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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition)
Autoren: Pam Jenoff
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krabbeln und sich irgendwo zu verstecken. Ich bekomme keine Antwort. Simon hat Rachel mitgenommen, davon bin ich überzeugt. Aber wie soll er das angestellt haben? Als er zu diesem angeblichen Abendessen ging, war er allein. Wäre er danach noch einmal ins Haus gekommen, dann hätte ich ihn ganz sicher gehört. Ich habe einen sehr leichten Schlaf, beim leisesten Geräusch wache ich auf. Aber auf dem Sofa vorhin habe ich ungewöhnlich tief geschlafen, und als ich aufwachte, war ich wie benommen.
    Die Pralinen. Ich erinnere mich, wie Simon darauf bestand, dass ich eine davon probiere. Er muss mich betäubt haben, damit er mir mein Kind wegnehmen kann. Was hat er in diese Pralinen getan? Instinktiv beuge ich mich nach vorn, stecke einen Finger in den Hals und erbreche eine klebrige braune Masse. Dann richte ich mich auf und fühle mich wacklig auf den Beinen, während sich das Zimmer um mich zu drehen scheint. Wie viel von dem Betäubungsmittel ist bereits in mein Blut gelangt? Ich gehe ins Badezimmer und trinke mehrere Schlucke Wasser. Vielleicht gelingt es mir ja, den Rest des Mittels in meinem Magen zu verdünnen. Plötzlich muss ich mich wieder übergeben, schaffe es aber diesmal bis zur Toilette.
    Schließlich richte ich mich wieder auf und wische mir den Mund ab. Wenigstens fühle ich mich jetzt nicht mehr so schwindlig. Aus dem Schlafzimmer hole ich den Reiseplan, den ich hatte fallen lassen, und begebe mich nach unten. Schon kurz vor sieben! In einer Stunde geht der Flug. Ich muss Simon aufhalten, bevor es zu spät ist.
    Ich muss jemanden anrufen und um Hilfe bitten. Aber wen? Wenn Simon ein Verräter ist, dann weiß ich nicht, wem im Ministerium ich vertrauen kann. Und die Polizei wird keinen Diplomaten festhalten. Ich überlege, ob ich Delia und Charles anrufen soll, aber sie wohnen zu weit weg und brauchen mindestens eine halbe Stunde, bis sie hier sind.
    Mir fällt der Zettel mit Pauls Telefonnummer ein, den ich in aller Eile eingesteckt hatte. Ich hole ihn aus der Tasche und starre auf die Ziffern.
    Dann nehme ich den Hörer ab und wähle die Nummer. „Lakenheath Air Base“, meldet sich eine Männerstimme. Es ist nicht Paul.
    „Paul Mattison, bitte“, sage ich zitternd.
    Nach einer kurzen Pause antwortet der Mann: „Hier gibt es niemanden, der so heißt.“
    Ich fluche stumm und versuche, mich an Pauls neue Identität zu erinnern. „Ich meine Michael … Michael Stevens.“
    „Tut mir leid, aber der hat schon Dienstschluss.“
    „Ich muss ihn unbedingt sprechen“, beharre ich fast panisch. „Es ist dringend.“
    „Und wer sind Sie?“
    „Sagen Sie ihm, dass Marta angerufen hat. Es ist ein Notfall, er muss sich mit mir am Luton Airport treffen. Sofort.“
    „Aber …“, beginnt der Mann.
    „Es ist ein Notfall“, wiederhole ich, dann knalle ich den Hörer auf die Gabel. Ob er die Nachricht weiterleiten wird, weiß ich nicht, aber ich habe jetzt keine Zeit für Diskussionen. Ich sehe zur Uhr. Zehn nach sieben. Ich greife nach Mantel und Handtasche, dann stürme ich nach draußen. Die Tür fällt hinter mir ins Schloss.
    Vor dem Haus bleibe ich kurz stehen. Die frische Abendluft belebt meine Sinne, und ich bekomme einen klaren Kopf. Ich muss zum Flughafen, aber wie? Mit Bus oder Bahn würde ich eine Ewigkeit brauchen. Ich betrachte die Häuser links und rechts und wünschte, ich würde unsere Nachbarn gut genug kennen, um sie um Hilfe zu bitten. Niemand ist zu sehen, den ich ansprechen kann. Ein Taxi! Ich renne in Richtung Hampstead High Street, doch der Taxistand auf der Ecke ist verwaist. Oh Gott, was soll ich nur machen. Ich sehe mich auf der Straße um. Könnte ich einen wildfremden Autofahrer anhalten und ihn bitten, mich zum Flughafen zu bringen?
    Dann entdecke ich in einiger Entfernung ein Taxi, das in meine Richtung unterwegs ist. Quälend langsam nähert es sich, während ich wie wild winke, damit der Fahrer auf mich aufmerksam wird. Dann endlich fährt der Wagen an den Straßenrand und hält. „Zum Luton Airport“, sage ich und setze mich auf die Rückbank. „Ich muss eine Maschine kriegen, um acht Uhr.“
    Der Fahrer sieht über die Schulter und meint zweifelnd: „Luton ist fast eine Stunde entfernt. Ich weiß nicht …“
    Er unterbricht sich mitten im Satz, als ich ihm ein Bündel Banknoten entgegenstrecke. „Hier. Zum Luton Airport, und zwar schnell. Das ist ein Notfall.“
    Dann fährt er so zügig los, dass ich in den Sitz gedrückt werde. Schneller, flehe ich stumm und
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