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Die Formel der Macht

Die Formel der Macht

Titel: Die Formel der Macht
Autoren: Jasmine Cresswell
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Tatsache gewesen wäre, dass Olivia allein bei der Vorstellung, dass ihr brillanter Bruder sich mit ihrer nutzlosen Stieftochter einlassen könnte, jedes Mal fast einen Schlaganfall bekam. Wenn sie Olivia hätte beruhigen wollen – was sie selbstverständlich nicht wollte –, hätte sie ihrer Stiefmutter sagen können, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte, dass sie lieber Fidel Castro heiraten würde als ihren Bruder. Es gab nur wenige Menschen auf der Welt, in deren Gegenwart sich Summer unbehaglicher fühlte als in der von Olivia, aber Duncan Ryder gehörte zu diesen wenigen.
    Sie ignorierte den drängenden Wunsch, durch den nächstbesten Ausgang zu fliehen und wandte sich ihm zu, um ihn mit einem nicht zu übersehenden Mangel an Begeisterung zu begrüßen. “Hallo, Duncan, wie geht es dir? Ich habe dich schon seit einer Weile nicht gesehen.”
    “Ich war unterwegs und habe eine Reihe von amerikanischen Firmen zu überreden versucht, in verschiedene Entwicklungsprojekte in Recife zu investieren.” Er schaute sie mit verhalten sardonischer Belustigung an. “Aber als ich hörte, dass man dich heute auch erwartet, habe ich natürlich sofort die nächste Maschine nach Hause genommen.”
    “Oh, natürlich. Ich weiß, wie gern du deine Zeit mit mir verbringst.”
    “Und du mit mir.”
    “Oh ja, sicher, du bist mein Traummann. Tatsächlich habe ich sogar eine Verabredung mit George Clooney abgesagt, weil ich gehofft hatte, dass Olivia mich an deinen Tisch setzt.”
    Er legte den Kopf schräg und grinste spöttisch. “Ich fühle mich ausgesprochen geschmeichelt. Vielen Dank.”
    Sie biss sich vor Frustration auf die Lippen. “Es überrascht mich, dass du weißt, wer George Clooney ist”, brummte sie. “Ich hätte nicht gedacht, dass du jemals fernsiehst, bis auf die einschlägigen politischen Sendungen, selbstverständlich.”
    “Sicher sehe ich fern. Ich entspanne mich dabei, wenn ich nicht gerade geldgierigen Konzernen unberührte Wildnis verkaufe.”
    Summer gab vor, seinen Sarkasmus zu überhören. “Hast du das in Recife gemacht?”
    “In Recife gibt es keine unberührte Wildnis mehr”, gab Duncan mit plötzlicher Schroffheit zurück. “Nur jede Menge verfallene Bauten aus dem neunzehnten Jahrhundert und Tausende hungriger Menschen.”
    Rita räusperte sich. “Ich unterbreche nicht gern, aber hier ist mein Tisch. War nett, Sie zu treffen, Summer. Ich melde mich noch mal bei Ihnen in New York, bevor ich nach Maine abdüse.”
    Summer hatte Rita völlig vergessen, die Duncan mit derselben Verzückung anstarrte, die er bei den meisten Frauen hervorrief. Sie machte die beiden, wenn auch verspätet, miteinander bekannt, wobei sie sich wünschte, es möge einen Weg geben, Rita die Botschaft zu vermitteln, dass Duncans atemberaubend gutes Aussehen eine Persönlichkeit übertünchte, die ungefähr so charmant war wie ein Alligator, der Zahnschmerzen hatte.
    “Rita, das ist der Bruder meiner Stiefmutter, Duncan Ryder. Er ist Berater im Außenministerium und leitet die Abteilung für Wirtschaftsbeziehungen mit Lateinamerika. Duncan, das ist Rita Marcil von der
New York Times.
Sie leitet das Umweltressort.”
    “Ich erinnere mich, Ihren Namen schon gelesen zu haben”, sagte Duncan, während er Rita die Hand schüttelte. “Freut mich, Sie kennenzulernen. Ich war sehr beeindruckt von dem Artikel, den Sie letzten Monat über die Auswirkungen von ausländischen Investitionen auf den Umweltschutz in Indien geschrieben haben. Ihre Schlussfolgerungen haben mir eine Menge Denkanstöße gegeben.”
    Rita lächelte erfreut. “Es war interessant, für den Artikel zu recherchieren, und einiges, was dabei herausgekommen ist, hat mich sogar selbst überrascht.”
    “Ich verstehe, warum. Es war ein wirklich sehr erhellender Artikel, schockierend in der Art, wie es wirklich guter Journalismus manchmal ist.”
    “Danke.” Rita, die angeblich so zynische Journalistin, errötete tatsächlich. Summer erkannte wie befürchtet die ersten Anzeichen von Verblendung und unterdrückte ein Aufseufzen. Duncans Affären dauerten höchstens einen Monat, dann verlor er unweigerlich das Interesse, und sie fand sich – nur allzu oft – in der absurden Situation wieder, seinen Verflossenen erklären zu müssen, dass sie die letzte Frau auf der Welt war, die Tipps hatte, wie man Duncans erlahmendes Interesse wiederbeleben könne.
    Sie warf ihm einen Blick zu, in dem sich ihre flammende Abneigung spiegelte, aber natürlich
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