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Die Flüchtende

Die Flüchtende

Titel: Die Flüchtende
Autoren: Karin Alvtegen
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paarweise eingeteilt, damit niemand abseits stehen musste. Sie hatte sich schon eine ganze Woche darauf gefreut.
    Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, als auch schon der erste Einwand kam.
    « Fräulein, ich finde es ungerecht, wenn Sibban nicht verkaufen muss.»
    «Darf ich dann mit Susanne und Eva gehen?»
    Erika klang hoffnungsvoll.
    Torbjörn, der in der Bank vor Sibylla saß, drehte sich zu ihr um.
    «Wenn du schon so reich bist, dann könnt ihr doch die ganze Klassenfahrt bezahlen?»
    Sie spürte, dass es hinter ihren Lidern brannte. Nichts hasste sie so sehr, wie plötzlich alle Blicke auf sich gerichtet zu wissen.
    «Hört her. Ich finde, wir machen jetzt Pause.»
    Ein Gerappel scharrender Stühle. Als Sibylla das nächste Mal aufsah, befand sie sich allein im Klassenzimmer. Nur die Lehrerin stand noch hinter ihrem Pult.
    Sie lächelte Sibylla sanft an und seufzte.
    Sibylla spürte, wie ihr etwas aus der Nase lief, und sie musste hochziehen, damit nichts auf die Bank tropfte.
    «Es tut mir leid , Sibylla, aber da kann ich wohl nichts machen.»
    Sibylla nickte und senkte wieder den Kopf. Das Bild der Festung von Varberg bekam zwei Blasen, als ihr die Augen überliefen.
    Die Lehrerin kam zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    «Wenn du willst, kannst du in dieser Pause hier drinnen bleiben.»
    Als sie aufwachte, war sie matt. Sie musste etwas Unangenehmes geträumt haben. Ihr Hals fühlte sich zugeschwollen an und das Schlucken tat weh.
    Der Ofen war ausgegangen und sie beschloss, Petroleum kaufen zu gehen. Ihre Jacke hatte sie bereits an und sie griff nach ihren Stiefeln. Die waren eisig und ihr kroch die feuchte Kälte an den Beinen hinauf. Sie hob den Rand der Gardine ein wenig und schaute hinaus. Die Häuschen ringsum schienen noch immer leer zu stehen. Auf dem Weg nach draußen schnappte sie sich einen Apfel und öffnete die Tür. Es regnete nicht mehr, aber der Himmel war so grau, dass man sich fragte, wie da überhauptLicht durchzudringen vermochte. Sie trat auf die Treppe hinaus und zog die Tür hinter sich zu.
    Der kleine Garten war gut auf den Winter vorbereitet worden. Man hatte keine Mühe gescheut, die Empfehlungen der Gartenbücher zu befolgen. Die welken Blumen waren alle zurückgeschnitten und auf dem Komposthaufen neben dem Zaun gelandet, und das Beet war teilweise mit Tannenreisern abgedeckt. Dort hatten wohl die empfindlichsten Schösslinge des Paares Johansson überwintert.
    «Suchen Sie jemanden?»
    Sie zuckte zusammen und drehte sich um. Er stand in der Richtung, in die man vom Fenster ihres Häuschens aus nicht sehen konnte, auf der anderen Seite des Zauns und hielt ein paar Zweige in der Hand.
    «Hallo. Oje, Sie haben mich vielleicht erschreckt!»
    Er sah sie misstrauisch an. Sie wusste aus Erfahrung, dass sich im Eriksdalspark regelmäßig Süchtige aufhielten, und deshalb machte sie ihm keinen Vorwurf.
    « Kurt und Birgit haben mich nur gebeten, für ein paar Wochen nach ihrem Häuschen zu sehen. Sie sind auf die Kanarischen Inseln gefahren.»
    Sie trat auf ihn zu und reichte ihm die Hand über den Zaun. Die Kanarischen Inseln waren vielleicht etwas hoch gegriffen? Aber jetzt war es zu spät, um es sich noch anders zu überlegen.
    «Ich heiße Monika. Ich bin Birgits Nichte.»
    Er ergriff ihre Hand und grüßte.
    «Uno Hjelm. Entschuldigung, aber wir halten hier die Augen füreinander offen. Es treiben sich so viele merkwürdige Gestalten herum.»
    «Ja, ich weiß. Darum haben sie mich auch gebeten, ein bisschen nach dem Rechten zu sehen.»
    Er nickte. Sie sah, dass ihre Lüge auf fruchtbarem Boden gelandet war.
    «Auf die Kanarischen Inseln sind sie also? Donnerwetter! Davon haben sie vorige Woche gar nichts gesagt.»
    Nein, das glaube ich.
    «Das kam ganz plötzlich. Sie haben eine billige Last-Minute- Reise erwischt.»
    Er sah zum Himmel.
    «Na, man kann nur hoffen, dass sie da unten besseres Wetter haben als hier. Nicht dumm, sich für ein Weilchen aus dem Staub zu machen.»
    «Nein. Wahrlich nicht.»
    Er versank in Reiseträume und sie nahm die Gelegenheit wahr, das Plauderstündchen zu beenden.
    «Ich mache einen kleinen Spaziergang, komme aber bald wieder.»
    «Ja, gut. Mal sehen, ob ich dann noch da bin. Ich denke, dass ich bald aufhören werde. Ich wollte nur herkommen und ein bisschen nach dem Rechten sehen.»
    Sie nickte und ging auf die kleine Gartenpforte zu. Hoffentlich tauchten Kurt und Birgit während ihres Spaziergangs zu Statoil nicht auf.
    Es könnte
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