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Die Flucht der Königin: Die Chroniken des Magnus Bane (02) (German Edition)

Die Flucht der Königin: Die Chroniken des Magnus Bane (02) (German Edition)

Titel: Die Flucht der Königin: Die Chroniken des Magnus Bane (02) (German Edition)
Autoren: Maureen Johnson , Cassandra Clare
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mich beauftragt, eine vollständige Verwandlung vorzunehmen. Und auch wenn es so gar nicht zu meiner bescheidenen Art passt, muss ich doch sagen, dass sie mir wirklich ganz hervorragend gelungen ist.«
    »Von dieser bescheidenen Art habe ich bisher noch nichts bemerkt«, entgegnete Marcel ohne den Hauch eines Lächelns.
    »Diese Eigenschaft wird überbewertet«, antwortete Magnus achselzuckend.
    »Wie erklärst du dann die Tatsache, dass diese Frau behauptet, Königin Marie Antoinette zu sein?«
    »Ich bin die Königin, du Monster!«, schrie sie mit hysterischer Stimme. »Ich bin die Königin. Ich bin die Königin!«
    Magnus hatte den Eindruck, dass es ihr dabei weniger darum ging, ihre Häscher zu beeindrucken, als vielmehr darum, sich selbst ihrer Identität und geistigen Gesundheit zu versichern. Gelassen trat er vor sie, hob die Hand vor ihr Gesicht und schnippte mit den Fingern. Sie verlor auf der Stelle das Bewusstsein und sank sachte in seine Arme.
    »Warum«, fragte er und drehte sich ruhig zu Marcel um,»sollte die Königin von Frankreich mitten in der Nacht unbewacht auf dieser Straße unterwegs sein?«
    »Eine berechtigte Frage.«
    »Weil sie es nicht war. Es war Josette. Sie musste in jeglicher Hinsicht perfekt sein. Anfangs wollte mein Kunde nur, dass sie wie die Königin aussah, aber dann hat er auf dem Gesamtpaket bestanden. Aussehen, Persönlichkeit, alles. Josette glaubt mit ganzem Herzen, sie sei Marie Antoinette. Tatsächlich habe ich gerade in meiner Wohnung daran gearbeitet, als sie plötzlich Angst bekam und davonlief. Vielleicht ist sie mir hierher gefolgt. Manchmal gehen meine Talente einfach mit mir durch.«
    Er legte die Königin behutsam auf dem Boden ab.
    »Sie scheint außerdem einen leichten Zauberglanz zu tragen«, ergänzte Marcel.
    »Für die Irdischen«, erklärte Magnus. »Ich konnte eine Frau, die exakt so aussieht wie die Königin, nicht einfach durch die Straßen laufen lassen. Es ist aber nur ein ganz leichter Zauberglanz, so leicht wie ein Sommerschal. Sie sollte das Haus ja nicht verlassen. Ich war mit der Arbeit noch nicht fertig.«
    Marcel ging in die Hocke, hob das Gesicht der Königin an und drehte es von einer Seite zur anderen, wobei er mal ihr Gesicht betrachtete, mal ihren Hals. Ein, zwei lange Minuten verstrichen, während derer alle Versammelten auf sein Urteil warteten.
    »Nun«, sagte Marcel schließlich und erhob sich. »Ich muss dir zu einer ausgezeichneten Arbeit gratulieren.«
    Magnus musste sich zusammenreißen, damit niemand seinen erleichterten Seufzer bemerkte.
    »Meine Arbeit ist immer ausgezeichnet, aber ich nehme deine Gratulation gerne an«, antwortete er mit einer nachlässigen Handbewegung in Marcels Richtung.
    »Ein solches Wunderwerk wäre eine Sensation bei einer meiner nächsten Versammlungen. Daher muss ich wirklich darauf bestehen, dass du sie mir verkaufst.«
    »Sie verkaufen?«, fragte Magnus.
    »Ja.« Marcel beugte sich vor und strich mit dem Finger über die Kinnpartie der Königin. »Ja, du musst einfach. Wie viel dir dein Kunde auch bezahlt hat, ich verdopple die Summe. Ich muss sie unbedingt haben. Wirklich erstaunlich. Was immer du verlangst, ich werde es dir geben.«
    »Aber Marcel …«
    »Aber, aber, Magnus.« Marcel wackelte langsam mit dem Zeigefinger. »Wir haben alle unsere Schwächen, und damit sie wachsen und gedeihen, muss man ihnen hin und wieder nachgeben. Ich will sie haben.«
    Zu behaupten, dieser erfundene Kunde sei wichtiger als Marcel, war keine Lösung.
    Denken. Er musste
nachdenken
. Und er wusste, dass Marcel ihm dabei zusah. »Wenn du darauf bestehst«, antwortete Magnus. »Aber wie ich schon sagte, ich war noch nicht fertig. Der letzte Feinschliff fehlt noch. Sie hat aus ihrem vorherigen Leben einige unschöne Angewohnheiten beibehalten. Dieses ganze gezierte Versailler Gehabe muss noch eingearbeitet werden wie bei einer filigranen Stickerei. Außerdem habe ich mein Kunstwerk noch nicht signiert. Ich versehe meine Werke gerne mit einer Signatur.«
    »Wie lange dauert das?«
    »Oh, nicht lange. Ich könnte sie dir morgen wiederbringen.«
    »Mir wäre es lieber, wenn sie hierbliebe. Wie lange kann es schon dauern, deine Arbeit zu signieren? Auf die höfischen Manieren kann ich verzichten.«
    »Aber auch sie zu signieren, braucht seine Zeit«, antwortete Magnus mit einem wissenden Lächeln. »Ich habe eine exquisite Signatur.«
    »Auch wenn ich mit gebrauchten Gütern handle, habe ich doch eine Vorliebe für neuwertige
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