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Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Titel: Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers
Autoren: Charlotte Sandmann
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sieht. Sie ist keine Frau, die Kekse bäckt und armen Kindern schenkt. Zuerst dachte
     ich, zu Weihnachten tun die Leute eben mancherlei, was ihnen sonst nicht in den Sinn kommt   …«
    »Ich bin überzeugt, dass sie es war«, fiel ihr die Engländerin ins Wort. »Sie müssen sie auf der Stelle verhaften, bevor noch
     mehr Unglück geschieht!«
    Heidegast studierte die Zettel nachdenklich. »Das ist tatsächlich das Produkt eines kranken Geistes, und zwar eines gefährlich
     kranken Geistes«, bestätigte er. »Aber das allein gibt mir keinen Grund, Fräulein Eugenie zu verhaften.«
    »Was brauchen Sie denn noch für Beweise?«, fuhr Amy ungeduldig hoch. »Abgesehen von den Namen auf der Zeichnung gibt es noch
     andere Indizien. Sie wohnte eine Zeitlang in dem Zimmer, das früher Fräulein Hahne bewohnt hatte. Sie hatte jede Möglichkeit,
     ihren elenden Vater zu vergiften. Sie besuchte Paula oft und hatte reichlich Gelegenheit, auchHerrn Paquin zu vergiften. Sie war wütend auf beide. Auf ihren Vater, weil er eine Schande war, und ihren Onkel, weil er ihr
     keine so reiche Aussteuer aussetzen wollte, wie sie es gerne gehabt hätte. Und sie hasst jeden, der jetzt in dem Haus wohnt,
     weil sie immer noch überzeugt ist, dass das Haus und das Erbe eigentlich ihrer Familie zustehen – ganz so, wie es das ungültige
     Testament vorgesehen hatte.«
    »Das sind gewichtige Indizien, meine Damen. Aber Sie dürfen nicht vergessen, dass wir ein schriftliches Geständnis von Fräulein
     Hahne haben, und auch sie hatte Gelegenheiten und Motive zuhauf. Auf keinen Fall kann ich eine junge Dame auf die vorliegenden
     Verdachtsgründe hin verhaften.«
    Amy blickte ihn ärgerlich und mit funkelnden Augen an. »Wozu haben wir eigentlich die Polizei? Wollen Sie warten, bis es weitere
     Tote gibt? Sie brauchen nur den Pfefferkuchen zu untersuchen, dann werden Sie sehen, wie recht wir haben!«
    »Zweifellos. Aber das Labor ist über die Feiertage geschlossen.« Heidegast seufzte. Diese impulsive und selbstbewusste junge
     Frau verstand nicht, dass ihm weitgehend die Hände gebunden waren. Ehe nicht festgestellt war, ob der Lebkuchen überhaupt
     irgendeine verdächtige Substanz enthielt, konnte er in einem offiziell abgeschlossenen Fall nicht weiter tätig werden.
    »Wenn Ihr Labor geschlossen hat, Herr Polizeirat   …«, bemerkte Louise nachdenklich, »vielleicht könnte man mit den Mitteln einer Apotheke zumindest behelfsmäßig feststellen,
     ob dieser Pfefferkuchen Gift enthält? Wenn ja, dann handelt es sich wahrscheinlich wie in den beiden vorigen Fällen um Thallium,
     und ich glaube mich zu erinnern, dass das eine charakteristische grüne Flamme erzeugt.« Sie sprang auf, nochehe er sie hindern konnte. »Kommen Sie! Der Magister ist noch da, wir wollen ihn fragen!«
    Der Kriminalbeamte erhob sich widerstrebend. Er verstand zu wenig von der Toxikologie, um sagen zu können, ob diese Vorgehensweise
     etwas bringen würde, aber ihm war alles recht, wenn er nur nicht nach Hause musste.
    Die beiden Frauen geleiteten ihn, jede mit einem Korb Lebkuchen am Arm, hinüber in die Apotheke.
    Sigmund Schlesinger, der über sein Journal gebeugt saß und mit seiner winzigen, peniblen Schrift Eintragungen machte, blickte
     überrascht auf, als die unvermuteten Gäste in den Raum traten. Rasch stand er hinter seinem Schreibtisch auf, verbeugte sich
     und fragte, womit er zu Diensten sein könne.
    Louise streckte ihm den Korb hin. »Sigmund, Sie müssen uns helfen, es ist wirklich wichtig. Wir müssen unbedingt herausfinden,
     ob diese Pfefferkuchenfiguren mit Thallium versetzt sind.«
    »Wie bitte?« Er fuhr zurück, als könnte das verdächtige Naschwerk aus dem Korb herausspringen und ihn attackieren. Dann ermannte
     er sich wieder. »Das müsste ein Polizeilabor nachprüfen.«
    »Das Labor ist geschlossen, und wir haben es eilig. Bitte!« Louise stellte mit drängender Geste den Korb vor ihn hin. »Ich
     weiß, dass man es irgendwie verbrennen muss, um die hellgrüne Flamme zu sehen, aber die Einzelheiten weiß ich nicht mehr.«
    »Nun, man muss   … Aber ich bin kein Toxikologe.« Wie es seine Art war, fürchtete der Magister sofort, er könnte etwas falsch machen oder seine
     Kompetenzen überschreiten. Sie mussten ihm gut zureden, bis er sich bereit erklärte, einen »provisorischen Versuch« durchzuführen.
    Heidegast folgte ihm und den beiden Frauen neugierig in das Laboratorium mit seiner überwältigenden Anzahl von Töpfen,
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