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Die Formel (Ein Fall für Die Nachtfalken - Band 1) (German Edition)

Die Formel (Ein Fall für Die Nachtfalken - Band 1) (German Edition)

Titel: Die Formel (Ein Fall für Die Nachtfalken - Band 1) (German Edition)
Autoren: Sonja Wild
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der Arbeitsplatte. Ihr wild schlagendes Herz krampfte ihre Eingeweide derart zusammen, dass sie keinen Laut herausbrachte. Sie konnte den Eindringling nur anstarren. Er war groß, fast zwei Köpfe größer als sie und breitschultrig, soweit sie das unter der schwarzen Lederjacke erkennen konnte. Vermutlich war er ein paar Jahre älter als sie selbst, vielleicht Anfang dreißig. Sie sah die dunklen Haare, den Dreitage-Bart, die braunen Augen, die sie anblitzten. Der Typ aus dem Underdog . Was wollte er von ihr? Er hatte sie vorhin schon so merkwürdig angesehen. Erst neulich hatte sie von einem Vergewaltiger gelesen, der seit einigen Monaten hier in der Gegend sein Unwesen trieb. Ihre Knie zitterten, wurden weich.
    Er packte sie am Handgelenk. „Sie sind hinter dir her, wir müssen sofort weg!“ Mit diesen Worten zerrte er sie aus der Küche.
    E ndlich konnten ihr Hirn und ihr Mund wieder Sätze bilden. „Halt! Was soll das? Lass mich los!“ Sie versuchte, sich aus der Umklammerung zu befreien.
    Doch seine Hand hatte sich wie ein Schraubstock um ihren Arm gelegt. Er schleifte sie durch den Flur bis zur Badezimmertür und drehte sich zu ihr um.
    In einem verzweifelten Versuch, sich zu befreien, schlug sie ihm die Faust gegen die Nase und rammte ihm gleichzeitig ihr Knie in den Bauch. Ihr Knie schmetterte ab wie von einer Betonwand, aber wenigstens hatte ihre Faust Spuren hinterlassen. Aber das schien ihn nicht weiter zu beeindrucken. Sie holte gerade zum nächsten Schlag aus, da packte er auch ihren zweiten Arm.
    Ohne Probleme umfasste er ihre beiden Handgelenke mit seiner Rechten, brummte etwas Unverständliches und wischte sich das Blut von der Nase. „Ich will dir doch helfen. Hör mal, die Schritte auf der Treppe. Sie sind schon unterwegs. Sie haben unten auf dich gewartet. Komm jetzt.“
    T atsächlich hörte sie mehrere Paar schwerer Stiefel die morsche Treppe heraufdonnern. „Aber ...“
    Ein ohrenbetäubendes Krachen ließ die Wohnungstür erbeben.
    Sie gab ihren Widerstand auf. Vielleicht war das alles nur ein Traum. Oder sie war einfach komplett verrückt geworden.
    Sie folgte dem Fremden in ihr Badezimmer. Durch das offene Fenster wehte kühler Wind herein. Er sperrte die Badtür hinter ihnen zu. Dann ließ er ihre linke Hand frei, klappte den Klodeckel zu und sprang darauf. Trotz seiner Größe wand er sich mühelos durch das enge Fenster und kam auf einem Gitterrost unter dem Fenster zu stehen.
    Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Da er ihre rechte Hand immer noch festhielt, konnte sie sich nur mit der linken abstützen. Sie fiel ihm fast entgegen, als sie ihre Beine aus dem Fenster gehievt hatte. Kaum hatte sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden, zog er sie schon die rostige Feuertreppe hinunter. „Komm!“ Endlich ließ er ihren Arm los.
    Für einen Moment blieb sie stehen. Sollte sie wieder durch das Fenster zurück ins Bad klettern? Doch er würde sie erwischen, bevor sie ihm das Fenster vor der Nase zuknallen konnte.
    In diesem Moment des Innehaltens hörte sie fremde, laute Stimmen aus ihrer Wohnung. Sie polterte so schnell es ging hinter dem Fremden die Feuertreppe hinunter. Erst mal weg hier. Das Gitter knirschte und krachte unter ihren Schritten. Wenigstens hatte sie sich heute Abend für die Turnschuhe entschieden. Der Wind zerrte an ihrem dünnen T-Shirt. Er riss an ihren Haaren und wehte sie ihr ins Gesicht. Ungeduldig strich sie sie hinter die Ohren. Endlich erreichte sie das Pflaster in dem düsteren Innenhof. Ihr Atem ging stoßweise. Ihr Herzschlag dröhnte in ihren Ohren.
    Der Fremde erwartete sie schon und griff sofort wieder nach ihrem rechten Handgelenk. Sie wollte protestieren und erst einmal durchatmen. Doch er zog sie durch den Innenhof hinter sich her, an den Mülltonnen vorbei durch den schmalen Durchgang, der den Innenhof mit der Straße verband. Am Ende des Durchgangs stoppte er, presste sich an die Wand und bedeutete ihr, hinter ihm zu bleiben.
    So jedenfalls verstand sie seine knappen Gesten. Er spähte um die Ecke auf die Kellerstraße. Sie blickte an ihm vorbei und versuchte, ihren hektischen Atem zu bremsen. Die Straßenlaternen tauchten den Hauseingang in gelbliches Licht. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand ein weinroter Van mit verdunkelten Scheiben. Eine Straßenbahn rumpelte vorbei.
    In dem Moment, als der Blick auf den Van von der Straßenbahn versperrt wurde, riss der Fremde an ihrer Hand und rannte den Gehsteig entlang Richtung
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