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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin
Autoren: B.C. Schiller
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belasse es dabei und frage nicht weiter nach. Vielleicht habe ich mich auch nur getäuscht und mein Verdacht, dass Marion etwas über meine Trennung von Talvin wissen könnte, ist unbegründet.
    „Es geht um Talvin!“, sage ich und presse die Lippen zusammen, als der Satz draußen ist. Eigentlich wollte ich mit niemandem über ihn sprechen, doch Marion ist eine Ausnahme, schließlich kennt sie ihn ja.
    „Talvin? Wer ist Talvin?“, fragt sie und runzelt die Stirn. Das ist enttäuschend, denn ich weiß, dass Talvin sie ziemlich beeindruckt hat. Warum nur verhält sich meine beste Freundin so, als würde sie ihn nicht kennen?
    „Na Talvin eben! Du weißt doch, wir haben uns zufällig am Karlsplatz getroffen, bei der Operngasse. Das ist schon einige Monate her. Kannst du dich nicht mehr daran erinnern? Er hat dir sofort gefallen, das habe ich gespürt!“
    „Moment, Moment! Das letzte Mal haben wir uns getroffen, da warst du mit Raul unterwegs. Stimmt schon, es war am Anfang der Operngasse. Ihr seid gerade von einem Kundentermin gekommen.“
    „Da musst du etwas verwechseln, Marion. Ich habe dich mit Talvin getroffen und richtig, wir waren auf dem Weg in seine Dachterrassenwohnung“, beharre ich verärgert und lehne mich unbewusst zurück. Marion benimmt sich mit einem Mal ziemlich merkwürdig und das ungute Gefühl von vorhin taucht wieder auf. Sie will mir einreden, dass ich mit Raul unterwegs war, obwohl ich sicher bin, dass es Talvin gewesen ist.
    „Na gut, wenn du meinst …“, seufzt Marion und checkt schon wieder ihr Smartphone. Doch sie bekommt keine Nachrichten, will nur zeigen, dass sie noch immer wichtig ist.
    „Also, Liebes. Was ist daran so schlimm, wenn dieser Talvin verschwunden ist?“ Dann streichelt sie sanft meine Hand und diese Berührung löst etwas in mir aus. Ich kann mich nicht mehr beherrschen und erzähle ihr einfach von dem unglaublichen Sex, den ich mit Talvin habe.
    „Läuft zwischen dir und Gregor nichts mehr? Wünschst du dir einen Liebhaber? Denk daran, du hast einen Mann, der alles für dich tut. Gregor ist dein Mann, vergiss das nicht!“
    Das ist also Marions einziger Kommentar. Schon wieder hat sie Gregor erwähnt. Zweimal kurz hintereinander. Der Name törnt mich total ab und Gregors attraktives Gesicht mit den angegrauten Schläfen und den schwarzen Augen schleicht sich in meine gedankliche Bildergalerie von Talvin. Selbst jetzt setzt Gregor seinen Willen durch, obwohl er gar nicht da ist. Er überlagert mit seinem einstudierten Politikerlächeln einfach meinen Liebhaber. Löscht ihn geradezu aus, so wie er immer wieder versucht, mich auszulöschen. Er hat es geschafft: Ich kann mir mit einem Mal das Zusammensein mit Talvin nicht mehr vorstellen. Wieder kriecht diese Kälte in meine Eingeweide.
    „Ist das alles, was dir dazu einfällt?“, frage ich Marion nach einer längeren Pause gekränkt.
    „Liebes, das sind doch alles nur Fantasien. Ich meine, wer hat schon die Zeit für zwei Stunden Sex am Stück und das dreimal am Tag?“ Nervös spielt Marion mit ihrem Smartphone, schielt ab zu auf das Display, doch es kommt ihr kein Anruf zu Hilfe und so müssen wir beide durch dieses peinliche Gespräch.
    „Schon gut, vergiss es einfach“, lenke ich ein, denn ich will mit Marion ja über ganz etwas anderes sprechen.
    „Es sind mir heute eine ganze Reihe merkwürdiger Dinge passiert.“ Dann beginne ich stockend zu erzählen, weit weniger enthusiastisch als zuvor, als ich von meiner Liebe zu Talvin geschwärmt habe, von seinem schwarzen Haar und von seiner braunen Haut, die wie Schokolade schmeckt. Eine Haut, die den Duft von Exotik und Abenteuer verströmt. Eine Haut, von der ich jeden Zentimeter entdeckt habe.
    Doch jetzt spreche ich über eine falsche Handynummer, das verschwundene Namensschild und die merkwürdige Auskunft der Hausverwaltung. Ich will ihr auch das Foto zeigen, das ich von meinem Smartphone gemacht habe, um zu beweisen, dass alles stimmt, was ich sage, doch Marion winkt ab.
    „Warte, warte!“, unterbricht sie mich, als ich wie ein Wasserfall immer weiterrede. „Dieser Talvin wohnt also gar nicht in der Wohnung, in der du gewesen bist?“
    „Natürlich wohnt er dort!“, insistiere ich und klopfe mit meinen Fingerknöcheln auf den Tisch. „Natürlich! Ich bin doch nicht verrückt! Es gibt ein Schlafzimmer mit einem Spiegel an der Decke. Ich sehe alles genau vor mir.“
    „Wenn die Wohnung seit acht Monaten leer steht, dann ist das wohl nicht
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