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Die Flotte der Caer

Die Flotte der Caer

Titel: Die Flotte der Caer
Autoren: Horst Hoffmann
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fiel.
    Neben ihm tauchte ein bärenhafter Caer auf. Yorgst sah das Breitschwert erst, als es auf den Altar herabsauste und Dargans Leben beendete.
    Der Aufschrei blieb Yorgst im Halse stecken, denn jetzt erst bemerkte er die wie tot am Boden liegenden Caer-Krieger. Es waren fast zwei Dutzend, und sie füllten den Raum zwischen den Heckaufbauten und dem mittleren Schiffsmast. Mit Dargans Tod kam neues Leben in sie. Sie schlugen die Augen auf, spannten die Muskeln und erhoben sich einer nach dem anderen.
    Dies alles konnte nicht wirklich sein. Er müsste träumen. Doch um ihn herum tobte die Seeschlacht im aufgepeitschten Wasser, als die Krieger nun Waffen gereicht bekamen und aus Yorgsts Blickwinkel schritten, mit kraftstrotzenden Bewegungen und brutaler Entschlossenheit in den Augen.
    An ihre Stelle wurden andere gelegt, total erschöpfte Caer, die aus schlimmen Wunden bluteten. Jetzt lagen diese Männer reglos da und warteten.
    Da war der Funke des Begreifens in Yorgst, doch noch zwei weitere Gefangene mussten sterben, bevor sein Verstand die grauenvolle Wirklichkeit akzeptierte.
    In Elvinon und anderen Teilen Tainnias, die Yorgst kennengelernt hatte, war die Rede von der dämonischen Macht der Caer-Priester gewesen, doch worin sie genau bestand, darüber gab es nur Spekulationen, und je größer der Aberglaube der Bevölkerung war, desto wirrer waren ihre Phantastereien.
    Mit jedem auf dem Altar geopferten Menschen kam neues Leben in erschöpfte und verwundete Caer. Yorgst begriff, dass Caer durch die Magie seiner Priester über eine niemals ermüdende Armee verfügte. Die Lebensenergie der geopferten Feinde ging in die eigenen Männer über.
    Mit aufgerissenem Mund, unfähig, auch nur ein Wort zu sagen, sah Yorgst den Caer-Kriegern nach, die sich erhoben und zu den Waffen griffen, um frisch und kraftstrotzend wieder in die Seeschlacht einzugreifen. Yorgst wand sich unter dem Griff seines Bewachers und konnte nun sehen, wie sie sich an hoch an den Masten befestigten Stricken zu den back- und steuerbords liegenden schwarzen Schiffen hinüberschwangen. Diese nahmen sofort wieder Fahrt auf, und andere tauchten an ihrer statt auf. Yorgst sah Caer, die von anderen getragen wurden und bald auch neben dem Altar liegen würden. Neue Gefangene wurden gebracht, um ihnen ihre Lebensenergie zu geben.
    Doch bevor sie auf den Altar gezerrt wurden, war er selbst an der Reihe. Ringsum tobte die Schlacht mit unverminderter Heftigkeit. Yorgst sah brennende Schiffe der Caer und des Herzogs, sah Enterhaken durch die Luft fliegen und Masten knicken wie dünne Hölzer.
    Dies alles spielte sich in einiger Entfernung ab. Das Schiff des Priesters wurde von anderen schwarzen Dreimastern regelrecht abgeschirmt, so, wie es an unzähligen anderen Stellen geschehen mochte.
    Backbords erschien ein Schiff und brachte gefangene Krieger des Herzogs. Steuerbords wurden kampfunfähige Caer herangeschafft.
    Und er, Samor Yorgst, befand sich mitten in diesem Alptraum. Er hatte geglaubt, in den Seilen unter dem Bug neue Kräfte sammeln und auf einen günstigen Augenblick warten zu können, um wieder in den Kampf einzugreifen. Ausgerechnet unter dem Bug dieses verwunschenen Schiffes!
    Der Tod auf der Ranua wäre ein ungleich gnädigeres Schicksal gewesen. In Yorgsts Verzweiflung mischte sich unbändiger Zorn, Zorn auf sich selbst, der seine letzten Kameraden auf dem Schiff im Stich gelassen hatte, Zorn auf die Caer, die mit Mitteln kämpften, die keines Kriegers und keines Seefahrers würdig waren.
    Und er wollte nicht auf diesem furchtbaren Altar sterben!
    Er erhielt einen Stoß in den Rücken und fiel auf die Knie. Der letzte Gefesselte vor ihm wurde gepackt und zum Altar geführt. Der Mann schrie sich die Seele aus dem Leib, riss sich in einer übermenschlichen Kraftanstrengung los und rannte einem der beiden überraschten Caer, die ihn trugen, den Schädel in den Leib. Der Caer stürzte. Sofort war der zweite heran, aber auch ihm gelang es nicht, den Tobenden zu bändigen.
    »Auf den Altar mit ihm!« kreischte der Priester, und seine Stimme klang wie aneinander geriebener Feuerstein, rau und unmenschlich.
    Der Tainnianer lag auf dem Rücken. Er trat nach dem Caer und traf mit den Stiefelspitzen dessen Kinn. »Niemals!« schrie er. »Ihr bekommt mich nicht lebend!«
    Plötzlich überschlugen sich die Ereignisse. Yorgst spürte, wie der Druck in seinem Nacken nachließ. Sein Bewacher kam den beiden Caer zu Hilfe. Doch was aus seinem unglücklichen
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