Köstlich“, sage ich und muss mich zum Schlucken zwingen. Aber mehr als das kann ich nicht runterbekommen. Ich lasse den Rest der Praline in meiner Hand verschwinden, und als Simon nicht hinsieht, wickele ich sie in eine Serviette.
    „Ich werde meine nach dem Abendessen probieren“, erklärt er und steckt eine verpackte Praline in seine Tasche, dann beugt er sich vor und küsst mich auf die Wange. „Allzu spät werde ich nicht zurück sein.“
    „Viel Spaß“, wünsche ich ihm, während ich Mühe habe, mit ruhiger Stimme zu reden. Ich möchte ihn zurückhalten, ihn auffordern, mir die Wahrheit zu sagen. Mein Herz rast wie wild, als er die Tür hinter sich zuzieht. Ich muss mich zwingen, nicht sofort in sein Arbeitszimmer zu rennen und dort alles auf den Kopf zu stellen. Er wird erst in ein paar Stunden heimkommen, und ich muss mindestens eine halbe Stunde warten, damit ich Gewissheit habe, dass er nicht unerwartet zurückkehrt. Ich lehne mich auf dem Sofa zurück und schließe die Augen, um mir einen Moment Ruhe zu gönnen.
    Plötzlich zucke ich zusammen. Ich muss geschlafen haben. Aber wie lange? Mein Kopf fühlt sich seltsam schwer an, mein Mund ist ganz trocken. „Hallo?“, rufe ich und reibe meine Augen. Keine Antwort. Ich stehe auf und gehe leicht wankend in die Küche, wo ich mir etwas Wasser ins Gesicht spritze. Dann kehre ich zurück in den Salon und sehe aus dem Fenster.
    Ich schüttele den Kopf, der noch immer wie benebelt ist, dann gehe ich nach oben in Simons Arbeitszimmer. Ich bin entschlossener als zuvor, seinem eigenartigen Verhalten auf den Grund zu gehen. In dem Becher mit den Bleistiften steckt auch ein Brieföffner, der das Licht der Deckenlampe reflektiert. Ich greife nach dem Öffner, gerate aber kurz ins Grübeln. Wenn ich das Schloss aufbreche, wird Simon wissen, dass ich hier war. Doch mit einem Mal ist mir das ganz egal. Ich muss die Wahrheit erfahren. Ich schiebe den Brieföffner in den schmalen Spalt zwischen der Tischplatte und der obersten Schublade und drücke ihn ruckartig zur Seite. Das Schloss schnappt auf.
    In der Schublade liegt ein dicker Stapel Papier. Ich nehme die obersten Blätter und sehe sie durch. Wonach suche ich eigentlich? Nach Liebesbriefen? Nach Quittungen für Hotelzimmer? Alles hier scheint mit der Arbeit zu tun zu haben. Das ist doch lächerlich, denke ich. Warum mache ich das? Und doch suche ich weiter. Bei den ersten Blättern handelt es sich um Telegramme aus der Abteilung. Für eine Sekunde zögere ich. Vielleicht sind das geheime Dokumente, die ich nicht sehen darf. Ach, Blödsinn! Ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt, da habe ich das Recht, solche Unterlagen zu sehen. Außerdem würde Simon keine geheimen Dokumente in seinem Schreibtisch aufbewahren. Jedenfalls kann ich mir das nicht vorstellen. Ich überfliege die Telegramme, aber die enthalten nichts Ungewöhnliches. Mich überrascht jedoch, dass sie völlig ungeordnet in die Schublade gestopft wurden. Simon sortiert eigentlich alles alphabetisch in den Aktenschrank hinter dem Schreibtisch, und innerhalb des Alphabets herrscht chronologische Ordnung.
    Weiter unten in dem Stapel stoße ich auf eine Aktenmappe, darin befindet sich eine Liste mit Datums- und Uhrzeitangaben sowie Orten. Ein Reiseplan mit dem heutigen Datum. An oberster Stelle steht der Name Dmitri Borskin. Vermutlich betrifft das irgendeinen Würdenträger, der unser Land besucht. Jemand, der an diesem Abendessen teilnimmt. Simon wird am Telefon lediglich den Zeitplan bestätigt haben. Ich schließe die Mappe. Jetzt ergibt dieses Gespräch über ein Treffen am Luton Airport einen Sinn, und mit einem Mal komme ich mir schrecklich albern vor. Ich betrachte das aufgebrochene Schloss. Irgendetwas muss ich mir einfallen lassen, um Simon eine glaubwürdige Erklärung zu liefern.
    Ich
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