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Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Titel: Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers
Autoren: Charlotte Sandmann
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Tiegeln,
     Näpfen, Flaschen, Bunsenbrennern, Destillierkolben und anderem Gerät. »Das ist ja eine Wissenschaft, sich allein mit dem Instrumentarium
     hier auszukennen, geschweige denn mit all den Drogen und Arzneien«, bemerkte er.
    Schlesinger lächelte geschmeichelt. »Deshalb muss man auch lange lernen, um ein guter Pharmazeut zu werden.« Er nahm einen
     der Weihnachtsengel aus dem Korb, brach ein Stück davon ab, zerkleinerte es sorgfältig mit einem Wiegemesser und legte die
     Krümel dann auf ein Drahtgitter, das er über dem Bunsenbrenner befestigte. Rauch stieg auf und der charakteristische Geruch
     von verbranntem Gebäck.
    »Sehen Sie etwas?«, fragte Heidegast, der nichts Besonderes entdecken konnte.
    »Ich bin noch nicht so weit.« Der Magister schwenkte das Drahtgitter mit dem verkohlten Gebäck darauf, um es abzukühlen, und
     schüttete das Löffelchen voll schwarzer Masse auf eine Tüpfelplatte. »Metallische Gifte, zu denen das Thallium gehört, erkennt
     man am besten, wenn man erst alle organischen Bestandteile entfernt. So gut es eben geht«, setzte er rasch hinzu.
    »Und was ist das, was Sie jetzt in der Hand haben?«
    »Ein Magnesiastäbchen. Ich glühe es in der Flamme des Bunsenbrenners aus   … So. In der Flasche hier ist konzentrierte Salzsäure, mit der wird es angefeuchtet. Jetzt tauchen wir es in die Substanz
     auf der Tüpfelplatte, bewegen es hin und her, bis die Salzsäure diese durchdrungen hat, und halten es in die Flamme. Was sehen
     Sie?«
    Louise stieß einen Schrei aus. »Hellgrün!«
    Tatsächlich. Die Flamme brannte in dem leuchtenden Blattgrün, von dem sich der griechische Name des Schwermetalls herleitete.
    Heidegast putzte sich umständlich die Nase. Sein Blick wanderte zu den beiden Körben hinüber. Die Chemiker der Polizei würden
     einiges zu tun bekommen, wenn sie nach den beiden Feiertagen wieder im Labor erschienen, denn selbstverständlich musste das
     Experiment von offizieller Seite nachgeprüft werden. Aber er hatte keine Zweifel mehr.
    Nach dem Ergebnis der Analyse konnte er mit Fug und Recht eine offizielle Durchsuchung vornehmen lassen. Vom Löwenhaus aus
     rief er das nächste Polizeirevier an und verlangte, dass man ihm zwei Männer zur Unterstützung schicken solle.
    »Jetzt werden Sie doch etwas unternehmen, oder?«, drängte Amy.
    Er nickte. »Ja. Geben Sie mir die Adresse der Pritz-Toggenaus, ich spreche gleich bei ihnen vor. Sie beide reden mit der Köchin
     und vergewissern sich, dass nur Speisen auf den Tisch kommen, die sie selbst eingekauft und zubereitet hat. Im Übrigen achten
     Sie darauf, dass die Kinder nichts von dieser schlimmen Sache erfahren. Sie haben Leid genug zu tragen, ohne auch noch mit
     dieser Scheußlichkeit konfrontiert zu werden. Dann lassen Sie Ihr Weihnachtsfest ganz wie geplant ablaufen, gehen Sie in die
     Kirche, schmücken Sie den Baum wie gewohnt. Ich glaube nicht, dass Sie noch etwas zu befürchten haben.«
    Während sie sich unterhielten, läutete es an der Haustür und die beiden Wachmänner erschienen. Beide waren in miserabler Laune,
     weil die Pflicht sie an einem eiskalten Weihnachtsabend rief, also veranlasste Heidegast, dass ihnenein wärmender Trunk mit einem hohen Anteil an Rum angeboten wurde. Weitaus weniger unwirsch machten sie sich daraufhin an
     ihre Aufgabe.

3
    Die bittere Kälte schlug dem Polizeirat wie eine Ohrfeige ins Gesicht, als er das Löwenhaus verließ und sich zu der wartenden
     Droschke begab. Die Pferde, denen beim Warten ebenfalls kalt geworden war, zogen energisch an, um sich im Trab zu erwärmen.
     Ihre Hufschläge klangen dumpf im knöcheltiefen Schnee, als liefen sie über einen wollenen Teppich. Heidegast zog die Schultern
     bis zu den Ohren hoch und rieb sich die Hände, während er sein weiteres Vorgehen überlegte.
    Als die Kutsche anhielt, schreckte er aus seinen Gedanken hoch. Er öffnete die Tür, auf deren Rahmen sich dick die Schneeflocken
     abgesetzt hatten, und rief zum Kutschbock hinauf: »Sind wir da?«
    »Ja, Herr Polizeirat. Wir stehen direkt vor der Haustür. Soll ich warten?«
    »Ja, machen Sie das. Es wird nicht lange dauern.«
    Die drei Männer stiegen aus. Die Straße, in der die Pritz-Toggenaus jetzt wohnten, war schlecht beleuchtet und machte einen
     etwas heruntergekommenen Eindruck. Er stapfte die kurze Treppe zur Haustür hinauf und ließ den Klopfer gegen die Messingplatte
     fallen.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis die Tür geöffnet wurdeund ein
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