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Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren
Autoren: Bryan Smith
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einen Nachrichtenbeitrag, der über den Fernseher an der Wand hinter der Bar flimmerte. »Hast du davon gehört?«
    Natasha blickte mit zusammengekniffenen Augen zum Bildschirm. »Oh. Ja. Dieser Serienmörder in Tennessee.«
    Mark nickte und behielt den Nachrichtensprecher im Blick. »Unser altes Revier. Ich verfolge die Geschichte ziemlich aufmerksam. Der Täter hinterlässt seit Jahren eine Spur von Leichen im Zentrum der Vereinigten Staaten. Die Bullen wollen nicht sagen, warum, aber sie halten den Mörder für eine Frau. Haben ihn ›Jane the Ripper‹ getauft.«
    Natasha kicherte. »Reizend.«
    »Vielleicht spielst du sie ja eines Tages in einem Film und bekommst den Oscar dafür.«
    Natasha lächelte. »Vielleicht.«
    Sie redeten und tranken noch eine Weile. Der Alkohol ließ sie lockerer werden und schwemmte einen Teil der natürlichen Verlegenheit hinweg, die von den langen Jahren der Trennung herrührte. Hin und wieder berührte sie ihn, um etwas, das sie sagte, zu betonen. Einige der Berührungen dauerten länger als andere. Irgendwann kamen Jared und Clay und es gab weitere Umarmungen und Versicherungen, wie sehr sie sich über das Wiedersehen freuten. Sie plauderten weiter darüber, wie es ihnen in der Zwischenzeit ergangen war.
    Als sich der Alkohol zunehmend bemerkbar machte, überraschte sich Natasha selbst damit, dass sie das Gespräch auf ihre letzte Nacht in Ransom lenkte. Sie erzählte den anderen, sie habe versucht, zu vergessen, dass diese Nacht sich je ereignet hatte – aber ein Teil von ihr konfrontierte sie immer wieder mit der Frage, wie es ihnen gelungen war, den Bann des Dämons zu brechen. Also berichteten sie es ihr und wechselten sich ab, um das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven zu schildern. Es wurde ein schauriger Bericht, der jedoch mit einem beruhigenden Nachtrag aufwarten konnte. Clayton hatte das verlassene Grundstück letztlich für ein Butterbrot gekauft und das Haus mit Betonblöcken versiegeln lassen. »Jetzt ist es endlich idiotensicher.«
    Die Unterhaltung bekam erneut einen düsteren Unterton, als Derek McGregor zur Sprache kam. »So wie du hat er uns ausgeforscht und vor einer Weile hier unten besucht.« Jared trank auf der anderen Seite des Tresens, wo er anscheinend seinen Stammplatz eingenommen hatte, einen Schluck aus einer Flasche Corona. »Er befand sich in einer üblen Verfassung. Du weißt schon, spindeldürr und abgemergelt. Blass. Ein richtiges Wrack.«
    Natasha rümpfte die Nase. »Drogen?«
    Jared nickte. »Ja. Wir wollten ihm zwar helfen, aber zu dem Zeitpunkt konnte man ihm schon nicht mehr helfen. Wenig später starb er. Man fand ihn ganz in der Nähe in einer Gasse. Sie entdeckten meine Telefonnummer in seiner Tasche. Ich habe die Leiche identifiziert. Das Traurigste, das ich je tun musste.«
    »Großer Gott. Das ist schrecklich.«
    »Ja.«
    Es folgte ein kurzer Moment des Schweigens, in dem sie alle an den Derek zurückdachten, an den sie sich erinnerten. Dann wurden noch ein paar Worte zu seinem Gedenken gesagt und sie wandten sich anderen Themen zu. Niemand fühlte sich wirklich in der Stimmung, zu lange bei einer so deprimierenden Angelegenheit zu verharren. Stattdessen wurde wieder gelacht und Anekdoten über die schöneren Erinnerungen aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit ausgetauscht. Davon schien es mehr zu geben, als sie alle vermutet hätten.
    So sehr Natasha es genoss, mit Jared und Clayton Versäumtes nachzuholen, sie verspürte Erleichterung, als Mark schließlich vorschlug zu gehen. Er meinte, sie müsse sich dringend seine Wohnung ansehen, um sich zu vergewissern, dass sie eine geeignete Unterkunft für eine Berühmtheit von ihrem Rang darstellte. Sie verließen die Bar und schlenderten Hand in Hand den Bürgersteig entlang.
    Natasha spürte, wie sich etwas in ihr entspannte.
    Sie hatte sich seit langer, langer Zeit nicht mehr so wohlgefühlt. Es war wunderschön, wieder mit Mark zusammen zu sein. Vielleicht wurde keine große Sache daraus. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie nicht füreinander bestimmt waren. Aber zumindest hatten sie diesmal die Chance, es herauszufinden.
    Sie entspannte sich weiter, als sie ihre Entscheidung traf.
    Ich werde ihm von Justin erzählen, dachte sie. Noch heute.
    Danach entscheiden wir, was zu tun ist .
    Gemeinsam .

Bryan Smith

    www.bryansmith.info
    Bryan Smith lebt in Tennessee/USA. Er ist Autor zahlreicher Horrorromane. Er schreibt mit einer explosiven Kraft. In Rekordzeit hat er sich an
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