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Die Frau aus Flandern - eine Liebe im Dritten Reich

Die Frau aus Flandern - eine Liebe im Dritten Reich

Titel: Die Frau aus Flandern - eine Liebe im Dritten Reich
Autoren: Claudia Seidert
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Ady 33 Jahre alt, sie spürt, wie man heute sagen würde, wie ihre biologische Uhr tickt, damals sagte man, »es ist bald zu spät«, und es sollten auch keine mehr kommen.

Post von Renée
    Renée kam nach Antwerpen zurück Punkt genau zum Geburtstag ihrer Mutter, am 18. Mai, zehn Tage nach Kriegsende. In Würzburg war sie noch einige Tage in der Kaserne gewesen, dann mussten die Belgier zum Zug, »an also overcrowded cattle-train in the direction of belgium. Als wir in Aschaffenburg stoppten, waren da GIs, die sagten, wir sollten vermeiden, auf etwas zu treten, das aussah wie Asche. Einer, der das nicht verstand, trat dennoch darauf und da brannte das. Das war ein Rest einer Phosphorbombe, von denen später gesagt wurde, sie seien nicht verwendet worden. Every day we travelled between forty and sixty kilometers. So it took some time. As the weather was splendid, we sat on the roof of the train as there wasn’t place enough inside for everyone.
    Wir mussten raus aus dem Zug in Neufchateau, wo wir eine gute Mahlzeit bekamen und dann fuhren wir in einem normalen Zugnach Brüssel, anschließend nach Antwerpen. Dort fuhr ich mit der Straßenbahn nach Hause.
    Als ich heimkam, war meine Mutter nicht da und ich fragte einen Nachbarn, wo sie wäre. Sie musste arbeiten, weil sie seit September 1944 den Lohn meines Vaters nicht mehr erhalten hatte. Ich hatte gesagt, wenn der Mutter Geld fehlt, dann kann sie von meinem Sparbuch abheben. Später habe ich von ihr gehört, dass sie das nicht konnte, ›nee, ich bekam das nicht, weil du 21 Jahre alt warst‹. So musste sie arbeiten gehen. Und mein Bruder ist krank nach Hause gekommen, er hat eine Lungenentzündung gehabt und sie musste den Arzt und die Apotheke bezahlen. So hing alles an der Mutter. Ich wusste das nicht.
    Firmin ist wieder zu Hause, und Maria und er lassen sich vor ihrem Haus in der Zonnewijzerstraat Nummer 2 fotografieren.
    Coming home gave a strange feeling. We saw the damages from the V-Bombs, we were ignorant about it. Die Leute haben in den Kellern gelebt, auch meine Mutter, und machten Löcher in die Wände zum Nachbarkeller, damit sie, wenn ein Haus getroffen wurde, durch ein anderes entkommen konnten.«
    Renées Vater kehrte eine Woche später zurück. Auch seine Heimreise von Pouch bei Bitterfeld war von Zufällen und Glück begleitet. Zusammen mit einem jungen Holländer machte er sich auf den Weg Richtung Westen. Unterwegs konnten sie ein Stück mit einem amerikanischen Lkw mitfahren, obwohl es dem Fahrer nicht erlaubt war, jemanden aufzunehmen, aber er rief durchs Fenster, »I have to drive very slowly, the curtain is open, you can try.« Sie sprangen auf, irgendwo warf er sie raus, glücklicherweise in der Nähe einer Station vom Roten Kreuz.
    »So we were a family again and with all that travelling and running, I didn’t get a scratch, neither my father. At first we had really trouble to adapt ourselves again to normal life. I got work through a friend, es war für die American Army, die belgische Männer und den Hafen benutzten, weil in Antwerpen und über die Schelde und alle Docks der meiste Nachschub für die Amerikaner und die Briten ankam. Wir erledigten den Papierkram und die Bezahlung der Arbeiter.«
    Während des Krieges hatten verschiedene Widerstandsvereinigungen im Untergrund daran gearbeitet, die deutsche Besatzung zu unterminieren, darunter waren Partisanen genauso wie die in der Unabhängigkeitsfront zusammengeschlossenen Gruppierungen der Résistance. Auch die vor allem in Antwerpen agierenden »Witte Brigade«, die Weißen Brigaden oder Armée blanche. Zeitgleich mit den Amerikanern waren sie offen in Antwerpen eingerückt, im Kern eine Vereinigung von Widerstandskämpfern und belgischen Patrioten. Sie beteiligten sich dann an der Entschärfung der deutschen Sprengvorrichtungen im Hafen und verrichteten Wachdienste an amerikanischen Militärdepots. Die zurückgekehrte Exilregierung misstraute allerdings der Unabhängigkeitsfront, von ihr wurde gesagt, sie sei von Kommunisten beherrscht, und man ging schnell dazu über, die suspekten Gruppierungen zu entwaffnen. In die im folgenden Winter neu gegründeten belgischen Streitkräfte wurden dann nur wenige Partisanen aufgenommen.
    Renée hatte in Neusalz mit einem Belgier im Büro gesessen, der bei den Schwarzen gewesen war, den belgischen Faschisten, der, als er nach Hause zurückkam, zusammen mit seiner Frau verhaftet wurde. Dieser Mann habe in Neusalz erzählt, er sei einmal in
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